Genau. Im Grunde sollen solche Erfahrungsberichte vor allem zeigen, dass es wirklich wichtig ist, sich sowohl mit dem Zielland (hier: USA) und mit sich selber und seinen eigenen Prioriäten, der soziokulturellen Prägung etc. kritisch und möglichst umfassend auseinanderzusetzen, um ein böses Erwachen zu verhindern.Vorweg: Keine Bange, ich bin mir absolut klar darüber, das alles, was Ihr mir hier so schreibt und erzählt immer nur die jeweilige, höchst persönliche Perspektive und Erfahrung ist. Niemand kann „für ein ganzen Land“ sprechen oder für sich in Anspruch nehmen „für alle Menschen“ zu sprechen.
Ebenso klar ist, das die jeweiligen Lebens- und Erfahrungsumstände nicht 1:1 auf meine Lebenssituation übertragbar ist.
Also insofern brauch sich niemand, der hier dankenswerter Weise etwas „von sich“, seinen Erfahrungen und Erlebnissen berichtet, sich Sorgen zu machen, das ich das nun nehme und so 100% als die Wahrheit an sich und überhaupt annehme, geschweige denn jemanden gedanklich „haftbar“ mache für das, war er/sie sagt.
Soviel Rationalität dürft Ihr unbesorgt voraussetzen
Ich hab' mich beispielsweise immer für regional flexibel gehalten, und es war (mit einem weniger schönen Jahr in Bayern...) auch immer so, dass ich mich schnell eingelebt habe, wenn ich umgezogen bin. Ich hatte vor der Auswanderung in die USA auch schon mal eine Zeitlang in Frankreich gearbeitet, und auch da war alles knorke. Und ich war auf die USA über mehrere Jahre hinweg sehr gut vorbereitet gewesen und hatte vor dem Umzug in die Einöde schon fast drei Jahre in den USA gewohnt. Deswegen hat es mich letztlich selber überrascht, wie unglaublich fremd ich auf einmal in Redneckville war und wie unmöglich es war, mich dort einzuleben. Von "anpassen" will ich gar nicht erst sprechen. Man lernt natürlich in solchen Momenten und Situationen verdammt viel, besonders über sich selbst. Deswegen will ich die Zeit da auch nicht missen, weil sie mir wirklich die Grenzen dessen aufgezeigt hat, was für mich als Alltagsumgebung zumutbar ist.
Ja, man täuscht sich aus der Distanz leicht. Optisch sind die Länder ja nicht sooo unterschiedlich und wenn man einbezieht, dass beides "westliche Demokratien" sind, dann setzt man doch zahlreiche Parallelen im gesellschaftlichen Zusammenleben und in behördlichen Dingen voraus, die in der Realität nur bedingt oder auch gar nicht existieren. In Ländern, die von vornherein exotischer wirken, würde man vermutlich nicht so "reinfallen". Niemand würde beispielsweise großartige Parallelen zwischen Deutschland und China oder Deutschland und Simbabwe erwarten. An solche Länder ginge man wohl von vornherein ganz anders heran.Ich sage ganz offen, das mich die Ausmaße der Unterschiede Deutschland/USA, aber auch besonders innerhalb der USA schon einigermaßen erwischt haben. Das Deutschland und USA zwei verschiedene Paar Schuhe sind, okay, geschenkt.
Aber das es innerhalb der USA so drastische (!) Unterschiede herrschen, ist zwar allgemein hinlänglich bekannt, aber in der Deutlichkeit an erlebten Einzelbeispielen, wie ich es hier präsentiert bekommen habe, wurde mir das noch nie geschildert. Danke dafür!
Das stimmt, und das hängt u.a. damit zusammen, dass die einzelnen Bundesstaaten in den USA eine viel stärkere Autonomie haben als die einzelnen Bundesländer in Deutschland.Dieser Mechanismus scheint mir nun in den USA ein völlig anderer zu sein. Auch hier gibt es sicherlich eine gemeinsame Basis, aber diese Basis ist eine völlig andere und wird scheinbar auch von Staat zu Staat, von Stadt zu Stadt anders interpretiert.
Ich glaube schon, dass viele Schüler das Schulleben in den USA durchaus als cooler empfinden - die Schule ist im Schnitt auch deutlich einfacher. Aber Du hast natürlich recht: Teenager-Romantik hat mit der Realität insgesamt eher wenig zu tun.Schon als Jugendlicher habe ich es gehasst, das ich nicht auf einer Highschool sein durfte. Das ist doch alles viel cooler da und schöner. Später dann war mir schon klar, das diese Vorstellungen genau das sind: Vorstellungen eines Teenies.
Aber wie kraß das wirklich sein kann, habe ich glaube ich erst gestern begriffen, als ich den Blog von Anjaxxo gelesen habe (den ich übrigens für sehr lesenswert halte).
Yup. Bei einigen HOA-Regelbüchern haben wir von vornherein abgewunken. Es gab Häuschen, die uns besser gefallen haben, aber die HOA-Bestimmungen fand ich schlichtweg absurd. Wenn einem beispielsweise vorgeschrieben wird, dass man das Garagentor immer geschlossen halten muss (sofern man nicht gerade rein- oder rausfährt). Oder wenn einem verboten wird, den eigenen Garten einzuzäunen. Oder wenn man sich die Form der eigenen Hausnummer oder Verandaleuchte nicht aussuchen darf. Ich bin mir ziemlich sicher, dass solche Gängelungen, die sich viele Leute im Land of the Free (haha!) gefallen lassen, in Deutschland bestenfalls dazu führen würden, dass man dem Regelersteller 'nen zeigt.Auch das Ausmaß das die Reglementierungen der HOA annehmen können (nicht müssen), hat mich gestern zutiefst erschüttert. Das habe ich so nicht erwartet und wahrlich wirklich noch nie so eindrucksvoll beschrieben bekommen.
Frag doch bei der Gelegenheit auch mal herum, wie Deine Freunde Dich positionieren würden. Das hülfe vielleicht bei der eigenen Einordnung.Und vielleicht noch wichtiger: Ich habe praktisch instant damit begonnen, meine aktuellen Lebensumstände und Wertvorstellungen bewusster zu analysieren, als ich das jemals vorher gemacht habe. Die eigene Positionierung in den Bereichen Soziales, Umwelt, Politik, etc. habe ich bisher eigentlich einfach nur gelebt und damit weder in Nord- noch Süddeutschland besonders Aufsehen erregt
Bei der Ortswahl ist natürlich vorrangig wichtig, dass man dorthin geht, wo man eine Arbeitsstelle findet, die einem den Alltag finanzieren kann. Der wunderbare (m.M.n.) Nordwesten ist deutlich teurer als Florida, und das ist wiederum deutlich teurer als die (nicht so) goldene Mitte des Landes. Das sollte man im Hinterkopf haben, wenn man sich Gehaltstabellen anschaut. Mit einem Jahreseinkommen von $50.000 kann man in Florida außerhalb von Miami und einigen anderen Hochpreisenklaven super leben. In Portland kann man sich davon wohl gerade mal 'ne luxuriöse Parkbank leisten...Außerdem habe ich den Posts ja nicht nur „Dunkles“ und „Schlimmes“ entnehmen dürfen. Es geht ja auch anders. Ein Staat in dem Bier und Käse fliessen, ist natürlich eine handfeste Alternative
Wie gesagt, die Ortswahl hat eine größere Bedeutung gefunden bei mir.
Reich muss man nicht sein, aber es schadet nicht. Wenn man schon eine Arbeitsstelle im Ärmel hat und der Arbeitgeber womöglich (bei Entsendung) Dinge wie den Umzugscontainer bezahlt, dann kann man mit einer sehr niedigen fünfstelligen Summe sicher hinkommen, um das Nötigste (Kautionen, gebrauchtes Auto etc.) . Als Greencardgewinner hingegen, der ohne Arbeitsvertrag in der Tasche auswandert, würde ich als Ehepaar nicht mit weniger als $30.000 auf dem Konto auswandern. Mehr wäre besser. Man sollte immer damit rechnen, mehrere Monate ganz ohne Job überbrücken zu müssen, und die ersten Jobs sind dann oft alles andere als qualifiziert und dementsprechend mager vergütet. Auch kommt man bei Niedriglohnjobs in der Regel nicht in den Genuss von Luxus wie bezahlten Kranken- oder Urlaubstagen, bezahlbarer KV etc.Wie sieht es finanziell aus? Eine solche Auswanderung scheint mir im schlechtesten aller Fälle wirklich Unsummen zu kosten?! Meine Liste wächst praktisch täglich um Posten, die man bedenken sollte.
Ich selbst zähle mich finanziell zur Mittelschicht hier in Deutschland. Wir haben unser Auskommen und können uns etwas „leisten“, das aber ohne jede überzogene Vorstellung.
Wenn ich mir aber so meine ersten Überlegungen zu den Kosten einer Auswanderung anschaue, dann stelle ich fest, das ich noch verdammt lange sparen muss, um so was umzusetzen und ggf. ein gewisses "Polster" zu haben um im Falle der Fälle gerüstet zu sein.
Andererseits wäre es mir neu, das man „reich“ sein muss um auszuwandern?!
Oooch, gegen die meterlangen Riemen, die ich hier manchmal ablaiche, bist Du doch wirklich der reinste SMS-Schreiber.Ich muss aufhören. Der Post wird nun wirklich zu lang. Verzeiht bitte.