Was sind die großen Vorteile in den USA?

Guten Morgen alle zusammen,

Ich habe dieses Forum gefunden und dachte ich schreibe mal direkt hier rein.
Ich habe eine Ausbildung gemacht und bin im Augenblick dabei an einer Fernschule Informatik zu studieren. Das Informatikstudium mache ich ohne konkreten Grund, mich interessiert es einfach und es mach mir Spaß.
Bei der derzeitigen politischen Lage kommt einem doch schonmal der Gedanke dem ganzen den Rücken zu kehren und deutschland bye bye zu sagen. Ich bin kein Öko, Umwelt, Biodeutscher und ich habe es auch nicht vor zu werden. Ich denke die USA sind da ein bisschen anders.

Ich studiere noch eine Weile deswegen kommt auswandern für die nächsten paar Jahre sowieso nicht auf mich zu. Trotzdem interessiert es mich wahnsinnig welche Vorteile ihr persönlich in den USA habt (an die, die schon ausgewandert sind). Was genau findet ihr toll, was macht das Leben dort schöner bzw. Lebenswerter? Wie ist die Kollegialität, das Miteinander, die Firma. Was genau liebt ihr an den USA und findet ihr aus der Erfahrung heraus besser als in D?
 

Wendy

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Ich kann Deine Frage nur revers beantworten. Warum wollte ich ursprünglich in die USA und jetzt schon lange nicht mehr.

Als ich Anfang 20 war, begann ich häufiger die USA zu bereisen und hätte gerne dort gelebt, weil ich generell gerne länger im Ausland gelebt hätte und die USA viele Möglichkeiten versprachen und ich den Eindruck eines vielfältigen Landes hatte.

Nun bin ich jemand, der sich umfassend informiert und ich habe zudem mehrere enge Freunde, die ausgewandert sind, mittlerweile sind deren in den USA geborene Kinder schon volljährig. Ich war regelmäßig dort und habe Alltag in Amerika erlebt und nicht Urlaub in Amerika.

Die Freunde leben alle schon ein vergleichsweise priveligiertes Leben mit guten Einkommen und seinerzeit bezahlten Umzügen. Gefragte Fachleute.

Und wir sind so eng befreundet, dass wir auch über Probleme sprechen und nicht nur über die guten Dinge.

Und mir ist klar geworden, dass ich die Prinzipien, denen viele Amerikaner unverbrüchlich anhängen und die letztlich durchaus auf die ersten Einwanderer zurückzuführen sind nicht teile.

Die irgendwie angesiedelt sind bei "hilf dir selbst, dann hilft Dir Gott " und "es wird schon einen Grund haben, warum Dir Schlechtes widerfährt, Gott straft dich halt ".

Diese tief verinnerlichte Haltung verhindert jedes nationsweite Solidarprinzip.
"Charity" ja, aber in Form von Almosen. Oft religiös geprägt und nur für Gleichgesinnte.

Dazu eine in meinen Augen vielerorts ungesunde Form von Nationalismus. Und tief verankerte bewusster und unbewusster Rassismus.

Und letztlich noch die Waffengesetze und die Willkür einzelner Bundesstaaten in der Gesetzgebung. Wie nicht erst in letzter Zeit zb. Frauen wieder in illegale Abtreibungen gedrängt werden, weil ihnen legale verwehrt werden (nicht erst aktuell in Texas).

Und wie systematisch die arme Arbeiterschaft arm gehalten wird.

Das Buch "Nickel and Dimed: On (Not) Getting By in America" von Barbara Ehrenreich (auf deutsch Arbeit poor) ist schon Jahre alt und die Situation hat sich noch verschlimmert.

Es gäbe noch viele Details heraus zu picken, aber das dürften die wichtigsten Punkte sein, die mir klar gemacht haben, dass ich in Deutschland weitaus besser verortet bin, auch wenn es sich hier nicht um die Insel der Seeligen handelt.
 
Ich danke dir für deine Antwort. Leider sind deine Beispiele relativ unkonkret und die Abtreibungsgesetze sind für mich jedenfalls Bedeutungslos weil naja.... weil ich von Abtreibung nicht betroffen bin und ich auch nie Abtreiben würde.

Zum Nationalismus - Auch hier weiß ich nicht in wie weit der Nationalismus ein Problem darstellt? Brauche ich als Deutscher Angst zu haben dass Leute mich diskriminieren weil ich nach Amerika gezogen bin? Werde ich angefeindet werden weil ich deutscher bin? Brauche ich Angst zu haben um mich und mein Leben nur weil ich deutsch bin? Oder meinst du eher die allgemein bekannte patriotische Haltung eines durchschnitts Amerikaners?
Ich suche keine Solidarität sondern Individualismus. Würde ich Solidarität suchen würde ich einfach in Deutschland bleiben.

Die Waffengesetze stören mich ebenfalls nicht. Die Menschen dort sind damit aufgewachsen, andere Länder, andere Sitten. Ich denke für die meisten Menschen der Welt sind unsere Autobahnen ohne Tempolimit auch unvorstellbar. Deswegen bin ich da eher tolerant gegenüber eingestellt.


Mich interessieren eher persönliche Erfahrungen. Das könnte zum Beispiel eine persönliche Erfahrung über den Aufstieg in der Karriere gewesen sein, der so in D vielleicht nicht möglich gewesen wäre. Das könnte aber auch so vermeintlich kleine Dinge sein wie die billigen Benzinpreise oder der teure Quark. Mich interessiert da wirklich die persönliche individuelle Erfahrung.
 

Ezri

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Landschaftlich toll, Haushaltstechnik ist irgendwo zwischen den 50er und 70ern stehen geblieben.
Straßen in der Regel uhhhh... das arme Auto
Hire and fire, für Unternehmen sicherlich prima, für den Arbeitnehmer nicht.
Working Poor, da gibt es kein Aufstocken vom Staat aber wenn man Glück hat findet man bestimmt noch einen dritten Job und im Auto lebt man sicherlich auch recht gut.
Medizinische Versorgung ist eine Frage des Geldes, hast du kein Geld, dann kannst du ja auch beten und mit Glück betet noch jemand anderes für dich. Das Sterbealter in den USA ist deutlich niedriger als beim Nachbarn Kanada, das liegt am Gesundheitssystem Durchschnittliche Lebenserwartung weltweit

Doppelmoral, uhhh ein Nippel!!1!!!!!1 Aber größte Pornoindustrie der Welt.
Schmelztiegel aller möglichen Ethnien? :haha Nö, jeder für sich und alle gegen alle, man lebt und bleibt unter sich.
Der Umgang ansonsten ist vorsichtig höflich, aber leider auch sehr oberflächlich.

Aber die Landschaften sind wirklich toll. :usa
 

Wendy

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Ok: die Studiengebühr meines Patenkinds beträgt 69.000 $ pro Jahr.

Da gibt es dann einige finanzielle Hilfen, womit sich die Gebühren reduzieren. Spannenderweise hängen die vom Familieneinkommen ab. Jetzt denkt man: super, Einkommensschwache werden gefördert.

Irrtum.

Mit einem Familieneinkommen über 100.000 $ reduziert sich die Studiengebühr auf 44.000 $.

Mit einem Familieneinkommen um die 30.000 $ reduziert sich die Studiengebühr nur auf 48.000 $.
 

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Vorteile beinhalten immer Nachteile. Was mir so in den Sinn kommt...

Gutes Einkommen: Metropolen bieten gute Jobs mit einem guten Einkommen aber fordern hohe Lebenshaltungskosten (Mieten sind teilweise astronomisch hoch)

Mehr Netto vom Brutto: für die Gutverdiener bleibt mehr im Portemonnaie hängen, dabei ist das Damoklesschwert "Gesundheitskosten" aber im Raum

Erschwinglicheres Eigenheim: wenn du nicht gerade in den Metropolen bist und suchst, ist ein Eigenheim erschwinglicher. Die Qualität ist aber nicht dieselbe wie hier und HOA können dir das Leben zur Hölle machen.

Es ist viel einfacher den Job und die Branche zu wechseln, wofür du hier eher schräg angeschaut wirst und dich erklären musst.

Für frische und gute Lebensmittel, Käse etc. legst du verhältnismässig viel Geld hin.

Restaurant Besuche sind erschwinglich, ebenso Lieferdienste. Viele Bekannte kochen verhältnismässig wenig, der Kühlschrank von einem Freund in NYC ist meist leer, es wird "on the fly" gekauft.

Billiger Urlaub in den USA: Inlandsflüge sind Spottbillig, für einen Flug Ost-West kannst du hier von Berlin nach Frankfurt fliegen... aber wenn man keine oder wenige Urlaubstage hat, dann hilft das wenig. Flüge zu Feiertagen sind teuer.
 
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Wendy

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Und das mit den billigen Flügen klappt auch nicht immer - San Francisco Florida war z.B. 2019 im April (und NICHT Ostern) sauteuer - obwohl uns sowohl für Abflug- als auch Ankunftsflughafen 3 große Flughäfen zur Auswahl stand und auch die Daten 3 Tage variabel waren. Der "No Frills-Flug" nur mit Handgepäck kostete über 700 $. (Abflug war möglich SFO, Oakland, San Jose und in äußerster Not auch Los Angeles, Ankunft wäre Miami, Tampa oder Fort Myers möglich gewesen)
 

Ezri

Adminchen
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Zum Thema HOA (home owner association), da können die Regeln nicht nur streng sondern auch total absurd sein.
Userin Rabine (leider zu früh verstorben), musste das neue Garagentor austauschen, weil es nicht das richtige Design hatte. Sie musste außerdem einen Fahnenmast wieder abbauen, obwohl sie da stolz die US-Flagge gehisst hatte. Und ich weiß nicht mehr bei wem das so war, da durfte man draußen keine Wäsche aufhängen.

Je nach Branche muss man für jeden Bundesstaat eine Lizenz machen oder halt einfach dort nicht arbeiten.

Private Kontakte können kurios sein, kleines Beispiel aus meinem Nähkästchen:

US-Freundin: "Ich bewundere, wie du hier einfach so ein Auto mietest und einen Roadtrip machst."
Ich: "Wieso?"
Sie: "Naja, ihr habt doch Linksverkehr in Europa."
Ich: "Nein, haben wir nicht."
Sie: "Achso, in der Schweiz nicht? Dann bist du das Wechseln bestimmt gewohnt, wenn du öfter nach Deutschland fährst."
Ich: "Nein, auch in Deutschland ist Rechtsverkehr. Nur England (also die Inseln) haben in Europa Linksverkehr. Du warst doch in Italien, hattest du da kein Auto gemietet?"
Sie: "Nein, da ist doch Linksverkehr!"

Ganz real so erlebt und sie ist gereist, war auch schon in Deutschland usw. :stirnklatsch
 
Vielen Dank,
Das sind genau die Eindrücke und Erfahrungen die ich gesucht habe.
Nochmal konkret zu den Jobs weil hier einer schrieb "einen dritten Job". Ich habe viel gelesen und leider zum Teil widersprüchliche Antworten bekommen.
Zum einen las ich das jede seriöse Firma sich an den kosten für Krankenkasse beteiligen. Im Artikel war die Rede davon das 70% der Versicherten über den Arbeitgeber versichert sind und das wäre auch eine große Mehrheit der Bevölkerung) Ich habe gerade mal in meiner Branche aus Interesse geschaut. Bereits in den Stellenausschreibung steht unter benefits dass die Krankenkasse vom AG übernommen wird, eine Lebensversicherung und Urlaubsgeld bezahlt wird. Das angegebene Jahresgehalt allerdings sieht für mich auf den ersten Blick ein bisschen Mau aus. Es ist eigentlich kein Unterschied zum deutschen Gehalt ersichtlich. Hätte da eher mit mehr gerechnet.
Als zweites las ich das nahezu alle technischen Berufe gesucht werden und dort auch die Chancen mit am höchsten sind. Ich verstehe nicht so ganz wie das dann harmoniert?
 

Wendy

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Du mußt immer die Frage stellen, WAS für eine Krankenversicherung. Was ist abgedeckt, was ist der Selbstbehalt. Wir reden nicht von 5 $ Zuzahlung bei Medikamenten.

Beispiel: Meine Freundin arbeitet in Kalifornien und hat über den Arbeitgeber eine exzellente Krankenversicherung. Inklusive Behandlung in besten Kliniken. Dann haben sie nen Urlaub in Arizona gemacht, eines der Kinder wurde krank und es gab im Umkreis von mehreren 100 Meilen keinen einzigen Arzt, der durch ihre Versicherung gecovert war.
Dafür kriegt sie ihre Brillen meist erstattet, die sie im Deutschland-Urlaub bei Fielmann machen läßt.

Die Versicherung hat halt einen Plan, der in der Region wo der Arbeitgeber ist ne gute Abdeckung hat. Das heißt nicht, daß Du zu jedem Arzt darfst und erst recht nicht, daß das in einem anderen Bundesstaat gilt.

Blöd auch, wenn Dein Arbeitgeber einen Gruppenvertrag hat, der bestimmte Ärzte abdeckt. Dann bietet eine andere Versicherung ihm einen Gruppenvertrag an, der für den Arbeitgeber besser (aka günstiger) ist. Dein Pech, wenn Deine derzeitigen Ärzte nicht mehr mit dem Unternehmen abgedeckt sind.

Die Wahl des richtigen Versicherungsplans (so man denn die Wahl hat) ist eine Wissenschaft für sich. Frag die User, die mit dem Thema belastet sind.
 
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