Blauregen
Well-Known Member
Da ist mein erster Gedanke, dass du mit dieser Einstellung auch in den USA recht einsam bleiben wuerdest.Fazit: wenn es dermaßen unmöglich ist, "beste Freunde" zu halten, wieso sollte ich mir die Mühe machen, von vorne anzufangen? Wieso sollte das funktionieren? Mit anfänglich Fremden?
Freunde kommen und gehen auch wieder, so ist das nunmal, auch ohne Behinderung. Da braucht man nicht schmollend seinen Kopf in den Sand zu stecken. Natuerlich ist man auch mal sauer oder enttaeuscht ueber Leute, von denen man eigentlich dachte, sie waeren gute Freunde... Aber Life happens! Wo sich eine Tuere schliesst, oeffnet sich eine neue!
Du musst dich aber leider damit abfinden, dass eben alles nicht mehr so laufen kann wie frueher. Du hast nun mal Einschraenkungen. Und nur etwas nicht zu tun, weil es nicht ganz komplett geht? Das verstehe ich nicht ganz. Statt halbem Spass lieber gar keinen, oder wie sehe ich das?Sicher würde ich mal dies und jenes wollen, aber es geht nicht. Und: ich war immer der Meinung: ganz der garnicht.
Beispiel Reiten. Früher ging ich Reiten; als ich dem Arzt davon erzählte, wollte er mir therapeutisches Reiten verschreiben.
Zum Reiten gehört aber: Vorbereitung, Reiten, Nachbereitung. Heute würden Punkt 1 und 3 wegfallen, und das ist es nicht; ich finde, wenn ich das nicht kann, habe ich auf einem Pferd nichts zu suchen. Dieser Faden ist in mir drin, kann ich nichts gegen tun.
Vor einigen Jahren habe ich selber mit einem bloeden Brustkrebs rumgekaspert und habe dann die volle Droehnung abbekommen mit OPs, Chemo, Bestrahlung und noch ein paar Hammermedikamenten fuer ein paar Jahre. War ueberhaupt nicht lustig und zwischendurch sah ich auch so aus wie mein eigenes Gespenst (und hab mich auch so gefuehlt).
Vorher bin ich Marathons gelaufen und ich habe waehrend der gesamten Zeit mein Lauftraining weiter durch gezogen. Natuerlich fiel es mir immer schwerer und schwerer und es war auch nicht leicht fuer mich, mir selber zuzusehen, wie ich immer weniger wurde. Viele Einheiten habe ich auch abgebrochen, weil es einfach zu viel war. Das fiel mir nicht leicht. Aber grundsaetzlich war ich zum Ende der Chemos immer noch in der Lage, 5km weit zu schleichen. Das war dann zwar ein langsamer Spaziergang, nachdem ich total KO war. Aber ich habe mir selber bewiesen, dass ich mich NICHT von dem Scheiss-Krebs beherrschen lasse.
Ich bin auch immer noch zu unserem Lauftreff gefahren. Die anderen sind dann eine Stunde lang oder anderthalb durch den Berg gerannt und ich habe solange meinen Spaziergang gemacht. Aber ich war immer noch Teil der Gruppe und das hat mir sehr geholfen. Das moegen alles nicht meine "besten Freunde" sein, aber es tat einfach unheimlich gut!!!
Wenn ich da nach dem Motto gegangen waere "ganz oder gar nicht", dann haett ich ja nur noch jammernd und unzufrieden auf dem Sofa gesessen (so wie fast alle aus der Selbsthilfegruppe, wo ich nur ein oder zweimal war und dann wegen dem vorherrschenden Gejammere und Selbstmitleid ganz schnell wieder davon Abstand genommen habe)
Mensch, mach das mit dem Reiten. Jetzt weisst du ja auch vom Fahrdienst. Probier es wenigstens ein paar Mal aus und wenn es dir ueberhaupt nicht gefaellt, dann laesst du es halt wieder bleiben, ganz einfach.
Ich finde, du musst unbedingt mal wieder raus. Du klingst insgesamt recht verbittert. Und wenn sich das griesgraemige nun so langsam in deinen Charakter einbrennt, dann brauchst du dich auch nicht zu wundern, wenn auch die letzten Freunde weg bleiben. (Ist nicht boese gemeint, versteh mich bitte nicht falsch.)
Ja, die Behoerden koennen unertraeglich sein in Deutschland. Ich weiss das, ich habe meine Berufsausbildung damals auf einer gemacht. Aber glaub uns, die sind hier noch schlimmer!!!
Und diese Geschichten vom Tellerwaescher, das waere zu schoen um wahr zu sein. Frueher gab's das vielleicht mal. Und "the land of the free" ...aehem... ich musste sogar um Erlaubnis fragen, als ich mein Haus neu streichen wollte...