Ich bin jetzt ganz ehrlich, und da koennt ihr mich als Rabenmutter bezeichnen, aber fuer mich waere homeschooling schon gar nichts, weil ich nie auch mal Abstand von meinem Kind haette.
Ich liebe meine Tochter abgoettisch, aber manchmal bin ich auch froh gewesen, wenn sie mal im Kindergarten war oder wenn jemand auf sie aufgepasst hat und ich konnte mal ausgehen oder Freunde treffen oder auch arbeiten gehen. Genauso habe ich mich dann wieder auf meine Tochter gefreut.
Wir haben stundenlang gespielt, von Anfang an viel gequatscht miteinander und wir waren auch total albern und haben getobt. Aber dann waren eben auch Zeiten, da hatte ich Zeit fuer mich. Ich finde es wichtig, dass Kinder das lernen. Denn sie sind ja nicht immer der Mittelpunkt ueberall. Und es war auch wichtig fuer mich, damit ich mich nicht selbst vergesse.
Mit der Schule habe ich von Anfang an mit meiner Tochter gute Erfahrungen gemacht. Ich habe keine Ahnung, ob es daran lag, dass die Schule ihr immer leicht gefallen ist oder ob es einfach gute Schulen waren. Meine Tochter ist immer gerne gegangen, klar, manchmal wurde auch gemeckert, aber im grossen und ganzen hat ihr die Schulzeit gefallen.
Ich finde es auch gut, dass in Deutschland erst mal Kindergarten ist, wo fast nur gespielt und gebastelt wird, ohne Leistungsdruck. Mit 6 geht dann die Schule los, das finde ich frueh genug.
Ich habe von meiner Tochter nie erwartet, dass sie die beste ist oder gute Noten schreibt. Ich habe auch nicht erwartet, dass sie aufs Gymnasium geht. Natuerlich sollte man Kinder foerdern, aber eben im Rahmen ihrer Moeglichkeiten. Ich hatte mit meiner Tochter sehr viel Glueck, sie ist eine Leseratte, sehr interessiert an allem und unglaublich intelligent (hat sie nicht von mir
, ich war nur durchschnittlich in der Schule und auch ziemlich faul).
Wenn es anders gewesen waere, haette ich es aber auch nicht schlimm gefunden. Es gibt immer einen Weg, eine Zukunft und einen Beruf, den man machen kann, der einem Spass macht.
Meine Stieftochter hier in Amerika ist nicht so gesegnet. Sie hat Probleme in der Schule und ist auch nicht so besonders helle. Ich sag das jetzt wirklich nicht negativ, es ist was es ist. Ob es an der unterschiedlichen Erziehung liegt, keine Ahnung. Ich hab meiner Tochter frueher immer zum Einschlafen vorgelesen, meine Stieftochter guckt Fernsehen. Auch so haben wir viel zusammen gelesen und Bilder angeguckt etc. Das ist bei der Erziehung meiner Stieftochter so nicht vorgekommen.
Sie liest gar nicht, spielt eigentlich den ganzen Tag am Computer. Hat total andere Interessen als meine Tochter. Ob das alles zusammenhaengt, weiss ich nicht. Ich glaub aber schon. Jetzt kann man die Uhr nicht mehr zurueckdrehen.
Manchmal kommt die Erleuchtung aber auch spaeter und auf einmal reissen sich die Kids zusammen. So geschehen bei meinem juengsten Neffen.
Der Druck kommt auch meiner Ansicht nach heute weniger von der Schule, sondern von der allgemeinen Situation nach der Schule. Als ich damals mit der Schule fertig war, habe ich genau 3 Bewerbungen geschrieben, eine Absage und zwei Zusagen fuer einen Ausbildungsplatz erhalten. Das sieht heute ganz anders aus. Und selbst mit einem Hochschulstudium ist die Jobgarantie nicht gegeben.
Die Ausbildungsplaetze, die vorhanden sind, will keiner machen. Alles in allem eine unbefriedigende Situation und der Leistungsdruck ist enorm.