Ich meinte eher die Storys von z.B. Lileigh, die ja wahre Erlebnisse sind
Meine Erfahrungen sind schon extrem, aber eben auch nur meine Erfahrungen. Es gibt einiges, das sicherlich mehr allgemeingueltig ist (e.g. einige Ecken sind progressiver als andere).
Bei mir kommt eben hinzu, dass ich mit der angeheirateten Familie wirklich das grosse Los gezogen habe. Alle stereotypes, die man ueber die Amerikaner hat, wirklich geballt auf einem Haufen. Da kommt man mit dem Augenrollen gar nicht mehr hinterher.
Desweiteren bin ich dann auch noch in einer Stadt mit hoher Kriminalitaetsrate gelandet. Innerhalb der letzten drei Wochen gab es in der Ecke, in der wir vor kurzem noch wohnten, drei Schiessereien. Eine davon gerade eine Strasse weiter von unserer alten Adresse.
Das, was man eventuell nur in Frankfurt oder Berlin finden wuerde, ist hier Alltag.
Und das interessante ist, dass man hier 20 Minuten weiter rausziehen kann und glaubt, man wohnt komplett woanders. Wir hatten neulich vergessen unser Auto draussen abzuschliessen. Stand fuenf Tage in der Einfahrt. Nichts. An der alten Adresse waere das Auto nicht vielleicht in der ersten Nacht aber in der zweiten Geschichte gewesen. Mit viel Glueck waere es sogar noch da, aber dafuer alles andere rausgeklaut.
In der alten Nachbarschaft traute man sich nicht mal Deko draussen hinzustellen, weil es immer verschwand. Mit ein Grund, warum ich beispielsweise meine Halloweendeko immer erst am 31.10. aufbaute und nicht vorher schon.
Hier befinden sich in den Vorgaerten Spielzeuge der Kinder und allerlei anderer Kram. Die liegen auch nach Tagen noch im Vorgarten ohne Gefahr zu laufen, dass es verschwindet oder zerstoert wird.
Es gibt hier natuerlich mehrere Faktoren, die eine Rolle spielen.
Es ueberall viele Ecken mit ganz gravierenden Unterschieden und man muss dafuer noch nicht mal weit fahren. Meist sind es ungelogen nur wenige Nachbarschaften weiter, in denen man sich nachts nicht alleine auf die Strasse trauen wuerde.
Ich hab’ zum Beispiel angeheiratete Familie in Detroit (common sense folks, normaldenkend). Die wohnen am aeusseren Rand von Detroit. Denen ist dort nie etwas passiert. 10 Strassen weiter sieht es mit der Kriminalitaet schon wieder anders aus.
Eine Bekannte lebt in Maryland in einer tollen Ecke, mit allem, was mich immer neidisch werden laesst. Buergersteige, Radwege, vieles in Laufnaehe, Gruen, Natur etc. *heul*
Joa, bei uns baut man das gerade erst aus, weil man mal wieder den Titel fussgaengerunfreundlichste und radfahrerunfreundlichste Stadt erhalten hat. Und was passiert? Vielen Buerger finden, dass solche Verbesserung nicht noetig seien. Steuerverschwendung. Wer kein Auto hat, solle eben laufen. Oeffentliche Verkehrsmittel weiter ausbauen? Bloss nicht. “Not with my tax money”.
Da knallen zwei extreme aufeinander und das traurige ist, dass die, die gegen alles schimpfen, staendig meckern, dass Leute wegziehen, dass sich keine grossen Arbeitgeber niederlassen, und alles den Bach runtergeht. Es gab mal ein Forum vor einigen Jahren, in denen Industrieexperten knallhart gesagt haben, dass die Stadt nicht attraktiv ist und es sich nicht lohnt dort Arbeitsplaetze zu schaffen, wenn viele in Ecken fluechten, in denen mehr geboten wird.
Aber das kommt hier nicht an. Der district ist zwar demokratisch, aber die Stimmen der Republikaner werden derzeit wieder lauter, weil eben mehr unternommen wird, um die Infrastruktur zu verbessern. Und warum ist man dagegen, weil’s fuer sie Geldverschwendung ist.
Was aber passiert, wenn man kein Geld investiert, sieht man jetzt zum Beispiel an dem unemployment Chaos. Ein Computersystem, das nun aufgrund des Ansturms komplett zusammengebrochen ist, weil es schon 30+ Jahre alt ist. Es wird Flickschusterei betrieben bis es eben wie jetzt zum Supergau kommt. Da sollte eben auch bei allen irgendwann ankommen, dass weitere Kuerzungen bei der schon maroden Infrastruktur den wirtschaftlichen Tod fuer einige Ecken bedeutet.
Und zur Toleranz und Akzeptanz: da ziehe ich schon lange meine Grenzen. Wer meint mir erzaehlen zu muessen, dass meine Kinder in Gefahr sind, wenn sie mit Homosexuellen in Kontakt kommen, der darf das gerne glauben, aber gehoert dann nicht zum Kreis derer, mit denen ich mich naeher beschaeftigen moechte. Wer meint mir nebenher Dinge ins Ohr zu fluestern, wie “Schwarze sind unhygienisch, vor allem Frauen”, der darf mich auch gerne mal kreuzweise. Da bin ich definitiv absolut intolerant.
Ich hab’ Familienmitglider, die sind sehr religioes, aber mit denen kann man sich wirklich ueber alles unterhalten ohne dass sich irgendjemand fuer seinen Glauben und Meinung rechtfertigen muss.
Es findet ein normaler Austausch statt. Meine Schwiegermutter gehoert zu den pseudo-christians. Meint sie ist selbst religioes, aber handelt immer nur in ihrem eigenen Interesse. Ein Pro im cherry-picking und widerwaertiger Doppelmoral. Jesus would slap the crap out of her. Wir warten eigentlich nur bis es hier endgueltig eskaliert.
Generell ist mein Tipp immer: Erwartungen komplett zurueckschrauben, sich nicht von Urlaub und Serien und Filmen blenden lassen, und ganz viel Hausaufgaben machen. Eventuell Urlaube verlaengern, und auch mal teure Touristenhochburgen bei der Urlaubsplanung getrost ignorieren. Freunde und Familie von mir sind immer erstaunt, wenn ich einfach nur Bilder von unseren Tagesausfluegen an NC’s Kueste reinstelle. Joa, wuerde man bei der Rundereise entlang der Ostkueste einfach mal ein paar mehr Zwischenstopps einlegen, koennte man mehr sehen. So besteht bei vielen die grosse Rundreise immer nur aus NYC und dann direkt runter nach Florida.
So, genug offtopic.
Zurueck zu Corona: wir warten immer noch aufs unemployment. Immer noch pending.