Ich wohnte und war am 9.11.89 in Stuttgart und habe den Mauerfall im TV total gebannt verfolgt. Ich konnte es gar nicht glauben! Auch ich habe Tränen der Freude vergossen und habe sofort meine amerikanische Freundin in Stuttgart angerufen. Meine anderen Freunde klebten auch schon am TV, die brauchte ich nicht alle zu informieren.
Ich bin in den Jahren vorher öfter von ausländischen Freunden und Bekannten gefragt worden, ob ich denken würde, dass Ost- und Westdeutschland irgendwann mal vereinigt würden. Ich habe dann immer gesagt, ich würde es mir wünschen, aber ich würde nicht annehmen, dass das in absehbarer Zeit eintreten könnte. Und es trat ein!!!
Also, ich bin an der belgisch-luxemburgischen Grenze aufgewachsen, hatte nie Verwandte oder Freunde in der DDR, aber trotzdem hat mich dieses Thema immer sehr interessiert und ich habe mich soooo gefreut!!! Ich bin heute noch dankbar, dass ich dieses geschichtsträchtige Ereignis miterleben durfte, wenn auch nur am TV. Am liebsten wäre ich gleich nach Berlin gefahren.
In den nächsten Tagen bin ich mit ein paar Freundinnen in ein DDR-Flüchtlingsheim in Stuttgart gegangen, um die Flüchtlinge willkommen zu heißen.
Mir wäre auch der 9.11. als Tag der deutschen Einheit lieber, weil er eine größere emotionale Bedeutung hat, aber mir ist ebenfalls der 3.10. wichtig, weil es der offizielle Tag der Einheit ist. Selbst hier in unserem Käseblatt von Lokalzeitung, in der so gut wie nichts von Bedeutung drin steht, gab es vorgestern einen Artikel zur deutschen Einheit und Wiedervereinigung. Letztes Jahr um den 9.11. habe ich fast alle Sendungen im deutschen TV zu 20 Jahren Mauerfall aufgenommen und angeschaut. Ich fand es wieder total bewegend und musste mir andauernd ein paar Tränen wegwischen (sind alle in meinem TV-Archiv gespeichert).
Ansonsten kann ich nur allem, was Emma in diesem Thread geschrieben hat, zustimmen (zu viel zum Zitieren). Auch ich bin in der patriotismuslosen Zeit in DE aufgewachsen (bin noch ein bisschen älter als Emma, Anjaxxo etc.) und war immer sehr unpatriotisch und auch mich zog es immer ins Ausland. Aber jetzt finde ich das neue Deutschlandbewusstsein wirklich klasse, hätte ich früher nicht gedacht, dass ich das je klasse finden könnte. Denn ich finde, wenn die Amerikaner so übertrieben patriotisch sind, dann können wir auch ein bisschen Patriotismus zeigen. Die Puertorikaner (mein Mann ist aus Puerto Rico) haben ebenfalls überall ihre Fahnen, damit man sie überall erkennt. Auch das hat zu meinem neuen Patriotismus beigetragen. Jetzt haben wir in beiden Autos einen Wimpel mit zwei gekreuzten Flaggen (die deutsche und die puertorikanische) und darüber steht "The Best of Both Worlds". Für die nächste Fußball-WM brauche ich unbedingt ein gescheites Deutschland-T-Shirt! Ich fühle mich hier in USA außerdem (privat und beruflich) als Repräsentantin meines Landes (= Deutschland).
Cat, wenn du in Bayern wohnst, dann kann ich verstehen, dass dir die Rückkehr nach DE durch muffige Menschen um dich herum verleidet wird. Das wurde sie mir auch immer, als ich in Stuttgart gewohnt habe. Da war ich echt reif und schon lange überfällig für einen Umzug ins Ausland. Aber das liegt an der Gegend, in der man wohnt. Als ich später in der schönen Pfalz gewohnt habe, war es ganz anders, dort ist man von freundlichen Menschen umgeben.
Auch ich finde, dass man auf Deutschland durchaus stolz sein kann! Und auch ich bin sehr dankbar, dass ich in diesem Land geboren bin. Das war mir nicht unbedingt so bewusst, als ich jünger war. Diese Erkenntnis beruht vielleicht auf meiner Lebenserfahrung und auf meinen vielen Reisen.
Ach ja, und ich habe einige Original-Mauersteine: ein paar unbemalte, die ich selbst in der Bernauer Straße aufgesammelt habe, und einige bemalte, die ich käuflich erworben habe. Ich war kurz nach dem Mauerfall zum ersten Mal in Berlin, da waren die Mauerspechte noch am bemalten Teil der Mauer zugange.