Höflichkeitsfloskeln in den USA - Angenehm oder Nervig

stephie_80

Active Member
Noe, es nervt mich nicht. Ich muss aber sagen, dass ich auch in Deutschland nie schlechte Erfahrungen gemacht habe...und bei der Baeckerei bei der ich in deutschland gearbeitet habe wurden auch immer alle auf Freundlichkeit gedrillt. Der Chef hat uns auch heimlich beobachtet um zu sehen ob wir auch freundlich zu den Kunden sind.
Bei meinem letzten Deutschlandbesuch hab ich verzweifelt bei real nach Gummistiefeln gesucht und da wurd mir auch sehr nett geholfen.

Auch in den USA ist der Service nicht immer das Wahre...mein Mann sagt dann immer, ueberleg mal du wuerdest hier den ganzen Tag stehen, dann haettest du auch schlechte Laune...gerade in den Laeden wo ich mal Hilfe braeuchte ist dann keine Menschenseele da.

Im Buero fragen mich alle immer staendig "What's happenin'?" Das nervt...ich mein ich arbeite...was soll schon passieren...
 

Emmaglamour

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Ach,ja Emma, deine geschichte ueber die netten und hilfsbereiten erinnert mich an folgendes Anekdoetchen: Ein Mann schwaermt vor seinen Freunden von Paris, die Menschen waeren dort so hilfsbereit, kaum ist man angekommen, kommt schon jemand der einem die Koffer traegt, man wird zum Essen eingeladen und ohne Bezahlung wird einem die ganze Stadt gezeigt, dann braucht man nicht einmal die Hotelrechnung zu bezahlen. Daruf fargt einer der Freunde: Und das ist dir passiert?
Nein, nicht mir- meiner Schwester. war die Antwort.
Und was willst Du mir damit sagen? Dass ich all die Höflichkeiten und die Hilfsbereitschaft, die mir in Deutschland (Ausnahme: München) beinahe mein ganzes Leben lang begegnet sind, lediglich in meiner Einbildung erlebt habe?

Es mag ja sein, dass es Deine Wunschvorstellung ist, dass es in den USA viel freundlicher und service-orienter zugeht als in Deutschland - aber meiner persönlichen Erfahrung entspricht das nicht. Meiner persönlichen Erfahrung nach nehmen sich die beiden Völker da überhaupt nichts.
Glaubst du im Ernst, die hilfsbereiten Gartenlokalbesucher haetten zwei jungen Maennern beim Umzug geholfen?
Keine Ahnung. Ich kann mir ja beim nächsten Mal, wenn ich in dasselbe Haus einziehe, 'nen Bart ankleben und es versuchen. :D

Ich kann Dir aber sagen, dass bei IKEA in Atlanta, wo ich mich etwa eine halbe Stunde allein abmühte, eine große Matratze in einen schon recht vollbeladenen Van zu quetschen, dessen Ladeluke deutlich schmaler war als die Matratze breit, keine Sau seine Hilfe angeboten hat. Das wäre mir bei IKEA in Spandau nie passiert. Vielleicht sind die Amis ja bei Männern hilfsbereiter... :baeh
Noe, es nervt mich nicht. Ich muss aber sagen, dass ich auch in Deutschland nie schlechte Erfahrungen gemacht habe...und bei der Baeckerei bei der ich in deutschland gearbeitet habe wurden auch immer alle auf Freundlichkeit gedrillt. Der Chef hat uns auch heimlich beobachtet um zu sehen ob wir auch freundlich zu den Kunden sind.
Bei meinem letzten Deutschlandbesuch hab ich verzweifelt bei real nach Gummistiefeln gesucht und da wurd mir auch sehr nett geholfen.
Wie schön, dass da noch jemand im gleichen Deutschland gelebt hat wie ich. :D Ich hatte mich schon gewundert. :gruebel
Auch in den USA ist der Service nicht immer das Wahre...mein Mann sagt dann immer, ueberleg mal du wuerdest hier den ganzen Tag stehen, dann haettest du auch schlechte Laune...
Ich sag's doch: Walmart.
Da ist mir noch nie geholfen worden. Die Leute sind entweder planlos oder faul, ich tippe auf eine Kombination.

Im Buero fragen mich alle immer staendig "What's happenin'?" Das nervt...ich mein ich arbeite...was soll schon passieren...
*grins*
Na, hätte doch sein können, dass Du ganz nebenbei die Idealformel für den Weltfrieden entdeckt hättest. ;)
 

Hepkat

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Hier ein Auszug vom Buch "Business Knigge International" von Kai Oppel:

Kommunikation und Sprache: Nicht alles ist so gemeint, wie es gesagt wird

„Bei meinem ersten Bewertungsgespräch sagte mir mein Chef, dass ich alles ganz toll mache, aber dass ich ein bisschen vorsichtiger mit den Leuten umgehen sollte“, erinnert sich Daniela Puzzovio an ihre ersten Berufserfahrungen in den USA. „Mein Chef erklärte mir, dass eine Kollegin wegen mir geweint hätte. Ich war entsetzt und fragte ihn, ob wir im Business oder im Kindergarten seien. Er sagte, dass wir uns in den USA befinden und man hier nicht über Fehler spricht, sondern erst mal alles Positive hervorhebe und dann über Verbesserungen spräche. Laut Puzzovio besitzen viele Deutsche kein Empfinden für die Direktheit ihrer Sprache.

Während Adolph Freiherr Knigge Ehrlichkeit und konkrete Ansagen in seinem Werk vor mehr als 200 Jahren pries und direkte Ansagen in Deutschland gang und gäbe sind, kommunizieren Amerikaner hauptsächlich zwischen den Zeilen. „Direktheit empfinden viele Amerikaner als Affront“, sagt Relocation-Expertin Regine Albrecht. Diese Kommunikationsart führt im Geschäftsalltag zwischen den Kulturen zu einer ganzen Reihe von Missverständnissen. Wenn Sie etwa von einem Amerikaner eingeladen werden, sollten Sie dieser Einladung nie sofort Folge leisten. „You have to come by during summer to one of our barbeques“ („Du musst uns unbedingt einmal im Sommer zum Grillen besuchen“) ist eine unverbindliche Nettigkeit – mehr nicht. Anders als in Deutschland wird sich der Amerikaner ziemlich wundern, wenn Sie ihn kurz besuchen. Solche Einladungen gelten wie die Floskel „How are you“ (Wie geht es?) als Austausch von Höflichkeiten. „Deutsche nehmen den Inhalt solcher Floskeln zu stark wahr und sind danach enttäuscht“, weiß Albrecht. Aus amerikanischer Sicht ist dies jedoch nicht oberflächlich, sondern höflich. Regel: Erst wenn ein konkreter Termin genannt wird, gilt die Einladung.


Ich muss mit diesem Themen ständig kämpfen, denn meine Studenten verstehen auch nicht warum Angelsächsiche (Amerikaner, Brite, Kanadier, etc) nicht meinen was wir sagen, aber es ist halt so. Akzeptiert es, ist alles was ich ihnen sagen kann. Tatsache ist, wir verwenden eine Reihe von Floskeln um höflich miteinander zu sein ("What a nice blouse you're wearing today", "we should get together some time", etc). Eine echte Einladung aber wird angeboten nur wenn einen Termin erst erwähnt wird - "we should get together some time, what are you doing next Saturday?" Alles andere sind nur höflich sein.
 
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yogi123

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Nein,das wasre, Emma, keine imaginaeren Erlebnisse, sondern als Frau erlebt man mehr Nettigkeiten, als ein Mann.
Denn Maenner sind einfach gestrickt, sie reagieren auf positive optische Reize staerker als Frauen.
Also, vertragen wir uns wieder?
 

Ace

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Nein,das wasre, Emma, keine imaginaeren Erlebnisse, sondern als Frau erlebt man mehr Nettigkeiten, als ein Mann.

Ich bin zwar nicht Emma, aber ich denke mal, das ist hüben wie drüben gleich. Der "armen hilflosen Frau" (ich will jetzt Emma nichts unterstellen, habe ja schon gelesen, dass sie sehr schlagkräftig ist:D) hilft der amerikanische Kavalier sicher auch lieber als dem neuen Nachbarn. ;)

Eigentlich kann ich mich über den Service in Deutschland nicht beklagen. Hier in meinem Kaff begrüßt einen (fast) jede Supermarktkassiererin freundlich und wünscht einem noch einen schönen Tag. In der Bäckerei genauso und in Kaufhäusern a la Karstadt werde ich auch meistens zum Regal geführt. Neulich wurde in meinem Stammsupermarkt alles umgeräumt und da ist dann eine Verkäuferin extra mit mir durch die Reihen gegangen und hat mitgesucht.
Sicher, in den USA ist es da teilweise noch viel besser, aber so eine extreme Servicewüste ist Deutschland auch nicht.

Allerdings sind die Leute in größeren Städten generell unfreundlicher habe ich manchmal den Eindruck. ;) In New York wurde ich in manch einem Geschäft gar nicht begrüßt.
 
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Lileigh

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Citizen
Nein,das wasre, Emma, keine imaginaeren Erlebnisse, sondern als Frau erlebt man mehr Nettigkeiten, als ein Mann.
Denn Maenner sind einfach gestrickt, sie reagieren auf positive optische Reize staerker als Frauen.
Also, vertragen wir uns wieder?


Das hiesse ja bei meinen selbst erlebten Faellen, dass ich fuer die Maenner wohl zu haesslich war.
Ganz toll. :traurig1

Nein, Scherz....als Frau hat man es da tatsaechlich irgendwie leichter, aber auch nicht immer.
Was mir generell auf den Nerv geht, wenn ich Leute begruesse und beispielsweise einfach nur
froehlich "Guten Morgen" sage und dann als Antwort ein "Was ist an dem Morgen gut?" kassiere. Kam schon sehr oft in Deutschland vor und auch hier drueben.
Ist vielleicht auch so, dass ich auf der Arbeit so getrimmt wurde. Egal, wie doof dein Tag ist, lass es den Gast/Kunden nicht merken und freu dich, dass er da ist. Wer das nicht kann, hat in Bereichen mit Publikumsverkehr und direktem Kontakt nichts verloren.
Das gilt natuerlich auch andersrum. Manche nehmen das Sprichwort "Der Kunde ist Koenig" viel zu woertlich und lassen dann auch mal die schlechte Laune an der kleinen Kassierin an Kasse 5 aus.


Yogi, der Real im Rhein-Main Gebiet war nicht zufaellig in der Wiesbadener Gegend? Da arbeitet naemlich mein Stinkstiefel.

Und das was Hepkat zitiert...
Ich muss gestehen, ich war schon so in Deutschland. Ich fand an Aussagen wie "Lass uns mal einen Kaffee trinken gehen" nichts verbindliches oder eben bei "Komm vorbei wenn du magst."
Entweder man hat dann nochmal telefoniert und das ganze dann tatsaechlich festgemacht oder eben nicht.
Aber man war sich nie boese, weil es nie dazu kam.
Das lag aber auch daran, dass sich einfach das Leben der anderen zu meinem unterschied. Ich hab 2 Kinder, die anderen kinderlos. Ich arbeitete Schicht, die anderen nicht. Wenn ich frei hatte, hatten die anderen einen 12h Tag, wenn die anderen frei hatten, musste ich arbeiten usw.

Bei uns hiess ein "Lass uns einen Kaffee trinken gehen" uebersetzt "Wenn wir beide endlich mal einen Tag finden, an dem wir beide Zeit haben, muessen wir uns mal wieder zusammensetzen und quatschen."

Und wenn ich das lese „You have to come by during summer to one of our barbeques“
Da erwarte ich ehrlich gesagt nichts. Ich kann noch nicht mal erklaeren, warum.
 

i-love-nyc-schaanel

Well-Known Member
Egal, wie doof dein Tag ist, lass es den Gast/Kunden nicht merken und freu dich, dass er da ist.

Das ist bei uns in der Gastronomie, auch oberstes Gebot...äh nicht ganz, darüber steht noch, dass das Essen absolut traumhaft ist ;)...

Man muss immer nett sein, egal ob man sich fünf Minuten vorher mit dem Ehemann etc in den Haaren hatte...oder ob man fiese Kopfschmerzen hat. Der Gast kann das auch erwarten...er zahlt nicht nur das Essen alleine.
Allerdings kann ich auch erwarten, höflich behandelt zu werden...gestern hatte ich z.B. Gäste die meinten mich her pfeifen zu können als ob ich ein Hund sei... Man muss sich teilweise auch von Gästen, die vielleicht schlechte Laune haben, richtig mies behandeln lassen. Sie kommen von oben herab und meinen etwas besseres zu sein...

Gäste bezahlen für gutes Essen und guten Service, aber nicht für meine Seele ;)
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Und das was Hepkat zitiert...
Ich muss gestehen, ich war schon so in Deutschland. Ich fand an Aussagen wie "Lass uns mal einen Kaffee trinken gehen" nichts verbindliches oder eben bei "Komm vorbei wenn du magst."
Entweder man hat dann nochmal telefoniert und das ganze dann tatsaechlich festgemacht oder eben nicht.
Aber man war sich nie boese, weil es nie dazu kam.

Aber man ist sich auch nicht böse und man wundert sich auch nicht, wenn man dann tatsächlich spontanen Besuch bekommt. :)
 

Emmaglamour

Well-Known Member
Greencard
Nein,das wasre, Emma, keine imaginaeren Erlebnisse, sondern als Frau erlebt man mehr Nettigkeiten, als ein Mann.
Denn Maenner sind einfach gestrickt, sie reagieren auf positive optische Reize staerker als Frauen.
Damit setzt Du aber wiederum voraus, dass es immer nur heterosexuelle Männer waren/sind, die Hilfe angeboten haben/anbieten. Dem ist aber nicht so. ;) Da waren auch schwule Männer und weibliche Heten darunter. :D
Im übrigen helfe ich auch immer, wenn ich merke, dass jemand Hilfe braucht, und zwar nicht nur knackigen Männern mit Eins-A-Optik, sondern auch hässlichen Frauen. :D
Also, vertragen wir uns wieder?
Wir vertragen uns sowieso, aber deswegen können wir doch unterschiedliche Meinungen vertreten bzw. unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben? ;)

Ich bin zwar nicht Emma, aber ich denke mal, das ist hüben wie drüben gleich. Der "armen hilflosen Frau" (ich will jetzt Emma nichts unterstellen, habe ja schon gelesen, dass sie sehr schlagkräftig ist:D) hilft der amerikanische Kavalier sicher auch lieber als dem neuen Nachbarn. ;)
Der amerikanische Kavalier denkt vor allem, dass er allem, das einen Rock trägt, hinterherhupen/-pfeifen muss. Und das ist doch manchmal etwas anstrengend.

Allerdings sind die Leute in größeren Städten generell unfreundlicher habe ich manchmal den Eindruck. ;) In New York wurde ich in manch einem Geschäft gar nicht begrüßt.
Wahrscheinlich sind wir nicht ausreichend "hip". :D Ging mir nämlich auch schon öfter so.
Das hiesse ja bei meinen selbst erlebten Faellen, dass ich fuer die Maenner wohl zu haesslich war.
Nö. Das hieße lediglich: Idioten gibt es überall. Idiotie ist keine Frage der Nationalität, die wird nach einem Zufallsprinzip zugeteilt. :D

Ich muss gestehen, ich war schon so in Deutschland. Ich fand an Aussagen wie "Lass uns mal einen Kaffee trinken gehen" nichts verbindliches oder eben bei "Komm vorbei wenn du magst."
Nein? Ein "Komm vorbei, wenn du magst" ist für mich gleichbedeutend damit, dass ich jederzeit willkommen bin. Und das nutze ich auch, wenn ich in der Gegend bin. Also sag sowas bloß nie zu mir, wenn Du es nicht ernst meinst. :D
Bei uns hiess ein "Lass uns einen Kaffee trinken gehen" uebersetzt "Wenn wir beide endlich mal einen Tag finden, an dem wir beide Zeit haben, muessen wir uns mal wieder zusammensetzen und quatschen."
Das ist doch dann aber doch ernst gemeint und scheitert am Termin. Und es wird nicht ausgesprochen, um dem anderen durch die Blume klarzumachen, dass man absolut keine Absicht hat, sich mit ihm zum Kaffee zu treffen. :kaffee
 
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