Ich bin im Herzen Deutsche, aber ich bin schon ewig nicht mehr typisch deutsch (sondern internationalisiert), auch nicht, als ich noch fest in DE wohnte. Mich zog es immer in die Welt hinaus und ich brauchte immer, vor allem in DE, einen internationalen Freundeskreis wie die Luft zum Atmen. Den hatte ich im Schwabenland (wo es mich beruflich hin verschlagen hatte) die ersten paar Jahre nicht und ich hatte das Gefühl, ich bin lebendig begraben. Aus diesem Grab habe ich mich dann immer im Urlaub freigeschaufelt und war auf und davon, fiel aber bei Ankunft am Stuttgarter Flughafen wieder in ein tiefes Loch.
Als ich aber dann mit meinem Mann in KL stationiert war (nachdem wir drei Jahre in USA gewohnt hatten), war alles ganz anders. In der Pfalz fand ich es total schön und hatte "the best of both worlds". Mir fehlten die USA nun überhaupt gar nicht und ich war traurig, als wir wieder nach USA gingen.
Ich fühle mich mittlerweile in beiden Ländern zu Hause und kann in beiden ganz gut leben, vorausgesetzt, ich lebe dort mit meinem Mann, und vorausgesetzt, ich habe internationale Bekannte. So ist es auch hier in USA. Wenn ich nach DE komme, ist alles wie gehabt, ich fühle mich überhaupt nicht fremd oder anders als vorher, ich sehe viele meiner "alten" Freunde (meist Deutsche, die anderen sind mittlerweile wieder woanders), auch die sind gleich geblieben, sind alle sehr weltoffen, weit gereist und haben eben mit mir vieles gemeinsam, sonst wären sie wahrscheinlich ja auch nicht meine Freunde. Wir haben immer sehr anregende Gespräche irgendwo im Biergarten und ich schätze sie alle sehr.
Wahrscheinlich bleiben wir hier in USA. Das macht mir aber nichts aus, im Gegenteil, ich bin eigentlich ganz froh, hier in Florida zu sein und dem trüben deutschen Wetter entkommen zu sein.
Ich hatte halt noch nie im Leben Heimweh, weiß gar nicht, was das ist. Ich spüre aber wohl Abschiedsschmerz von Orten, an denen es mir sehr gefallen hat. Den überwinde ich dann aber schnell und habe noch nie Probleme gehabt, mich auch schnell anderswo wieder einzuleben. Natürlich habe ich die Nähe zur Familie sehr geschätzt und genossen, als wir wieder in DE wohnten, und habe sie auch voll ausgenutzt, es waren von KL nicht mal 2 Stunden bis zu meinen Eltern.
Also, Ingrid, wo ich in DE rumfahre, sieht es nirgendwo so aus wie in deinem Dorf. Im Gegenteil, mir fällt immer sofort auf, wie sauber und aufgeräumt und gepflegt alles im Gegensatz zu den USA ist. Hier in USA gibt es ja auch gepflegte Ecken, aber dann kommt man auch gleich im Anschluss wieder an gammeligen oder ungepflegten Ecken vorbei. Und das ist in Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg, wo ich mich fast immer aufhalte, nicht so.