Zum Glueck sind wir Pessimisten -Die German Angst

Ezri

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Es liegt halt an der Betrachtungsweise. In ein und derselben Situation sehen die Deutschen das Glas halb leer und die Amerikaner das Glas halb voll! Und das ist ein großer Unterschied, selbst wenn die Situation neutral gesehen genau dieselbe ist!


Die Frage ist: War das Glas vorher ganz voll oder ganz leer?

Der eine hatte vorher das volle Glas gehabt, daß jetzt nur noch zur Hälfte gefüllt ist. Es ist aus seiner Sicht also halbleer.

Der andere hatte zuvor ein leeres Glas gehabt, welches nun zur Hälfe gefüllt ist. Aus seiner Sicht ist es also nun halbvoll.

In Deutschland ist man mit dem sozialen Netz aufgewachsen und kennt es nicht anders, in den von Dir genannten Ländern hat es das soziale Netz nie gegeben.

Der Unterschied ist da genauso stark, wie bei zwei Blinden, der eine ist blind geboren, ihn stört das Blindsein also nicht, weil er keinen Vergleich hat. Der andere wurde als Erwachsener blind und weiß wie schlimm es ist, nicht mehr sehen zu können.
 

Suze

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Citizen
In Deutschland ist man mit dem sozialen Netz aufgewachsen und kennt es nicht anders, in den von Dir genannten Ländern hat es das soziale Netz nie gegeben.

Der Unterschied ist da genauso stark, wie bei zwei Blinden, der eine ist blind geboren, ihn stört das Blindsein also nicht, weil er keinen Vergleich hat. Der andere wurde als Erwachsener blind und weiß wie schlimm es ist, nicht mehr sehen zu können.

Also Ezri, ich wuerde mal behaupten, dass jemand der von Geburt an blind ist, dir hier evtl. widersprechen wuerde :D
Mit dem Rest hast du schon irgendwie recht, ich finde trotzdem, dass wir Deutschen uns oft nicht bewusst sind, wie gut es uns eigentlich geht, und dass wir eben auf hohem Niveau jammern.
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Also Ezri, ich wuerde mal behaupten, dass jemand der von Geburt an blind ist, dir hier evtl. widersprechen wuerde :D
Naja, sagen wir mal so, er vermißt das Sehen nicht, weil er es einfach nicht kennt und absolut nicht weiß wie sich das anfühlt. Er ist also maximal neugierig drauf, sofern ihn jemand gut beschreiben konnte, was Sehen eigentlich ist.
Ansonsten ist das für ihn auch nur ein Wort.
Mit dem Rest hast du schon irgendwie recht, ich finde trotzdem, dass wir Deutschen uns oft nicht bewusst sind, wie gut es uns eigentlich geht, und dass wir eben auf hohem Niveau jammern.
Dann jammert der Späterblindete also auch auf hohem Niveau, weil er seinem Status hinterhertrauert.

Ist halt alles eine Sache des Blickwinkels.
Aus Sicht eines Landes wo die durchschnittliche Bevölkerung gerade mal einen einzigen Stuhl als Möbel in seiner Hütte hat, jammern wir sicherlich auf hohem Niveau.
Aus Sicht eines Landes wo die durchschnittliche Bevölkerung fließend Wein aus dem goldenen Wasserhahn hat, jammern wir berechtigt und man hat sogar Mitleid mit uns.

Und da man sich in Deutschland dank des "tollen" WKII auch an wirklich schlechte Zeiten erinnern kann, will man das was man jetzt hat halt auch nicht mal eben wieder abgeben. Die schlechten Zeiten wurden zwar von unserer Generation nicht mehr selber erlebt, aber sie sind im sogenannten Volksgedächtnis noch enthalten.
Der WKII war von den USA zu weit weg, ich bin nicht darüber infomiert, ob es dort zu einer Hungersnot kam. Ich vermute mal nicht, ergo ist der Status in den USA mit kleineren Berg- und Talfahren eher gleichbleibend geblieben.
 

anma

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In Deutschland ist man mit dem sozialen Netz aufgewachsen und kennt es nicht anders, in den von Dir genannten Ländern hat es das soziale Netz nie gegeben.

Das soziale Netz gibt es doch immernoch in Deutschland. Problem ist doch, dass man sich trotz Absicherung in die Hose macht. Ebenso, wie die soziale Mobilitaet in Deutschland trotz theoretisch einfacherer Situation, sehr sehr niedrig ist.

Der Unterschied ist da genauso stark, wie bei zwei Blinden, der eine ist blind geboren, ihn stört das Blindsein also nicht, weil er keinen Vergleich hat. Der andere wurde als Erwachsener blind und weiß wie schlimm es ist, nicht mehr sehen zu können.

Komm, der Vergleich ist doch jetzt wirklich daneben. Du willst doch nicht ernsthaft Arbeitslosigkeit und Armut (beides reversibel) mit Blindheit gleichsetzen.
 

Ezri

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Administrator
Das soziale Netz gibt es doch immernoch in Deutschland. Problem ist doch, dass man sich trotz Absicherung in die Hose macht. Ebenso, wie die soziale Mobilitaet in Deutschland trotz theoretisch einfacherer Situation, sehr sehr niedrig ist.
Das soziale Netz ändert sich aber und genau davor haben die Menschen Angst. Hartz IV gibt es ja noch nicht sehr lang.
Komm, der Vergleich ist doch jetzt wirklich daneben. Du willst doch nicht ernsthaft Arbeitslosigkeit und Armut (beides reversibel) mit Blindheit gleichsetzen.
Sind wir jetzt wieder bei der Sache: Lesen und verstehen?

Wo habe ich denn Blindheit mit Armut gleichgesetzt?
 

mari23

Well-Known Member
Citizen
Ist halt alles eine Sache des Blickwinkels.
Aus Sicht eines Landes wo die durchschnittliche Bevölkerung gerade mal einen einzigen Stuhl als Möbel in seiner Hütte hat, jammern wir sicherlich auf hohem Niveau.
Aus Sicht eines Landes wo die durchschnittliche Bevölkerung fließend Wein aus dem goldenen Wasserhahn hat, jammern wir berechtigt und man hat sogar Mitleid mit uns.

Beziehst du erstere Aussage jetzt auf Länder wie Mexiko und die zweite auf Deutschland (wegen dem "jammern wir")?
Wenn ja, dann magst du teilweise Recht haben.
Wenn nein, dann kannst du nur die 1. Aussage mit dem einen Stuhl auf DE und die 2. wohl auf die USA beziehen (aber dann passt das "wir" ja nicht)???

Und da man sich in Deutschland dank des "tollen" WKII auch an wirklich schlechte Zeiten erinnern kann, will man das was man jetzt hat halt auch nicht mal eben wieder abgeben. Die schlechten Zeiten wurden zwar von unserer Generation nicht mehr selber erlebt, aber sie sind im sogenannten Volksgedächtnis noch enthalten.

Allerdings ist diese Aussage ja gleichzusetzen mit der ersten Aussage oben, nämlich, wenn man vorher nur einen Stuhl als Möbel in seiner HÜtte hatte... Also, so ganz kann ich jetzt deinen Beispielen und deiner Logik nicht mehr folgen...

Der WKII war von den USA zu weit weg, ich bin nicht darüber infomiert, ob es dort zu einer Hungersnot kam. Ich vermute mal nicht, ergo ist der Status in den USA mit kleineren Berg- und Talfahren eher gleichbleibend geblieben.

Hier in USA ist der Wohlstand, glaube ich, da eher in etwa gleich geblieben, nein, hier hat niemand gehungert.

Ich verstehe hier aber deine Logik zu deinen vorherigen Aussagen nicht ganz. Ich finde, in dem derzeitgen Fall mit der Wirtschaftskrise spielt es keine Rolle mehr, ob meine inzwischen schon lange verstorbenen Großeltern im 2. WK gehungert haben oder nicht. Die meisten von denen, die heute in DE jammern, haben ja nun auch den 2. WK nicht mehr erlebt. Da könnten die Amerikaner ja genauso gut jammern, denn die haben im Vergleich immer auf hohem Niveau gelebt, so wie die Deutschen, die jetzt jammern, auch. Beide hatten im Vergleich zu ärmeren Ländern vor der Krise "fließend Wein aus dem goldenen Wasserhahn".

Hier ging es den Leuten vor der derzeitigen Krise wirklich gut (mal abgesehen von der sozialen Absicherung), und zwar war die Arbeitslosigkeit niedrig, d. h., die Leuten hatten alle Jobs und verdienten Geld und die meisten Leute hatten nicht die Probleme, die sie im Moment haben. Auch hier - genauso wie in DE - möchten sich die Leute lieber den Wohlstand erhalten, den sie vorher hatten. Niemand leidet gerne und freiwillig.

Ergo müssten hier die Leute genau so pessimistisch sein und nur jammern...

Und um zum halb vollen Glas zurückzukommen: Sowohl in DE als auch hier war das Glas definitiv vor der derzeitigen Wirtschaftskrise voll! Die Ausgangssituation ist gleich. Ich finde, der 2. WK hat nun wirklich gar nichts mehr mit dieser Krise zu tun.
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Ich verstehe hier aber deine Logik zu deinen vorherigen Aussagen nicht ganz. Ich finde, in dem derzeitgen Fall mit der Wirtschaftskrise spielt es keine Rolle mehr, ob meine inzwischen schon lange verstorbenen Großeltern im 2. WK gehungert haben oder nicht. Die meisten von denen, die heute in DE jammern, haben ja nun auch den 2. WK nicht mehr erlebt. Da könnten die Amerikaner ja genauso gut jammern, denn die haben im Vergleich immer auf hohem Niveau gelebt, so wie die Deutschen, die jetzt jammern, auch. Beide hatten im Vergleich zu ärmeren Ländern vor der Krise "fließend Wein aus dem goldenen Wasserhahn".
Ich hatte den Begriff Volksgedächtnis mit eingebracht. Natürlich haben weder Du noch ich das Ende des Krieges miterlebt und die damit verbundenen Nöte und der kommende Aufschwung, aber wir wissen wie es gewesen sein muß, weil die Erinnerung da dran durch unsere Eltern und Großeltern mit uns geteilt wurden. Ich hab noch das Lebensmittelbunkern miterlebt, die Hamstereinkäufe. Ich selber bunkere keine Lebensmittel und mache auch keine Hamstereinkäufe, aber diese Folge des WKII ist in meiner Erinnerung und unauslöschlich mit dem Bildmaterial des WKII verknüpft und daher dann eine latente Angst, sowas könnte wieder passieren. Das ist ein Prozeß der über einige Generationen abläuft, bis die emotionale Erinnerung verschwunden ist und die ganze Sache nur noch ein kalte Fakten sind.
Das ist dein Punkt der USA und Deutschland unterscheidet.
Hier ging es den Leuten vor der derzeitigen Krise wirklich gut (mal abgesehen von der sozialen Absicherung), und zwar war die Arbeitslosigkeit niedrig, d. h., die Leuten hatten alle Jobs und verdienten Geld und die meisten Leute hatten nicht die Probleme, die sie im Moment haben. Auch hier - genauso wie in DE - möchten sich die Leute lieber den Wohlstand erhalten, den sie vorher hatten. Niemand leidet gerne und freiwillig.

Ergo müssten hier die Leute genau so pessimistisch sein und nur jammern...
Es findet ja auch schon eine erste Reaktion statt, wie ich den Medien vernommen haben setzt nun eine Sparwelle in den USA ein. Jammern oder nicht sollte man in diesem Zusammenhang auch als Mentalität verstehen. Mentalitäten wechselt man nicht mal eben wie die Unterwäsche. Allerdings, wenn die Krise in den USA anhält, kann das durchaus Einfluß auf die Think-positiv-Mentalität haben und die Stimmung ins Pessimistische fallen lassen.
Und um zum halb vollen Glas zurückzukommen: Sowohl in DE als auch hier war das Glas definitiv vor der derzeitigen Wirtschaftskrise voll! Die Ausgangssituation ist gleich. Ich finde, der 2. WK hat nun wirklich gar nichts mehr mit dieser Krise zu tun.

Njein, wie ich schon geschrieben habe, ob ein Glas halbvoll oder halbleer ist, hängt davon ab, ob es vor der halben Füllung ganz voll oder ganz leer war.

Der WKII hat nix mit der Krise selber zu tun, aber damit ob man in solchen Zeiten pessimistisch ist oder nicht und das hab ich vorangegangen schon dargelegt.

Abschließend noch ein kleiner Witz:

Optimismus ist, wenn man von dem Dach eines Hochhauses mit 100 Etagen springt und im freien Fall sagt: "99 Stockwerke hab ich überlebt, dann werde ich den letzten auch noch überleben."
 

anma

Well-Known Member
Das ist ein Prozeß der über einige Generationen abläuft, bis die emotionale Erinnerung verschwunden ist und die ganze Sache nur noch ein kalte Fakten sind.
Das ist dein Punkt der USA und Deutschland unterscheidet.

Du schreibst Generationen. In den USA war die Zeit nach dem Black Friday besonders schlimm und es gibt auch da noch lebende Erinnerungen. Deine Theorie stimmt so also nicht.

Es findet ja auch schon eine erste Reaktion statt, wie ich den Medien vernommen haben setzt nun eine Sparwelle in den USA ein. Jammern oder nicht sollte man in diesem Zusammenhang auch als Mentalität verstehen.
Nur jammert niemand. In Deutschland ist noch nicht viel passiert (im Vergleich zu den USA) und dennoch jammert die Mehrheit schon und viele fuerchten um ihre Jobs. Das tun die Menschen in den USA auch, aber die generelle Reaktion ist eine andere.

Njein, wie ich schon geschrieben habe, ob ein Glas halbvoll oder halbleer ist, hängt davon ab, ob es vor der halben Füllung ganz voll oder ganz leer war.

Ja, hast du. Nur sehe ich immer noch nicht so ganz, dass das die USA vorher leer waren und Deutschland voll.
 

Ruffie

Ehe-GC
Ehe-GC
Ich find's immer wieder interessant, wie unterschiedlich die Erfahrungen in Deutschland sind. Ich weiß ja nicht, ob das regional bedingt ist... Aber in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis gibt und gab es bislang kein Gejammere und hat es noch nie gegeben. Ich kann das echt gar nicht nachvollziehen, was Ihr so erlebt zu haben scheint *shrug*

Es sagt ja keiner 'was von Feierlaune! Aber man kann doch nur soviel tun, und wenn der AG beschliesst, dass er dann trotzdem meine Stelle kuerzt, kann ich doch eh' nix dran aendern - also warum denn dann schon vorher in Panik verfallen?
Das ist eben genau der Punkt: viele Deutsche jammern ja schon vorsorglich! Dabei kriegen aber doch die Angestellten erstmal ALG und danach evtl. noch Hartz 4. Hier bei uns kriegst du ALG wenn du Glueck hast (selber erlebt und drum kaempfen muessen) und danach haste erstmal Pech gehabt. Und - was nutzt mich das Jammern? Gar nichts. Es raubt mir nur die Energie, die ich brauche, um mir einen neuen Job zu suchen.

Meine Erfahrung ist die, dass es den Leuten hier auch nicht besser geht, als den Deutschen - eher schlechter, da weniger soziale Absicherung - aber man jammert weniger, sondern versucht, das Problem am Schopf zu packen und es zu loesen.

Bei vielen hab ich eher das Gefühl, sie denken sich, wenn sie die Situation einfach ignorieren, wird's schon irgendwie weiter gehen... und das ist für mich blauäugig.
 
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