Zum Glueck sind wir Pessimisten -Die German Angst

mari23

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Mich wundert es sehr, dass das immer noch so ist, wo wir in DE doch wirklich alle dieselben Bildungsmöglichkeiten haben, die nicht vom Geld abhängig sind. Bildung ist immer noch sozusagen kostenlos und ich verstehe einfach nicht, wieso so viele Leute das Angebot nicht wahrnehmen und sich mit weniger begnügen.

Also, ich bilde mir ein, dass Arbeiterkinder nicht per se benachteiligt sind, zumindest nicht bis zum Abschluss ihres Studiums. Anschließend bei der Jobsuche können sie natürlich nicht von den Beziehungen ihrer Eltern in der Wirtschaft profitieren und es ist auch sicher was dran, dass Kinder von Wirtschaftsbossen schon ein ganz anderes Auftreten und Selbstbewusstsein fürs Chef-Sein mitbringen, das ist schon ein Nachteil, aber vorher sehe ich die Benachteiligung einfach nicht. Meine Eltern haben auch nur Volksschulabschluss, ich und auch meine Geschwister haben aber trotzdem Abitur gemacht und ich habe danach studiert. Meine Eltern konnten mir im Gymnasium auch nur in den ersten paar Klassen bei Mathe zum Beispiel helfen, ansonsten nicht (meine Mutter hat mich immer Latein-Vokabeln abgehört, obwohl sie kein Latein konnte, geht also auch), aber ich brauchte auch sonst keine Hilfe und habe das alles alleine und sehr gut geschafft. Während des Studiums habe ich etwas Bafög bekommen und ein Auslandssemester habe ich mir auch über Bafög finanziert. Wo ein Wille ist, ist eben auch ein Weg.

Mit den Empfehlungen für die Realschule und Gymnasium stimmt schon, aber auch da kann man sich darüber hinwegsetzen. Mein Neffe zum Beispiel bekam von seinem Lehrer nur eine Empfehlung für die Realschule, er wollte aber unbedingt aufs Gymnasium und hätte bei gutem Willen seines Lehrers auch dafür eine Empfehlung erhalten können, denn seine Noten waren gut genug. Jetzt ist er im Gymnasium, weil seine Eltern (beide keine Akademiker) ihn unterstützt haben, ihn angemeldet haben und er auch dann genommen wurde. Und er hat gute Noten.

Ich finde, es liegt nicht daran, dass Arbeiterkinder nicht die Chance haben, sondern daran, dass die Chancen aus welchen Gründen auch immer nicht genutzt werden. Und das ist doch einfach traurig, wo einem die Bildung in DE praktisch hinterher geschmissen wird, wenn man nur bereit ist, seinen Anteil beizutragen, indem man das Angebot wahrnimmt und sich selbst auch mal auf den Hosenboden setzt.
 

mari23

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Und dann möchte ich hier jetzt auch noch was zum Pessimismus der Deutschen sagen.

Ich bin ebenfalls der Meinung, dass die Menschen in Deutschland sehr pessimistisch sind!!! Und ich finde, Pessimismus lähmt! Ich bin schließlich in DE aufgewachsen und habe die meiste Zeit meines Lebens dort verbracht, deshalb ist das auch an mir nicht spurlos vorbeigegangen und auch ich neige manchmal zu etwas Pessimismus, ich versuche aber, dagegen zu steuern, und das gelingt mir auch ganz gut (wenn auch nicht immer).

Ich finde, in DE lässt man sich auch unweigerlich in diesen Sog hineinziehen und je länger man dort ist, umso weniger kann man sich dieser Grundstimmung entziehen (damit meine ich nicht Urlaub, sondern wenn man dort lebt).

Ich bewundere den Optimismus der Amerikaner und ich finde ihn gut. Ich habe den 11. Sept. 2001 hier in USA miterlebt und habe gesehen, wie aufbauend eine optimistische Haltung für ein Land sein kann. Die Amerikaner waren wirklich in ihren Grundfesten erschüttert, aber sie leben nach dem Motto: Pick yourself up, dust yourself off and take action. Es wird schon weitergehen und wir lassen uns nicht unterkriegen!

Die Deutschen dagegen neigen dazu, bei Krisen sofort den Kopf in den Sand zu stecken. 2002/2003, als ich in DE lebte, bekam ich wie oft solche Kommentare zu hören, ich habe innerlich nur den Kopf schütteln können. Wirtschaftlich ging es etwas schlecht, aber nicht so schlecht wie jetzt, und manche Leute äußerten sich ganz im Ernst dahingehend, dass Deutschland jetzt untergehen wird. Nein, das war kein Witz, die Leute meinten das wirklich so. Und das war nicht einer!

Ich gebe Anma hier recht. Optimist sein heißt nicht, sorglos und ohne Absicherung in den Tag hineinzuleben. Auch als Optimist kann man dieselben Versicherungen haben wie Emma und gut abgesichert sein. Aber mit einer optimistischen Grundhaltung kommt man einfach weiter und ist auf alle Fälle produktiver.

Pessimisten behaupten von sich übrigens sehr oft, sie seien nicht pessimistisch, sondern nur realistisch, mein Mann auch.
 

Suze

Well-Known Member
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Und dann möchte ich hier jetzt auch noch was zum Pessimismus der Deutschen sagen.

Ich bin ebenfalls der Meinung, dass die Menschen in Deutschland sehr pessimistisch sind!!! Und ich finde, Pessimismus lähmt! Ich bin schließlich in DE aufgewachsen und habe die meiste Zeit meines Lebens dort verbracht, deshalb ist das auch an mir nicht spurlos vorbeigegangen und auch ich neige manchmal zu etwas Pessimismus, ich versuche aber, dagegen zu steuern, und das gelingt mir auch ganz gut (wenn auch nicht immer).

Ich finde, in DE lässt man sich auch unweigerlich in diesen Sog hineinziehen und je länger man dort ist, umso weniger kann man sich dieser Grundstimmung entziehen (damit meine ich nicht Urlaub, sondern wenn man dort lebt).

2002/2003, als ich in DE lebte, bekam ich wie oft solche Kommentare zu hören, ich habe innerlich nur den Kopf schütteln können. Wirtschaftlich ging es etwas schlecht, aber nicht so schlecht wie jetzt, und manche Leute äußerten sich ganz im Ernst dahingehend, dass Deutschland jetzt untergehen wird. Nein, das war kein Witz, die Leute meinten das wirklich so. Und das war nicht einer!

Ich gebe Anma hier recht. Optimist sein heißt nicht, sorglos und ohne Absicherung in den Tag hineinzuleben. Auch als Optimist kann man dieselben Versicherungen haben wie Emma und gut abgesichert sein. Aber mit einer optimistischen Grundhaltung kommt man einfach weiter und ist auf alle Fälle produktiver.

Ich stimme dir hier in allen Punkten zu 100% zu!
Ich hab' jetzt in meinem Urlaub erst wieder erlebt, wie viele Menschen in Deutschland schon mit sauertoepfischer Miene durch die Gegend laufen - da grinst dich keiner einfach mal so an. Gut, das mag vielleicht auch an der Region liegen - die Oberfranken sind ja ein Volk fuer sich ;) - Ganz besonders bei der arbeitenden Bevoelkerung fiel mir auf, dass viele einfach total getresst und angespannt wirken. Ich muss sagen, das vermisse ich hier so ueeeeberhaupt nicht!

Und ja, ich bin ein unverbesserlicher Optimist und glaube, dass der Mensch auf der Welt ist, um das Leben zu geniessen und Spass zu haben, und nicht um zu leiden. Das hat auch nichts mit Blauaeugigkeit zu tun, denn ich bin versichert, halte mein Geld zusammen und fahre angeschnallt :ventilator
Jedoch habe ich eine positive Grundeinstellung zum Leben und finde, dass diese fuer mich das Leben leichter und auch lebenswerter macht, denn ich kann mich halt auch an kleinen Dingen freuen und bin jeden Morgen dankbar, dass mir wieder ein neuer Tag geschenkt wurde.
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Ganz besonders bei der arbeitenden Bevoelkerung fiel mir auf, dass viele einfach total getresst und angespannt wirken. Ich muss sagen, das vermisse ich hier so ueeeeberhaupt nicht!

Das Damoklesschwert der Arbeitslosigkeit schwebt über ihren Köpfen. Stellen werden gestrichen und Mehrarbeit den verbleibenden Arbeitnehmer aufgebürtet. Warum soll man ausgerechnet dann in Feierlaune sein?
 

anma

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Das Damoklesschwert der Arbeitslosigkeit schwebt über ihren Köpfen. Stellen werden gestrichen und Mehrarbeit den verbleibenden Arbeitnehmer aufgebürtet. Warum soll man ausgerechnet dann in Feierlaune sein?

Und du meinst, dass ist irgendwo anders auf der Welt? Man ist in Deutschland doch iA supergut abgesichert, warum also schon heulen, bevor man ueberhaupt arbeitslos ist?
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Und du meinst, dass ist irgendwo anders auf der Welt? Man ist in Deutschland doch iA supergut abgesichert, warum also schon heulen, bevor man ueberhaupt arbeitslos ist?

Weil man einem Dauerdruck ausgesetzt ist. Ich nehm mal an, Du kennst die Fabel vom Bienchen (wahlweise Ameise) und dem Grashüpfer. Ich seh da die Deutschen eher in der Position des Bienchen (Ameise). Fleißig und sparsam und vor allem gelehrig (daher auch die Hamstermentalität). Sollen andere ruhig feiern, wenn se fallen fallen se um so tiefer...
 

Suze

Well-Known Member
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Das Damoklesschwert der Arbeitslosigkeit schwebt über ihren Köpfen. Stellen werden gestrichen und Mehrarbeit den verbleibenden Arbeitnehmer aufgebürtet. Warum soll man ausgerechnet dann in Feierlaune sein?

Es sagt ja keiner 'was von Feierlaune! Aber man kann doch nur soviel tun, und wenn der AG beschliesst, dass er dann trotzdem meine Stelle kuerzt, kann ich doch eh' nix dran aendern - also warum denn dann schon vorher in Panik verfallen?
Das ist eben genau der Punkt: viele Deutsche jammern ja schon vorsorglich! Dabei kriegen aber doch die Angestellten erstmal ALG und danach evtl. noch Hartz 4. Hier bei uns kriegst du ALG wenn du Glueck hast (selber erlebt und drum kaempfen muessen) und danach haste erstmal Pech gehabt. Und - was nutzt mich das Jammern? Gar nichts. Es raubt mir nur die Energie, die ich brauche, um mir einen neuen Job zu suchen.

Meine Erfahrung ist die, dass es den Leuten hier auch nicht besser geht, als den Deutschen - eher schlechter, da weniger soziale Absicherung - aber man jammert weniger, sondern versucht, das Problem am Schopf zu packen und es zu loesen.
 

Suze

Well-Known Member
Citizen
Weil man einem Dauerdruck ausgesetzt ist. Ich nehm mal an, Du kennst die Fabel vom Bienchen (wahlweise Ameise) und dem Grashüpfer. Ich seh da die Deutschen eher in der Position des Bienchen (Ameise). Fleißig und sparsam und vor allem gelehrig (daher auch die Hamstermentalität). Sollen andere ruhig feiern, wenn se fallen fallen se um so tiefer...

Mit dem Dauerdruck hast du allerdings recht. Mir ging es in meinem Job in Deutschland ebenso und ich war staendig in angespannter Stimmung. Das hing aber unter anderem mit der allgemeinen Stimmung in der Firma zusammen, denn dort haben viele Mitarbeiter viel und oft geschimpft und gelaestert und davon laesst man sich anstecken, auch wenn man das nicht will. Seit ich hier bin, bin ich auf jeden Fall um vieles entspannter und habe lange nicht mehr den Druck den ich in Dtl. hatte.
Ich gebe natuerlich zu, dass ich hier nur von mir selber ausgehen kann ...
 
Mythos Chancengleichheit: Soziale Herkunft schlägt Leistung - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - UniSPIEGEL

Soviel zum Thema soziale Mobilität in Deutschland. Jeder weiß es, aber die Wahrheit wäre natürlich nicht mit unserem ach wie sozialen Selbstbild zu vereinbaren.
Die PiSa-Studie belegt es, die OECD weiß es, nur bei uns wird in keinster Weise darauf reagiert.

Es bestreitet doch niemand, dass soziale Herkunft viel beeinflusst. Dafuer gibt es viele Gruende, z. B.:

- haben sozial schlechter gestellte Eltern evtl nicht die intellektuellen Faehigkeiten, um ihre Kinder durch das Gymnasium zu pauken, wenn die es nicht selber schaffen und sie haben nicht das Geld fuer einen Nachhilfelehrer. Ein Kind reicher Eltern wird dagegen oft auf Biegen und Brechen durch die Schule gepeitscht, selbst wenn es oft intellektuell dafuer nicht die richtigen Voraussetzungen hat...

- Bildung wird leider in unteren sozialen Schichten oft nicht als so wertvoll anerkannt und deswegen generell nicht besonders gefoerdert (ich erinnere mich da zu gut an die Aversion einiger Landwirte in meinem Sportverein gegen jeden, der studiert hat)

- Studien zeigen, dass der Fernsehkonsum in niederen sozialen Schichten im Vergleich um ein Vielfaches hoeher ist (vermutlich werden die Kinder dort dann weit weniger dazu angeregt, Buecher zu lesen)

Das sind nur einige von sehr vielen Faktoren, die dazu beitragen, dass die soziale Herkunft einen grossen Einfluss auf die Bildung und Karrierechancen der Kinder hat.

Nur wuerde ich mal behaupten, dass die soziale Herkunft hier in den USA eine noch viel groessere Rolle spielt, weil eben noch andere, negative Faktoren hinzukommen, wie die immensen Ausgaben fuer ein Studium oder die stark unterschiedliche Qualitaet der Schulen, etc...
 

mari23

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Und ja, ich bin ein unverbesserlicher Optimist und glaube, dass der Mensch auf der Welt ist, um das Leben zu geniessen und Spass zu haben, und nicht um zu leiden. Das hat auch nichts mit Blauaeugigkeit zu tun, denn ich bin versichert, halte mein Geld zusammen und fahre angeschnallt :ventilator
Jedoch habe ich eine positive Grundeinstellung zum Leben und finde, dass diese fuer mich das Leben leichter und auch lebenswerter macht, denn ich kann mich halt auch an kleinen Dingen freuen und bin jeden Morgen dankbar, dass mir wieder ein neuer Tag geschenkt wurde.

Suse, ich stimme dir in allem 100%ig zu! Auch in dem, was ich hier nicht zitiert habe. Ich finde, wenn man das Leben mit Optimismus angeht, ist es wesentlich lebenswerter! Ja, wir möchten alle das Leben genießen und nicht leiden, aber leider gehört Leiden manchmal auch zum Leben. Aber auch bei Niederlagen, oder gerade da, hilft einem der Optimismus. Ich habe zum Beispiel 2 deutsche Freundinnen, die von ihrem Naturell her mit Optimismus durchs Leben gehen. Beide haben schon einige Niederlagen im Leben hinnehmen müssen und leiden auch eine Zeit lang, aber dann kommt ein Punkt, wo sie sich hochrappeln und dann geht es halt wieder mit Elan weiter und sie blicken nach vorne. Mir hilft mein Glaube sehr, mit mehr Optimismus und Zuversicht durchs Leben zu gehen.

Auch ich bin von Natur aus gut gelaunt, wenn ich morgens aufstehe, und erstmal dankbar für einen neuen schönen, hier in FL meist sehr sonnigen Tag! Auch ich kann mich an den kleinen Dingen freuen und kann viele Dinge ausgesprochen genießen!!! Und bin für viele Dinge sehr dankbar!

Das Damoklesschwert der Arbeitslosigkeit schwebt über ihren Köpfen. Stellen werden gestrichen und Mehrarbeit den verbleibenden Arbeitnehmer aufgebürtet. Warum soll man ausgerechnet dann in Feierlaune sein?

Wie hier schon gesagt wurde, hat das nichts mit Feierlaune zu tun. Es liegt an der Grundeinstellung zum Leben. Hier in USA hängt das Damoklesschwert viel tiefer als in DE, denn hier haben die meisten Leute so gut wie keine Absicherung, nicht wie in DE, wo man ja wirklich gut abgesichert ist mit Arbeitslosengeld, Hartz IV und Sozialhilfe. Nicht, dass man damit große Sprünge machen könnte, aber man wird auch nicht obdachlos, wie es manchen Leuten hier passiert, wenn sie ihre Arbeit verlieren, dann ihre Hypothek nicht mehr bezahlen können und dann ist es schon so. Und trotzdem sind die Leute hier von der Grundstimmung her wesentlich optimistischer.

Und ganz zu schweigen von den lateinamerikanischen Ländern. Da sind viele Leute noch ärmer dran und haben noch weniger Absicherung. Wenn diese Leute so pessimistisch wären wie die Deutschen, könnten sie sich schon als Kind den Gnadenschuss geben, mal ganz drastisch gesprochen. Aber diese Leute versuchen trotzdem, das Leben zu genießen, sind fröhlicher als die Leute in Deutschland. Das fand ich schon immer bewunderswert und diese Leute haben mich auf meinen Reisen viel gelehrt.

Ich glaube, die Grundeinstellung der Deutschen hat auch damit zu tun, dass man meint, der Staat muss für alles sorgen und man habe ein Anrecht darauf, dass der Staat einen versorgt. Hier ist das Gegenteil der Fall, die Leute erwarten vom Staat gar nichts, glauben dafür aber eher an Gott und vertrauen darauf, dass alles wieder besser wird.

Es liegt halt an der Betrachtungsweise. In ein und derselben Situation sehen die Deutschen das Glas halb leer und die Amerikaner das Glas halb voll! Und das ist ein großer Unterschied, selbst wenn die Situation neutral gesehen genau dieselbe ist!
 
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