Warum... willst du auswandern/ bist du ausgewandert???

Agrippa

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Ich fand Macys immer ganz angenehm. Weniger zum ausruhen und wenn ich da bin, dann shoppe ich auch immer schön fleißig. Irgendwie scheine ich da keine Zeit zum ausruhen zu haben.
Was ich auch glaube ist, dass man sich in den USA besser selbst verwirklichen kann als hier. Hier in Deutschland läuft alles immer nach ganz bestimmten Regeln, die eingehalten werden müssen. Ich merke es an meiner täglichen Arbeit, alles hat nach Schema F zu erfolgen. Abweichungen sind nicht vorgesehen. Irgendwie komme ich mir manchmal sogar vor wie ein Beamter. Was definitiv ein großer Vorteil in den USA ist, dass dort im Arbeitsleben vieles unbürokratischer vor sich geht. Und auch, wenn ich in späteren Jahren mal irgendwas anderes machen will, habe ich da Chancen. Hier in Deutschland habe ich noch zu Uni-Zeiten als Werkstudent für meinen jetzigen Arbeitgeber gearbeitet. So kam ich dann nach Abschluss des Studiums rein. Und ich kann im Grunde genommen nur im gleichen Bereich bleiben, würde ich mich aus der Rechnungslegung hinaus in etwas anderes bewerben, würde ich schief angeschaut werden und jeder würde davon ausgehen, dass etwas nicht stimmt und mich ablehnen. Und da habe ich das Gefühl, das ist in den USA anders. Da kann ich dann auch mit weit über 40 noch auf die Idee kommen etwas ganz anderes zu machen und niemand findet es komisch. Hier kann ich es mit Mitte 20 schon nicht mehr...
 

anjaxxo

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Das Wechseln von einem Job in den anderen ist hier sicherlich leichter, da muss ich zustimmen. Allerdings fuehrt es leider auch dazu, dass man hier staendig mit Leuten zu tun hat, die von ihrem Job offensichtlich keine Ahnung haben (siehe oben - Handwerker).
Und ueber "unbuerokratisch" musste ich jetzt gerade lachen. Aber damit kannst du dich auseinandersetzen, wenn du dann ausgewandert bist (obwohl ein bisschen faengt es schon an mit dem Papierkram fuers Visum).
 

Emmaglamour

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Nimm's mir nicht übel, Agrippe, aber Deine Vorstellungen von der Arbeitswelt in den USA sind bestenfalls mit "romantisch" zu beschreiben. Mit der Realität haben die nicht viel zu tun.
Ich fand Macys immer ganz angenehm.
Haha - Erlebnis eines lieben Freundes von mir; hat er mir gerade Freitag erst erzählt (Amerikaner übrigens, nicht, dass Du noch denkst, es wären nur die Deutschen, denen die Unfähigkeit hiesiger Betriebe auf den Schokoklicker ginge...): Freund kaufte sich bei Macy's ein Paar Schuhe. Nachdem er die einige Wochen getragen und für gut befunden hatte, beschloss er, sich das gleiche Modell in weiteren Farben zu kaufen, und er machte das über Macy's Online-Shop, weil er (wie ich übrigens) kein großer Freund vom Einkaufen ist und Malls nicht sonderlich mag. Freund bestellt also drei Paar Schuhe in Größe 11. Freund bekommt die Schuhe geliefert, in drei unterschiedlichen Lieferungen. Freund erhält: Ein Paar Schuhe in Größe 8, ein Paar Schuhe in Größe 9.5 und ein Paar Schuhe in Größe 13. Freund steht nun vor der Entscheidung, die drei Paar Schuhe, die er *nicht* bestellt hat, kostenpflichtig wieder zurückzusenden oder sie dort persönlich abzugeben - bei Macy's in der Mall - wo er ja nur so ungern hingeht. Freund beschließt, künftig nie wieder bei Macy's einzukaufen.
Was ich auch glaube ist, dass man sich in den USA besser selbst verwirklichen kann als hier.
:totlach
Wie kommst Du darauf?
Hier in Deutschland läuft alles immer nach ganz bestimmten Regeln, die eingehalten werden müssen. Ich merke es an meiner täglichen Arbeit, alles hat nach Schema F zu erfolgen. Abweichungen sind nicht vorgesehen.
In den USA sind Abweichungen erst recht nicht vorgesehen, weil hier ständig das Damoklesschwert der immens teuren Klage über den Firmen schwebt. Wenn in einem der Länder kulturell bedingt Dienst nach Vorschrift geschoben wird, dann sind es die USA.
Was definitiv ein großer Vorteil in den USA ist, dass dort im Arbeitsleben vieles unbürokratischer vor sich geht.
:totlach Das muss ich meinen Kollegen hier mal erzählen; die lachen auch gern. :D
Und auch, wenn ich in späteren Jahren mal irgendwas anderes machen will, habe ich da Chancen. Hier in Deutschland habe ich noch zu Uni-Zeiten als Werkstudent für meinen jetzigen Arbeitgeber gearbeitet. So kam ich dann nach Abschluss des Studiums rein. Und ich kann im Grunde genommen nur im gleichen Bereich bleiben, würde ich mich aus der Rechnungslegung hinaus in etwas anderes bewerben, würde ich schief angeschaut werden und jeder würde davon ausgehen, dass etwas nicht stimmt und mich ablehnen.
Entschuldige bitte, aber das ist doch Humbug. Ich habe in Deutschland in gefühlt sieben bis zehn unterschiedlichen Berufsfeldern gearbeitet, und zwar ohne Abschluss und dennoch gut bezahlt. Zimmerei-Handwerk, Bauzeichnen, Marketing/Direktwerbung, eigene Promotionagentur, Journalismus (auch in leitender Funktion), Public Relations (auch in leitender Funktion), Übersetzungen, Eventproduktion und -management. Habe kein Studium abgeschlossen, und der "höchste" Abschluss, den ich habe, ist eine abgeschlossene Berufsausbildung als Bauzeichnerin. Juckt in Deutschland keine Sau, weil dort - von wenigen Berufen wie etwa in den Bereichen Medizin, Wissenschaft und Justiz abgesehen - vorrangig darauf geachtet wird, was jemand tatsächlich kann und nicht so sehr darauf, welche Studien- oder Ausbildungsentscheidung jemand 20 oder 30 Jahre vorher getroffen hat.

In den USA hingegen, wäre es für mich unmöglich, ohne einschlägigen Studienabschluss eine Festanstellung bei einer (anerkannten) Publikation zu bekommen; selbst die Werbe-, Text- und Marketingagenturen wollen in der Regel mindestens einen BA sehen. Schon deswegen, weil die sich (s.o.) ihren Anteilseignern, Kunden etc. gegenüber legal absichern wollen und müssen. Was meinst Du wohl, warum in den USA so viele Leute mit 40 oder 50 noch mal studieren? Nicht, weil sie es wollen, sondern weil sie es müssen, da es quasi unmöglich ist, sich hochzuarbeiten, ohne die erforderlichen Abschlüsse mitzubringen. Und das heißt für viele, dass sie sich in dem Alter noch einmal mit Studienkrediten hoch verschulden müssen, ohne dass sie die realistische Chance haben, diese Kredite vor der Rente abzuzahlen. Da Studienkredite aber nicht erlassen werden (nicht mal im Zuge einer Privatínsolvenz), heißt das für diese Leute gemeinhin, dass stweder nie zur Ruhe setzen können, oder dass sie von ihrer knappen Rente irgendwie noch die Kreditraten abzahlen müssen - ein Traum.
Und da habe ich das Gefühl, das ist in den USA anders. Da kann ich dann auch mit weit über 40 noch auf die Idee kommen etwas ganz anderes zu machen und niemand findet es komisch. Hier kann ich es mit Mitte 20 schon nicht mehr...
Das ist, wie gesagt, Unfug. Auch in Deutschland hat man die Möglichkeit, wenn man es denn will. Das liegt allein an einem selber. Meine Mutter hat in Deutschland mit Ende 50 noch mal 'was ganz Neues angefangen; nun ist sie 78 und macht das immer noch, weil es ihr Spaß macht und weil sie gut ist.
 

anjaxxo

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Hier mal ein Beispiel, wie flexiblel der amerikanische Arbeitsmarkt ist:
Denise, die fuer die Firma arbeitet, die die Labels fuer unsere Produkte herstellt, hat gestern morgen gesagt bekommen: "Your position is no longer needed and we will let you go on Friday".
Sie ist Mitte 50 und hat 25 Jahre fuer diese Firma gearbeitet.

Jetzt darf sie mit Mitte 50 eine ganz neue Karriere starten. Ist doch toll, oder?
 

Agrippa

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Ich kann mal sagen, wie es hier in meinem Leben läuft: Ich habe BWL studiert, Schwerpunkt Rechnungswesen. Während des Studiums war ich Werkstudent in einem großen Versicherungskonzern in Köln in der Abteilung Grundsatzfragen, Rechnungslegung und Steuern. Das war ganz angenehm, da sie mich nach meinem Studium direkt übernahmen und ich nicht den Umweg über ein Wirtschaftsprüfungsunternehmen gehen musste, um da wieder reinzukommen. Jetzt bin ich seit 2 Jahren im Bereich Rechnungslegung tätig. Hauptsächlich wird nach IFRS bilanziert. Wenn ich den Arbeitgeber wechseln will und bei einer anderen Versicherung oder auch Bank im Bereich Rechnungslegung arbeiten möchte - kein Problem. Wenn ich zu einem mittelständischen Unternehmen wechseln möchte, auch noch im Bereich Rechnungslegung, wird es schon schwieriger, denn da ist eher HGB als IFRS gefragt und dann kämen schon die Fragen, warum will der Typ wechseln, da kann ja irgendetwas nicht stimmen. Kurz, das wäre schon schwer. Wenn ich aber überhaupt keine Lust mehr auf Rechnungslegung habe und was ganz anderes machen möchte, kann ich das in Deutschland weitgehend vergessen. Denn mein Lebenslauf ist nur schlüssig in Bereich Rechnungslegung erklärbar. Quereinstieg in andere Branchen und Bereiche ist in Deutschland eher nicht gerne gesehen. Da wird sofort vermutet, dass man das, was man macht nicht kann und die Absage läuft dann nach 08/15. Ist in meiner Abteilung nicht anders. Alle Personen die hier arbeiten, haben einen ähnlichen Hintergrund wie ich, der größte Unterschied: Viele waren noch in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft tätig, bevor sie zu uns kamen. Da wirbt mein Arbeitgeber ja auch bevorzugt Leute ab, die hier von solchen Gesellschaften eingesetzt werden. Das heißt, wir sind hier eine vom Werdegang ziemlich ähnliche Gesellschaft. Das ist in anderen Abteilungen nicht anders.
Und jetzt vergleiche ich das mit Freunden und Bekannten aus den USA. Da studierte ein Freund mit mir zusammen. Der ging zuerst in eine Immobiliengesellschaft und wechselte dann zu LinkedIn und macht da was komplett anderes. Sein Büro bei der Immobiliengesellschaft in SF bot, neben vielen anderen, eine Art Hobbyraum, mit Schlafmöglichkeit. Jetzt bei LinkedIn ist es natürlich lockerer als in einer Versicherung, aber wenn schon etwas staubtrockenes wie eine Immobiliengesellschaft wesentlich lockerer war, wundert das nicht.
In vielen mag es in Deutschland besser sein, aber im Bereich Selbstverwirklichung nicht. Da kann man die einmal eingeschlagene Richtung nur noch schwer ändern. Leider. Quereinstieg in andere Bereich ist dann nicht mehr vorgesehen.
 

anjaxxo

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Wenn ich dich richtig verstanden habe, hast du ein abgeschlossenes BWL Studium und hast 2 Jahre im Bereich Rechnungslegung gearbeitet und jetzt meinst du, dass du das fuer immer machen musst und keine andere Chance mehr in Deutschland hast?
Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.Immer dran denken, nur weil man mal gehoert hat, das etwas nicht geht, heisst das nicht, dass es auch wirklich nicht geht. Hast du es denn mal selbst richtig versucht?

Ausserdem gibt es ja auch immer Weiterbildungsmoeglichkeiten, die man wahrnehmen kann, um sich andere Arbeitsgebiete zu eroeffnen.

Wenn du jetzt seit 20 Jahren in der Rechnungslegung mit deinem Programm arbeiten wuerdest, dann koennte ich mir vorstellen, dass dein Lebenslauf dich da auf etwas festlegen wuerde, aber du bist gerade mal 2 Jahre im Berufsleben, da baut man sich doch seinen Lebenslauf gerade erst auf und da ist es auch ganz normal, dass man nicht immer in derselben Abeteilung oder im selben Arbeitsgebiet arbeiten moechte.
 

Ezri

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Erinnert mich an den Spruch: "Alle haben immer gedacht: "Das geht nicht." Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht." ;)

Nachtrag: Der Admin arbeitet auch nicht mehr genau in dem Bereich, den er mal studiert hatte.
 

Wendy

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Die Idee, daß Du "festsitzt" hast Du nur in Deinem Kopf.

Ich bin in Deutschland.

Beispiel gefällig? Ich habe Industriekauffrau in einem Automobilkonzern gelernt.
Nach der Ausbildung hatte ich die Chance, im Büro bei einem Reiseveranstalter einzusteigen. Der Job "erweiterte" sich.
Dann wechselte ich in eine konzerngebundene Reisebürokette, wo ich "Gruppen- und Incentive-Reisen" organisierte. Außerdem machte ich nebenbei Reiseleitungen für ein Busunternehmen.
Als das Betriebsklima schlecht wurde, suchte ich mir was Neues.
Nun bin ich in einem Architekturbüro (das schon mehr als ein paar Jahre - weils abwechslungsreich und interessant ist und auch nach Jahren noch "spannend").

Die Grenzen sind nur in Deinem Kopf.
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Lieber Agrippa,

jetzt könnte der Moment sein, an dem Du ggf. denkst, dass wir Dir alles nur madig machen wollen. Wollen wir natürlich nicht, wir wollen Dir lediglich die Gläser deiner rosa Brille etwas putzen https://https://www.usa-auswanderer...-schritt/3341-diskussion-zur-rosa-brille.html :rosa

Das Gras ist auf der anderen Seite des Zauns einfach nicht grüner und es ist für eine Auswanderung in der Regel keine gute Basis die Auswanderung damit zu begründen, was im Heimatland alles doof ist, denn 1. kommt es anders 2. als man denkt und 3. sind vor allem die Dinge die man in Deutschland doof findet in den USA nicht selten noch doofer ;)
Daher finde ich, dass Abenteuerlust als Auswanderungsgrund eigentlich schon völlig langt :winke
 

anjaxxo

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Genauso sollte man das sehen. Als ein Abenteuer, das vielleicht ein Leben werden kann. Denn es sind ja nun so einige dageblieben.
Es ist ja auch nicht alles schlecht, aber wenn ich das immer hoere, ich mag die Mentalitaet der Amerikaner, das Arbeitsleben ist viel besser, man hat mehr Moeglichkeiten...
Das ist so alles nicht wahr.

Klar, wenn man eine gottesfuerchtige, spiessige und kleinbuergerliche Mentalitaet gut findet, ist man hier schon mal richtig. Das sind hier gefuehlte 50 % der Menschen oder sogar mehr (wie gesagt, no statistics, just my feelings).
In Deutschland gibt es genausoviele coole Menschen mit einer tollen Lebenseinstellung wie in Amerika. Und die, die in Amerika bleiben und "es geschafft" haben den amerikanischen Traum zu leben, die haetten es auch woanders geschafft, z.B. in Deutschland oder wer weiss wo.
Diejenigen, die vor ihren Problemen fliehen, die schaffen es meistens nirgendwo, denn die Probleme kommen immer mit, denn sie liegen in einem selbst.
 
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