Rynoa, ich kann dich gut verstehen! Allerdings wundert es mich, dass es dir nach einem Jahr schon so geht. Also, ein Jahr hätte ich bestens überstanden, ohne Frust zu entwickeln, vor allem, wenn man weiß, dass der Aufenthalt begrenzt ist. Ich bin ganz offen für Neues nach Stuttgart gezogen und habe es erst gar nicht glauben wollen, dass es dort schwer ist, Leute kennenzulernen, denn ich hatte vorher noch immer überall leicht Leute kennengelernt. Und ich fand die spießige Mentalität am Anfang eigentlich ganz witzig, weil es etwas Neues war. Bei mir setzte die Frustphase erst nach ca. 2 Jahren ein, als ich sah, wie der Hase lief.
Stell dir vor, ich habe das 10 Jahre und 2 Wochen aushalten müssen. Ja, genau, bloß nicht zu laut sein, nicht aus der Reihe tanzen, und die "heilige" Kehrwoche (hatte Gott sei Dank in meinem Haus keine, wusste anfangs gar nicht, was mir da erspart geblieben ist).
Aber ich will nicht nur lästern, jetzt fahre ich, wie gesagt, wieder sehr gerne nach Stuttgart, um meine Freunde zu besuchen. Ich habe sogar Schwaben in meinem Freundeskreis, die sind allerdings weit gereist und weltoffen und damit nicht mehr ganz typisch schwäbisch. Und ich schaue die Bienzle-Tatort-Wiederholungen zu gerne an, da kann ich dann immer so schön bei lachen. Insbesondere über den Hausmeister! Ich bin ja eine Verfechterin von Dialekten als kulturelles Erbe, spreche selbst auch meinen Heimatdialekt und das sehr gerne. Wenn mich Schwäbisch nervte, dann lag das nicht am Dialekt selbst, sondern an der ganzen Mentalität, die dahintersteckte und die im totalen Gegensatz zu meiner persönlichen Auffassung vom Leben und von der Welt stand. Ich könnte ein Buch schreiben!
Als ich nach KL zog, habe ich bei allen potenziellen Vermietern (bei der Häusersuche) erstmal nachgefühlt, ob sie was dagegen haben, wenn man mal ein Fest macht (ich war ja von Stuttgart "geprägt"). Und die fanden meine Frage sozusagen befremdlich, denn sie fanden das ja total normal! In Stuttgart war das gar nicht normal, da musste ich immer mit einer Beschwerde rechnen, wenn bei mir auf dem Balkon abends nach 10 mal einer flüsterte oder laut nieste (die Hausmeisterin wohnte genau über mir und rief dann jedesmal bei mir an, weil sie sich gestört fühlte, bis ich ihr mal am Telefon gut die Meinung gesagt habe).
Ich war auch immer bis aufs Blut genervt vom Äffle und Pferdle und all diesen Sachen!
Gott sei Dank ist das Schnee von gestern! Seitdem bin ich wieder die "Alte", gut gelaunt, fröhlich und auf zu neuen Taten! Ich dachte schon, dieser Tag würde nie mehr kommen und es war wie ein neues Leben!
Jetzt gefällt mir Stuttgart ganz gut, wo ich nicht mehr dort wohnen muss.