Ich weiss ja nicht, mit was fuer Eltern Du Kontakt hast, aber sei Dir versichert, es gibt genug Eltern, die die Belastungen durch ein Kind schon auch realistisch einschaetzen koennen...
Ich habe in meinem Freundeskreis ausnahmslos Eltern, die mit Begeisterung Eltern sind. Die sind sicher in der Lage, die Belastungen realistisch einzuschätzen - das ändert aber nichts daran, dass sie der Meinung sind, ihre Kinder seien das Beste, was ihnen jemals passiert ist und das größte Glück auf Erden.
Was mich auf den Psychologie-Professor Daniel Gilbert (Harvard) bringt, der da sinngemäß sagte, Kinder hätten auf ihre Eltern eine ähnliche Wirkung wie Heroin auf einen Drogensüchtigen: Für einen kurzzeitigen Rausch macht man sich den größten Teil der Zeit unglücklich, nimmt das aber kaum wahr, weil man so auf die Rauschmomente fixiert ist:
DER SPIEGEL 31/2006 - Kinder wirken wie Heroin
Auszug:
SPIEGEL: Ihrem neuen Buch zufolge wären Sie jedoch glücklicher, wenn Sie niemals eine Familie gegründet hätten.
Gilbert: Nicht ganz. Wir wissen, dass verheiratete Menschen glücklicher sind als Singles. Aber sobald Kinder kommen, ändert sich in der Tat alles: Das Glück verheirateter Paare schwindet. Ökonomen und Psychologen finden das seit Jahrzehnten in ihren Studien bestätigt: Kinder zu haben hat einen negativen Effekt auf das tägliche Glücksempfinden.
SPIEGEL: Wie kann das sein? Fast alle Eltern sind doch vernarrt in ihre Kinder und behaupten das Gegenteil.
Gilbert: ... weil sie die vielen beschwerlichen, nervtötenden Erlebnisse im Alltag
verdrängen. Stellen Sie sich vor, Sie gucken ein Fußballspiel, und es ist fürchterlich langweilig, kein Tor fällt, null zu null. Aber dann gewinnt Ihre Mannschaft durch einen tollen Treffer kurz vor Schluss. In Ihrer Erinnerung wird es das beste Spiel sein, das Sie je gesehen haben. So ist es auch mit Kindern.
SPIEGEL: Wie ein Siegtor in der Nachspielzeit?
Gilbert: Ja. Wie wir aus Studien zum menschlichen Gedächtnis wissen, löscht ein eindrucksvoller Moment unsere Erinnerungen an die vielen unspektakulären Momente, die wir erdulden mussten, einfach aus dem Gedächtnis. Wir haben diese besonderen Augenblicke mit Kindern, so magisch, so wunderbar - sie machen die viele Arbeit und Plackerei vergessen. Es gibt aber noch einen Grund, warum Kinder unser Glück mindern, obwohl wir denken, sie vergrößerten es: Sie wirken wie eine Art Heroin.
SPIEGEL: Wie kommen Sie denn darauf?
Gilbert: Wir halten Heroin ja zu Recht für einen Quell menschlichen Elends. Doch in dem Moment, in dem Sie es sich in den Arm drücken, fühlt es sich sehr, sehr gut an. Sind Sie erst einmal auf den Geschmack gekommen, hören Sie auf zu essen, zu arbeiten, Freunde zu treffen, Sex zu haben. Alle Dinge, die Ihnen früher Spaß gemacht haben, verschwinden durch Heroin. Kinder haben einen ähnlichen Effekt. Sie sind ein großer Quell der Freude - aber sie werden zum einzigen, weil sie so viel Zeit in Anspruch nehmen. Kino, Theater, Partys, Freunde treffen - all das verschwindet aus dem Leben von Eltern. Wenn die Ihnen sagen, meine Kinder sind der größte Glücklichmacher, dann gibt es dafür eine einfache Erklärung: Wenn man nur eine Sache hat, die einen glücklich macht, dann wird die wohl der größte Glücksbringer sein.
Ich persönlich bin eben lieber glücklich und lebenslustig als bekindert, das gebe ich offen zu.
Auch noch ein interessanter Artikel: "Zu viele Kinder machen krank und kurzlebig":
Fortpflanzung: Zu viele Kinder machen krank und kurzlebig - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wissenschaft
Das spricht aus gesamtgesellschaftlicher Sicht natürlich dafür, sich mindestens 20 Kinder aufzuhalsen - dann stirbt man selber vor Erreichen des Rentenalters und fällt niemandem zur Last... Aber in Bezug aufs eigene Leben kann das ja kein ernsthaft erstrebenswertes Ziel sein.
So wird es aber wohl mehr oder weniger den meisten unter 50-jaehrigen gehen, ob kinderlos oder nicht.
Nicht wirklich. Die meisten werden zumindest eine Grundrente erhalten, die ihnen das Überleben sichert. Das ist bei mir nicht der Fall, denn ich habe ja nicht über meine gesamte Erwerbstätigkeitszeit hinweg in die RV eingezahlt.
Na ja, hat Dich ja wohl niemand gezwungen, die GKV zu verlassen...
Doch, mich hat die GKV gezwungen, die GKV zu verlassen und nicht weiterhin Monat für Monat üppige Geldgeschenke an die kostenlos mitversicherten Familienmitglieder anderer Leute zu machen. Ich habe mir nämlich als Neu-Selbstständige die gewaltigen Fixkosten für freiwillig Versicherte in eine GKV, die ich selber quasi nicht nutze, nicht leisten können, zumal ich nun auch noch Altersrückstellungen bilden und eine BUV bezahlen musste. Da bin ich dann in eine PKV gewechselt, wo ich nur noch ein Drittel der Belastung hatte, im Gegenzug aber bessere Leistungen bekam. Das war nur bedingt freiwillig, war aber eine letztlich hervorragende Sache, denn dadurch konnte ich beim Wechsel in die USA meine KV behalten. Die GKV hätte mich spätestens da rausgeschmissen.
Also ich kenne mehrere Elternteile, die von ihren Kindern gepflegt werden. Ich kenne aber keinen einzigen Fall wo ein Kinderloser von seinen nicht vorhandenen Kindern gepflegt wird
Ich kenne niemanden, der seine Eltern pflegt. Ich muss wohl gesündere Freunde haben als Du. Ich kenne aber einen Fall, in dem eine krebskranke Kinderlose sehr liebevoll von ihrer Großnichte und anderen Verwandten und Freunden unterstützt wird (nicht finanziell, das ist nicht notwendig). Diese ältere Dame hat ihrerseits immer ausgeholfen (finanziell und ideell), wannimmer Freunde und Verwandte Hilfe brauchten - und die geben diese Unterstützung gern zurück. Und ich kenne auch einen Fall, in dem ein Kinderloser in Bezug auf teure Therapien finanziell von seiner Schwester unterstützt wurde. Was soll daran besonders sein, dass Kinderlose Unterstützung aus der eigenen Umgebung bekommen?
Wie gesagt, ich denke, Du solltest Dich da noch mal informieren. Die PV springt zwar ein, zahlt aber nur einen kleinen Teil der Kosten. Fuer Pflegestufe 3 werden in der Gegend von 1300 Euro monatlich gezahlt (1700 in "Haertefaellen"), ein Heimplatz fuer Pflegestufe 3 ist wohl so von 3000 Euro aufwaerts, und das sind dann sicher keine Luxusheime!
Ich bin hinreichend informiert. Hence the Zusatzversicherung. Vielleicht solltest Du Dich selber noch mal aufschlauen.
Das ist ja sehr vorbildlich von Deinem Bruder. Aber wie viele Kinderlose machen das denn?
Keine Ahnung, wie viele Kinderlose das machen. In meiner Familie: alle Kinderlosen, die in Deutschland leben... Wir haben da eine Trefferquote von 100%.
Du willst also behaupten, dass der Grossteil der Kinder als Sozialschmarotzer und Hartz IV Karrieristen aufwaechst?
Nein, will ich nicht behaupten. Habe ich auch nicht behauptet. Deine Unterstellungen kannst Du Dir sparen. Du hast allerdings eine Faktenbehauptung aufgestellt, die ich gern mal durch solide Zahlen untermauert sehen würde, und eine Statistik über Jugendarbeitslosigkeit ist da keine Hilfe.
Das Rentenargument ist aber nur eines von vielen. Demographischer Wandel, Vergreisung der Gesellschaft, Pflegenotstand, Fachkraeftemangel, etc.
Es gibt viele Argumente fuer Kinder.
Demopgraphischer Wandel, Vergreisung und Pflegenotstand sind Argumente, die Hand in Hand gehen mit dem Rentenargument. Und der Fachkräftemangel ist nun wirklich kein Argument für
Kinder, sondern ein Argument
für bessere und zielgerichtetere Ausbildungen. Oder sind Deine Kinder als Fachkräfte auf die Welt gekommen?
Hochqualifizierte sind übrigens häufiger kinderlos als Niederqualifizierte, weil beides für viele Leute eben nur bedingt vereinbar ist. Wenn man mehr Hochqualifizierte haben will, sollte man also offenbar Kinderlosigkeit stärker promoten...
Jetzt bringst Du aber ein bisschen was durcheinander. Also im Krieg sind nicht primaer die Alten gestorben, sondern hauptsaechlich die Maenner im besten Alter, zwischen 18 und 40, also die, die normalerweise das System finanziert haetten.
Ich bringe gar nichts durcheinander. Als das Umlagesystem 1957 eingeführt wurde, da gab es wenige Alte, weil viele durch die mangelnde medizinische Versorgung und Armut/Hunger in den Kriegsjahren bereits vor Erreichen der durchschnittlichen Lebenserwartung verstorben waren und die Lebenserwartung sowieso deutlich geringer war. Klar waren
zudem viele Männer "im Krieg geblieben" - ich sagte ja, dass eine halbe Generation (wobei es nicht sooo viele waren) wegfiel. Das heißt aber auch, dass es Vollbeschäftigung gab - ideale Voraussetzungen. Wenige Alte, die durchschnittliche Lebenserwartung der wenigen vorhandenen Alten geht Hand in Hand mit dem Renteneintrittsalter, und quasi jeder, der erwerbsfähig ist, ist auch erwerbstätig und zahlt fleißig in die Kassen ein. Seitdem hat sich vieles, zum Teil radikal, geändert - Wendy hat einiges aufgezählt.
Koennen wir uns darauf verstaendigen, dass eine Volkswirtschaft und eine Gesellschaft, die keine Kinder mehr hat, nicht lange ueberleben wird und binnen weniger Jahrzehnte zusammenbrechen wird?
Ja, klar können wir uns darauf einigen. Das hat allerdings auch niemand in Abrede gestellt - jedenfalls nicht in diesem Thread. Es hat auch niemand eine kinderlose Gesellschaft gefordert.
Wenn ja, dann muss man einfach zu dem Schluss kommen, dass Kinderlose nicht zum Erhalt des Systems (ohne dabei auf einzelne Punkte wie Rente einzugehen) beitragen.
Und genau das sehe ich anders, denn die Gesellschaft wird ja nun mal nicht ausschließlich von "Kindern" getragen. Kinderlose tragen selbstverständlich einen großen Anteil zur Gesellschaft bei.