Im Land der Bürokratie: Wo Frauen nur noch bessere Hälften sind

Emmaglamour

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Die gesellschaftliche Rückständigkeit in den Südstaaten ist ja nun nichts Neues. Das fängt beim realexistierenden Rassismus an und hört bei Diskriminierung von (Ehe)Frauen noch längst nicht auf. Allerdings sollte man sich vielleicht nicht unbedingt einen Wohnort mit "Südstaatencharme" suchen, wenn man sich dann an einigem, was typisch ist für die Südstaaten, so hochzieht wie die Artikelverfasserin (wobei: Südstaatencharme in Atlanta? Of all places? Na, ich weiß nicht. Vielleicht sollte sie lieber nach Savannah ziehen...). Und wenn sie sich in ihrer Rolle als "Mrs. James Sowieso" diskriminiert fühlt, dann sollte sie mal um die Häuser ziehen und sagen, dass sie Atheistin ist...
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Wenn ich richtig gelesen habe, dann hat sie den Punkt mit dem Atheismus negiert. Jedenfalls ist ja nicht schlecht zu wissen, was frau erwarten kann, wenn sie inklusive ihrer besseren Hälfte in den sonnigen Süden umziehen/auswandern möchte :D
 
S

Selfkant

Guest
Wenn wir hier im Norden der USA solche und aehnliche Sachen hoeren, die es im "Deep South" so gibt, wundern wir uns auch oft. Meine Frau und ich waren diesen Sommer zu Besuch bei Freunden in Cahrleston, NC, und bei unserer Nichte in Warner Robins, GA. Unsere Freunde stammen von dieser Ecke, und leben in NC seit 20 Jahren. Aber sie haben sich noch immer nicht so richtig daran gewoehnt, wie es dort zugeht. Das Soul Food, welches scheinbar hauptsaechlich fritiert ist, verursacht mir heute noch Sodbrennen.

Der groesste Witz ist bei unsere Nichte. Sie ist Captain in der Airforce, und ihr Mann ist Sergeant, aber alle Post an sie, die nicht vom Militaer kommt, ist an Mrs. Nathan Thompson adressiert! Einfach nur Mann zu sein, ist dort scheinbar ein hoeherer Rang als Hauptmann!
 

Lileigh

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Citizen
*malreinhusch*

Ich wohne zwar erst kurz (mehr als drei Jahre) im Sueden und kann mich mit dem Artikel ueberhaupt nicht anfreunden und schon gar nicht mit den angesprochenen Problemen identifizieren. Mir ist er zu viel allgmein gehalten und die Frauen, die ich bisher so kennengelernt habe, leiden hier alle nicht an einer Identitaetsstoerung und fuehlen sich diskriminiert. Karrierefrauen und Hausfrauen. Deutsch, Amerikanisch und andere Nationalitaeten.

Ich wurde bisher noch nie als Mrs. "Name das Mannes" angesprochen oder angeschrieben und wenn ich mir die Adresszeilen der Post anschaue, die ab und an bei uns landet, dann haben die anderen Frauen da auch keine Schwierigkeiten mit. ;-) Es gab weder Schwierigkeiten bei der Bank noch bei anderen Behoerdern oder Laeden. Und alles, was mein Mann und ich gemeinsam an Post bekommen, kommt mit beiden Namen in der Adresszeile bei uns an.
Auch bekam ich bisher nie Gegenwind, wenn ich als Frau von diversen Zukunftsplaenen sprach oder Karrierechancen, die man verbessern moechte. Da wurde von allen beigepflichtet, dass es eben nicht immer erfuellend sei einen langweiligen 08-15 Job zu machen, dass man etwas fuer sich selbst tun muss um vorwaerts und nach oben zu kommen. Man muesse nur bereit sein Risiken einzugehen.

Tausche Atlanta (was ich sowieso etwas merkwuerdig finde, in anderen Ecken kann ich mir das weitaus besser vorstellen) gegen ein Kaff im Hinterland in Deutschland aus und die selben Probleme bestehen. Da wird man ebenso kritisch betrachtet, wenn man was andere vorhat als Hausfrau. Man wird als karrieregeil abgestempelt, wenn man eben nicht das Heimchen am Herd ist, dass liebend gerne jedes Jahr Nachwuchs erwartet.

Fuer mich spiegelt der Artikel jedenfalls nicht das Leben wider, das ich bisher kennengelernt habe. Haette sie ueber Rassendiskriminierung und die immer noch vorhandenen Probleme zwischen Schwarz und Weiss gerschrieben, koennte ich andere Dinge erzaehlen. Und noch mehr ueber die nervigen Diskussionen, wenn man mit der Kirche und Religionen auf Kriegsfuss steht. Da besteht wirklich sehr viel Nachholbedarf.

Ansonsten bin ich der Meinung, dass genau solche Artikel immer wieder dazu fuehren, dass manche ein viel zu verzerrtes Bild von anderen Laenderen haben. Da fuehlen sich dann die, die sowieso schon eine negative Meinung vertreten direkt in ihren Vorurteilen bestaetigt. Es gibt sicherlich Ecken, in denen es so laufen mag, aber ich wuenschte man wuerde nicht direkt alle in einen Topf schmeissen und eben solche Artikel mal von der kritischen Seite aus betrachten. Es gibt immer zwei Seiten und andere Erfahrungen decken sich nicht unbedingt immer mit der Erfahrung der Dame.
 

Stern

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Also, normalerweise bin ich die erste zu meckern und sich zu beschweren, aber die Erfahrungen der Journalistin stimmen mit meinen auch nicht ueberein.

Mein Mann und ich haben unterschiedliche Namen. Niemals haben wir Probleme oder dumme Fragen deswegen gehabt. Selten wurden wir gefragt, warum wir nicht denselben Nachnamen haben, die Erklaerung dass wir Ehepartner und nicht Geschwister seien war immer mehr als ausreichend.

Niemals bin ich mit offizieller Post als Mrs. XY angeschrieben worden.

Beim Hauskauf wurden keine Fragen, ob "sie" unterschreibt gestellt und die Namen auf den Dokumenten waren selbstverstaendlich korrekt.

Natuerlich sind die Gedanken frei, manch einer (oder auch viele) koennen durchaus der Meinung sein, dass mit mir etwas nicht stimmt, weil ich meinen "married name" nicht benutze, aber keiner hat dazu Kommentare abgegeben.

Grundsaetzlich halte ich es fuer zutreffend, dass die Suedstaatlerinnen sich mehr diskriminieren lassen, aber zumeist lassen die das zu. Sie wechseln ihren Nachnamen mit jeder Eheschliessung und -scheidung (und davon gibts hier mehr als genug), sprechen von "Erlaubnis" des Ehemannes etc. Doch per Gesetz muss das nicht so sein, die ziehen sich den Schuh selber an.

PS: Als unser Kind hier geboren wurde, wurde ein bisschen dumm geguckt als wir einen anderen als den Nachnamen des Vaters weitergaben und die Geburtsurkunde (mother's copy vom Krankenhaus) wurde zunaechst zweimal falsch ausgefuellt. Ich habs halt umgehend wieder aendern lassen, noch im Krankenhaus. Doch per Gesetz kann ich hier jeden Nachnamen meiner Wahl vergeben, von daher wurde nicht protestiert. Es ist halt Sitte, dass man den Namen des Vaters vergibt - doch mit Sitten hatte ich es noch nie.
Und tatsaechlich kann man wirklich nervige Leute meist sofort loswerden, indem man einfach einen Satz so beginnt: "As an atheist, I believe xyz." Gespraech zuende. :winke
 
Zuletzt bearbeitet:

tbads

Well-Known Member
Ach naja ich krieg schon Post und Tischkärtchen und Einladungen unter Mrs. "Name meines Mannes". Als Armywife doch eigentlich erst Recht, ich kann gar nicht sagen wie oft ich über den Rang meines Mannes eingestuft worden bin. Soulfood verursacht auch mir Sodbrennen und es ist auch so furchtbar versalzen mit viel Speck und in viel Fett frittiert. Mit Kruste.
Und ja Diskriminierung....hab hier zum ersten Mal den Begriff Reverse Discrimination gehört. Ich habs zuerst gar nicht gecheckt, weil entweder diskriminiert man oder nicht ist doch egal wer wen. Und ganz im Zeichen von "The Help" sollte ich eine schwarze Dame einstellen als Putzfrau in dem Betrieb in dem ich arbeitete, weil sie "strong legs" hat. Und auf einer Station keine Schwarzen mehr als Bewerber hinschicken, weil die Stationsleitung niemand anderen einstellt. Ich hab da nicht mitgemacht, hab brav alle die qualifiziert waren weitergeleitet und meinen Chefs vorgeschlagen die Unterlagen zur Voransicht zu schicken und sie können es selbst weiterleiten. Nix da.
Hab letztens erst meine Freundin in CA besucht und soviele Unterschiede zum Süden festgestellt, allein das Thema T-shirt über dem Badeanzug am Pool. Meine Freundin war ganz erstaunt über die Dinge die ich verglich.
 

Emmaglamour

Well-Known Member
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Wenn ich richtig gelesen habe, dann hat sie den Punkt mit dem Atheismus negiert.
Ja, hat sie. Aber das war nicht mein Punkt. Mein Punkt ist der, dass Atheisten die am stärksten misstrauisch beäugte Gruppierung in den USA darstellen - schlimmer als illegale homosexuelle muslimische Immigranten mit krimineller Vergangenheit. Wenn die Dame also mal Diskrimierung kennenlernen will, dann soll sie in den Südstaaten mit Atheismus-T-Shirt um die Häuser ziehen - vielleicht merkt sie dann, wie sich Diskriminierung anfühlt... ;)

Darüberhinaus fand ich ihre Schilderungen befremdlich. Mir ist zwar aufgefallen, dass man gemeinhin davon ausgeht, dass Paare verheiratet sind, wenn sie zusammen wohnen, so dass ich inzwischen einen regelrechten "We're not married"-Reflex entwickelt habe, wenn mal wieder jemand den besten Mann von allen als "your husband" tituliert, aber bislang kam behördliche und sonstige Post immer korrekt adressiert an. Womöglich hat die Autorin diesbezüglich irgendwas verpennt, als sie nach GA gezogen ist, und ist nun das Opfer ihres eigenen Versäumnisses?

Fuer mich spiegelt der Artikel jedenfalls nicht das Leben wider, das ich bisher kennengelernt habe. Haette sie ueber Rassendiskriminierung und die immer noch vorhandenen Probleme zwischen Schwarz und Weiss gerschrieben, koennte ich andere Dinge erzaehlen. Und noch mehr ueber die nervigen Diskussionen, wenn man mit der Kirche und Religionen auf Kriegsfuss steht. Da besteht wirklich sehr viel Nachholbedarf.
Zustimmung. :up
Ansonsten bin ich der Meinung, dass genau solche Artikel immer wieder dazu fuehren, dass manche ein viel zu verzerrtes Bild von anderen Laenderen haben. Da fuehlen sich dann die, die sowieso schon eine negative Meinung vertreten direkt in ihren Vorurteilen bestaetigt. Es gibt sicherlich Ecken, in denen es so laufen mag, aber ich wuenschte man wuerde nicht direkt alle in einen Topf schmeissen und eben solche Artikel mal von der kritischen Seite aus betrachten. Es gibt immer zwei Seiten und andere Erfahrungen decken sich nicht unbedingt immer mit der Erfahrung der Dame.
Genau das ist das Proble, wenn man nicht über den eigenen Tellerrand hinausschaut, und irgendwie habe ich den Verdacht, dass das bei dem vorliegenden Artikel der Fall ist.

Es gibt ja wirklich einiges, was mir im Vergleich zu Deutschland als "allgemeingültig merkwürdig" auffällt, etwa die landesübliche "pill happiness" und die frei in jeder Drogerei verkäuflichen Pinkelsets (gefriergetrockneter Urin inklusive) zum Betrug beim arbeitgeberseitigen Drogentest. Irgendwelche Hilfs- oder Rauschmittel einzuwerfen, scheint Volkssport zu sein (weswegen sich hierzulande auch keinerüber Doping im Sport aufregt, sondern, ganz im Gegenteil, über die Europäer geschimpft wird, die es wagen, die hiesigen Sportler des Dopings zu überführen und dann auch noch auffliegen zu lassen. Euro-Schweinebacken, dammische). Sowas befremdet mich nachhaltig. Ebenso wie die Religionshörigkeit, die mir vor 20 Jahren lange nicht so schlimm vorkam (allerdings war ich da in Chicago ansässig und nun sitze ich im Redneckhimmel - vielleicht liegt's daran... Oder vielleicht hat sich einfach nur meine Wahrnehmung verschoben).
Aber die Pauschalaussage des Artikels kann ich wirklich nicht teilen.
Beim Hauskauf wurden keine Fragen, ob "sie" unterschreibt gestellt und die Namen auf den Dokumenten waren selbstverstaendlich korrekt.
An der Stelle habe ich mich gefragt, was die Verfasserin des Artikels für einen unfähigen Makler hatte. Wenn mein Makler mich regelrecht ignorieren würde, würde ich den Makler schassen und mir einen neuen Hausvermittler suchen. Gleiches gilt für die Bank.
Ich habs halt umgehend wieder aendern lassen, noch im Krankenhaus. Doch per Gesetz kann ich hier jeden Nachnamen meiner Wahl vergeben, von daher wurde nicht protestiert. Es ist halt Sitte, dass man den Namen des Vaters vergibt - doch mit Sitten hatte ich es noch nie.
Die Sitte führt dann u.U. zu merkwürdigen Familiensituationen. Ich kenne eine Familie, da haben Mama, Tochter 1, Tochter 2, Tochter 3 und Enkelin 1 allesamt unterschiedliche Nachnamen; wohnen aber alle im selben Haus. Immerhin teilt Tochter 4 den Nachnamen mit der Frau Mama. Na, zum Teil jedenfalls. Die Mama hat 'nen Doppelnamen aus ihrem Mädchennamen und dem Namen des letzten Ehegatten; die Tochter trägt nur den Nachnamen des Vaters. Hätte die Familie ein Klingelschild, dann müsste man das wohl ausklappbar gestalten... Wieviel einfacher wäre es, wenn die Kinder alle den Namen der Mutter tragen würden. (Und dann wäre auch nicht so offensichtlich, dass so viele verschiedene Väter im Spiel sind, was ja immer auch für Vorurteile sorgt.)
Und tatsaechlich kann man wirklich nervige Leute meist sofort loswerden, indem man einfach einen Satz so beginnt: "As an atheist, I believe xyz." Gespraech zuende. :winke
:haha
Klappt hier nicht so gut. Hier kommt dann eine Lehrstunde (Leerstunde...) darüber, dass man seinen Weg wohl noch nicht gefunden habe. Doch, habe ich: Auf dem schnellsten Weg zur Kirchentür raus und nie zurückgeguckt. :D

Hab letztens erst meine Freundin in CA besucht und soviele Unterschiede zum Süden festgestellt, allein das Thema T-shirt über dem Badeanzug am Pool. Meine Freundin war ganz erstaunt über die Dinge die ich verglich.
Ihr tragt bei Euch Hemden überm Badeanzug? :boah
 
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