Ich hab mir aus meiner Kindheit ein paar Sachen gemerkt, die ich ganz schlimm fand und die ich auf jeden Fall anders machen wollte, als meine Eltern.
Ich glaub, das macht jeder, oder?
Und ich hab mir auch Sachen gemerkt, die ich bei meinen Eltern ganz toll fand und die ich genauso machen wollte.
Das schlimmste in meiner Erziehung fand ich, dass ich nicht immer ernst genommen wurde.
Als Beispiel faellt mir da ein, ich war im 1. Schuljahr und mein damaliger Schwarm Holger, der mich auch toll fand, kam abends bei uns vorbei (da war ich schon im Bett und er durfte noch alleine draussen rumlaufen). Im Gespraech mit meiner Mutter erwaehnte er dann, dass er mich spaeter mal heiraten will.
Und meine Mutter sagte dann: da musst du aber erst mal lesen und schreiben lernen.
Und er konterte dann: Ich kann schon meinen Namen schreiben, das reicht ja fuer die Heiratsurkunde.
Die Geschichte ist total suess und lustig, wenn ich heute darueber nachdenke. Aber meine Mutter hat sie bei einer Familienfeier vor allen Verwandten inklusive mir erzaehlt und alle haben darueber gelacht. Und ich war so verletzt und habe mich gedemuetigt gefuehlt, ich hatte das Gefuehl, alle lachen mich aus und nehmen meine Gefuehle nicht ernst.
Da habe ich mir vorgenommen, wenn ich jemals Kinder habe, dann wuerde ich ihnen sowas nie antun. Jedes Gefuehl und jeder Gedanke wird ernst genommen, denn die Sorgen, Gefuehle und Ideen von Kindern moegen fuer Erwachsene nicht immer verstaendlich sein, aber sie muessen auf jeden Fall respektiert und ernst genommen werden. Auch Sorgen, die man damit abtut, dass man als Erwachsener viel groessere Sorgen hat, koennen fuer Kinder viel groessere Dimensionen annehmen, als Eltern sich vorstellen koennen.
Toll fand ich, dass meine Eltern immer wie eine Wand hinter mir gestanden haben, egal, was ich gemacht habe, nie musste ich daran zweifeln, dass sie mich trotzdem total lieb hatten und immer fuer mich da sind. Das habe ich mir auch gemerkt und versucht in meiner Erziehung umzusetzen.
Und von einer Tante von Sandras Papa hatte ich mal diesen wundervollen Spruch gehoert, dass wir Kinder auf ihrem Weg begleiten, nicht fuehren. Den Weg muessen sie selbst finden, auch die Geschwindigkeit, man geht nur mit ihnen mit um sie zu unterstuetzen. Auch das habe ich mir gemerkt und meiner Tochter so viel Freiheit gelassen wie moeglich.
Ich hab bestimmt auch Fehler gemacht, die sich meine Tochter gemerkt hat und auf keinen Fall bei ihren Kindern auch machen wird. Irgendwann frag ich sie mal.