Guten Morgen/Abend/Tag zusammen (je nachdem J )
Habe die Zeit genutzt mir Gedanken zu machen (und zu schlafen natürlich) und das mal alles ein wenig einzuordnen.
Vorweg: Keine Bange, ich bin mir absolut klar darüber, das alles, was Ihr mir hier so schreibt und erzählt immer nur die jeweilige, höchst persönliche Perspektive und Erfahrung ist. Niemand kann „für ein ganzen Land“ sprechen oder für sich in Anspruch nehmen „für alle Menschen“ zu sprechen.
Ebenso klar ist, das die jeweiligen Lebens- und Erfahrungsumstände nicht 1:1 auf meine Lebenssituation übertragbar ist.
Also insofern brauch sich niemand, der hier
dankenswerter Weise etwas „von sich“, seinen Erfahrungen und Erlebnissen berichtet, sich Sorgen zu machen, das ich das nun nehme und so 100% als
die Wahrheit an sich und überhaupt annehme, geschweige denn jemanden gedanklich „haftbar“ mache für das, war er/sie sagt.
Soviel Rationalität dürft Ihr unbesorgt voraussetzen J
Allerdings muss ich auch mir selbst eingestehen, das meine Rationalität nicht ausgereicht hat, mir auch nur annähernd solche Lebensumstände vorzustellen, wie ich sie hier schon streckenweise berichtet bekommen habe.
Ich sage ganz offen, das mich die Ausmaße der Unterschiede Deutschland/USA, aber auch besonders innerhalb der USA schon einigermaßen erwischt haben. Das Deutschland und USA zwei verschiedene Paar Schuhe sind, okay, geschenkt.
Aber das es innerhalb der USA so drastische (!) Unterschiede herrschen, ist zwar allgemein hinlänglich bekannt, aber in der Deutlichkeit an erlebten Einzelbeispielen, wie ich es hier präsentiert bekommen habe, wurde mir das noch nie geschildert.
Danke dafür!
Auch in Deutschland ist es durchaus ein Unterschied, ob man in Norddeutschland wohnt oder in Bayern. Ja selbst in Bayern selbst gibt es verschiedene „Zonen“ in denen man sich wohler oder „unwohler“ fühlen kann. Je nachdem.
Diese „Mechanik“ übertrage ich einfach mal auf die USA und schon sind die Unterschiede erklärbar.
Aber … aber egal wo in Deutschland man sich aufhält, bei allen Unterschieden, so haben sich alle hier auf gewisse Grund-Axiome geeinigt. Egal wo man hinzieht, kann man sich sicher sein, das es einige grundlegende Dinge gibt, die die Basis des Zusammenlebens ausmachen.
Dieser Mechanismus scheint mir nun in den USA ein völlig anderer zu sein. Auch hier gibt es sicherlich eine gemeinsame Basis, aber diese Basis ist eine völlig andere und wird scheinbar auch von Staat zu Staat, von Stadt zu Stadt anders interpretiert.
Ich habe mich gestern und heute morgen von allerlei (im Nachhinein völlig naiven) Vorstellungen zum Leben in den USA komplett verabschiedet. Und das ist gut so!
Schon als Jugendlicher habe ich es gehasst, das ich nicht auf einer Highschool sein durfte. Das ist doch alles viel cooler da und schöner. Später dann war mir schon klar, das diese Vorstellungen genau das sind: Vorstellungen eines Teenies.
Aber wie kraß das wirklich sein kann, habe ich glaube ich erst gestern begriffen, als ich den Blog von
Anjaxxo gelesen habe (den ich übrigens für sehr lesenswert halte).
Nochmal: Völlig klar, das es nicht überall so ist. Es ist EINE Erfahrung, ein Ort, etc. Dennoch, auch das zählt für mich
Auch das Ausmaß das die Reglementierungen der HOA annehmen können (nicht müssen), hat mich gestern zutiefst erschüttert. Das habe ich so nicht erwartet und wahrlich wirklich noch nie so eindrucksvoll beschrieben bekommen.
Die Auswahl des geeigneten Ortes hat für mich gestern/heute eine weitaus größere Priorität erhalten, als ich es bisher vorgesehen hatte. Oder genauer: Die Auswahlkriterien haben sich deutlich verschoben!
Und vielleicht noch wichtiger: Ich habe praktisch instant damit begonnen, meine aktuellen Lebensumstände und Wertvorstellungen bewusster zu analysieren, als ich das jemals vorher gemacht habe. Die eigene Positionierung in den Bereichen Soziales, Umwelt, Politik, etc. habe ich bisher eigentlich einfach nur gelebt und damit weder in Nord- noch Süddeutschland besonders Aufsehen erregt
Die geschilderten Umstände, die Emmaglamour da beschrieben hat, würden mich todunglücklich machen! Teilweise sind diese Umstände auch mit meinen Wertvorstellungen - bei aller Anpassungwilligkeit - letztlich unvereinbar.
Das man sich anpassen muss, ist völlig klar und auch völlig richtig! Aber andererseits möchte man ja trotzdem zu einem nicht unerheblichen Teil auch „man selbst“ bleiben. Unter den geschilderten Umständen wäre mir dies stellenweise schlicht unmöglich.
Ich habe gemerkt, wie weit der Weg noch für mich ist. Im besten Sinne. Und ich bin noch immer grenzenlos optimistisch, das ich die richtige Entscheidung treffen werde
Außerdem habe ich den Posts ja nicht nur „Dunkles“ und „Schlimmes“ entnehmen dürfen. Es geht ja auch anders. Ein Staat in dem Bier und Käse fliessen, ist natürlich eine handfeste Alternative
Wie gesagt, die Ortswahl hat eine größere Bedeutung gefunden bei mir.
Puh Leute, ich bin ich so was von dankbar für das alles hier! Ich habe hier in wenigen Stunden mehr von den USA gelernt als in 40 Jahren zuvor. Ja, okay, ist jetzt sicherlich etwas überhöht, aber irgendwie muss ich ja zum Ausdruck bringen, dass mir Eure Infos hier wirklich wichtig und hilfreich sind. Danke dafür!
Wie sieht es finanziell aus? Eine solche Auswanderung scheint mir im schlechtesten aller Fälle wirklich Unsummen zu kosten?! Meine Liste wächst praktisch täglich um Posten, die man bedenken sollte.
Ich selbst zähle mich finanziell zur Mittelschicht hier in Deutschland. Wir haben unser Auskommen und können uns etwas „leisten“, das aber ohne jede überzogene Vorstellung.
Wenn ich mir aber so meine ersten Überlegungen zu den Kosten einer Auswanderung anschaue, dann stelle ich fest, das ich noch verdammt lange sparen muss, um so was umzusetzen und ggf. ein gewisses "Polster" zu haben um im Falle der Fälle gerüstet zu sein.
Andererseits wäre es mir neu, das man „reich“ sein muss um auszuwandern?!
Ich muss aufhören. Der Post wird nun wirklich zu lang.
Verzeiht bitte. Aber es ist so unglaublich schwer, das alles kurz zu beschreiben (und ich habe einige Passagen schon deutlich gekürzt - Ihr lest gerade praktisch die Steno-Version
)
LG