Schulvergleich USA - D

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Selfkant

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Am naechsten Tag wird die gleiche Arbeit weitergeschrieben....
das heisst: der Schueler kennt die Fragen und der Schueler kann zu Hause nach den Antworten suchen. Wie aussagekraeftig ist das bitte? Man muss sich nur vom einen auf den anderen Tag was merken und es gibt keinen Unterschied zu denen, die alles aus dem Kopf wussten.
Sorry, aber die Aussagekraft sehe ich da nicht wirklich.
Das kann doch jeder Bloedmann.
Dass die Arbeit am nächsten Tag weiter geschrieben wird, ist allerdings nicht richtig, und mir auch recht unverstaendlich!
 
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Selfkant

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Mit Verlaub, Selfkant, aber das ist doch Quark. Selbstverständlich erfordert eine Wissensabfrage auch eine Zeitlimitierung. Und die gibt es auch in den USA - oder dürfen sich die Studenten in den "Exams" an der Uni Deiner Frau so viel Zeit lassen, wie sie wollen, und ggfs. drei Tage an einer Prüfungsaufgabe schreiben, die für drei Stunden angesetzt war? Das glaubst Du doch wohl selbst nicht. Selbst beim GED gibt's enge Zeitvorgaben für die Aufgabenlösung.

Die Schule soll aufs Leben vorbereiten und dazu gehört auch, dass Schüler lernen, Wissen auf Abruf bereit zu halten, sich auf bestimmte Dinge punktgenau vorzubereiten etc. Oder sagst Du Deinem Chef, "Sorry, Chef, aber ich kann die Präsentation, die für morgen geplant war, erst in zwei Wochen abliefern. Ich habe zwar das Wissen, das ich dafür brauche, aber ich habe leider Schreibschwierigkeiten und Präsentationsangst. Macht doch nichts, oder?"

Davon mal ganz abgesehen werden in Deutschland, womöglich anders als in den USA, die Noten nicht nur über schriftliche Leistungen ermittelt, sondern auch über mündliche Leistungen (Beteiligung im Unterricht), Referate, Hausarbeiten wie Aufsätze etc. Die schriftlichen Pr+fungsnoten sind immer nur ein Teil des Gesamtbildes, und wenn ein Schüler im mündlichen hervorragende Leistungen bringt, in den schriftlichen Prüfungen aber regelmäßig scheitert, dann wird ein Lehrer das auch berücksichtigen, wenn er die Gesamtnote erstellt. Außerdem wird er Empfehlungen aussprechen, wie die Schriftnote zu verbessern ist.

Und weil das deutsche System so schwach ist, schneiden die deutschen Schüler bei PISA immer besser ab als die fortschrittlicher unterrichteren US-Schüler? Ich muss mal schnell in den Himmel - da ist gerade Jahrmarkt.
Mit Verlaub gesagt Emma, was Du schreibst ist eher Quark. Ich glaube nicht, dass Du Dich wissenschaftlich mit Assesment befasst hast (was meine Frau es standig macht), und Deine Meinung basiert halt auf der volkstuemlich populistischen Vorstellung wie so etwas gemacht werden solle. Mitnichten verlangt eine Wissensabfragung ein Zeitlimit, denn Zeit hat mit Wissen absolut nichts zu tun. Natuerlich duerfen Schueler/Studenten das Assesment nicht unterbrechen, um die Chance zu haben ihr Wissen zu ergaenzen. Es sit eine Sache der Auswahl der Schueler fuer eine bestimmte Wissensvermittlung, ob diese Schueler/Studenten die Abfrage in einem akzeptierbaren zeitabschnitt erstellen koennen. Daher gibt es halt Zulassungsbedingungen zu bestimmten Uni Kursen, oder zu AP Klassen an Schulen etc. Durch diese Vorauswahl wird schon einmal sichergestellt, dass alle Lernenden auf einer in etwa gleichen Baseline stehen. Dann muss der abfragende, der eigentlich auch den genrellen Wissenstand seiner Lernenden kennen sollte, die Abfrage so gestalten, dass es anzunhemen ist, dass diese in der zur Veffuegung stehen Zeit beendet werden kann. Bei Lernenden, die Schwierigkeiten mit der normalen schriftlichen Abfrage haben, muessen dafuer dann andere Abfragemethoden verwendet werden (etwa muendlicher Test, usw,). Aber in den USA, genau wie in Deutschland, sollte die Notenfindung auch nicht nur mittels Tests gemacht werden (zumindest wird das den angehenden Lehrern an der Uni so beigebracht)
Es ist auch eine falsche, eher veraltete volkstuemliche Meinung, dass es Aufgabe der Schule (zumindest der US Schulen) ist, aufs Leben vorzubereiten. Vielmehr soll die Schule Wissen vermitteln, welches im Leben verwendet werden kann. Wenn es nach Deinem Beispiel gehen wuerde, waeren weder Dr. Hawkins oder andere schwerbehinderte Menschen nie zu ihren Positionen in Forschung und Wissenschaft gekommen. Du kannst mir schon glauben, dass Menschen, die Schiwerigkeiten bei gewissen Dingen sehr wohl wissen, was ihre Schwierigkeiten sind, und sich daher entsprechend zu arrangieren wissen.

Ich weiss nicht, was Du ueber PISA weisst, aber das ist ein System, welches als Vergleichsinstrument nicht nur hinkt, sondern sogar stark humpelt. Aus diesem Grunde beteiligen sich die USA auch seit einigen Jahren nicht mehr an PISA. Bedingt durch das eher stark unabhaengige Schulsystem in den USA wird es auch nie moeglich sein, dass ein Mass-System fuer das ganze Land funktioneirt (deswegen ist ja auch No Child Left Behind total daneben). Man koennte eventuell die Schulsysteme einiger Staaten vergelichen, wobei Iowa, Minnesota und Wisconsin bisher immer den besten Outcome haben, aber eventuell den Outcome einer dieser 3 Staaten mit dem von Texas zu vergleichen, waere eher wie Aepfel und Orangen zu vergleichen! Im Uebrigen haben die deutschen Schueler auch nicht sonderlich besser als die US Schueler abgeschnitten.
 

Emmaglamour

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Mit Verlaub gesagt Emma, was Du schreibst ist eher Quark. Ich glaube nicht, dass Du Dich wissenschaftlich mit Assesment befasst hast (was meine Frau es standig macht), und Deine Meinung basiert halt auf der volkstuemlich populistischen Vorstellung wie so etwas gemacht werden solle.
Nein, habe ich nicht gemacht. Ich habe mich populistisch volkstümlich betätigt, nur heißt das bei mir nicht "volkstümlich populistische Vorstellung", sondern "gesunder Menschenverstand" gepaart mit "Vorausschau" und "Berufserfahrung im richtigen Leben außerhalb der realitätsfernen Elfenbeintürme Uni und Forschung". Kann ich nur empfehlen, das auch mal zu probieren. :winke
Außerdem: Ist ja schön, was Deine Frau so alles macht. Macht Dich das Wissen Deiner Frau in Bezug auf "wissenschaftliche Assessments" nun zum Gemeinschaftsexperten mit Deiner Frau? Schließt Ihr abends Eure Hirne zur Wissenverschmelzung zusammen, oder wie muss ich mir das als volkstümliche Populistin vorstellen? :gruebel

Mitnichten verlangt eine Wissensabfragung ein Zeitlimit, denn Zeit hat mit Wissen absolut nichts zu tun.
Mag ja sein, dass Wissen nichts mit Zeit zu tun hat, das habe ich ja auch nicht bestritten. (Musst mal richtiger hinlesen.) Dennoch gehört zur Wissensabfrage ein Zeitlimit dazu, erstens, weil die Schule bzw. das Studium nun mal eine Berufsvorbereitungsstätte sind und zweitens, weil Wissensabfragen anders gar nicht möglich wären. Oder erklär mir doch mal volkstümlich populistisch (also so, dass ich das verstehe...), wie man eine Wissensabfrage ohne jede zeitliche Begrenzung umsetzen sollte. Bin ganz Ohr.
Natuerlich duerfen Schueler/Studenten das Assesment nicht unterbrechen, um die Chance zu haben ihr Wissen zu ergaenzen.
Das wird aber offenbar gemacht. Jedenfalls in den supermodernen USA. Siehe Anjaxxos Aussage.
Es sit eine Sache der Auswahl der Schueler fuer eine bestimmte Wissensvermittlung, ob diese Schueler/Studenten die Abfrage in einem akzeptierbaren zeitabschnitt erstellen koennen. Daher gibt es halt Zulassungsbedingungen zu bestimmten Uni Kursen, oder zu AP Klassen an Schulen etc.
Und wie wird die Erfüllung dieser Zulassungsvoraussetzungen geprüft? Sag bitte nicht, dass das mit einem zeitlich limitierten Test ermittelt wird...
Durch diese Vorauswahl wird schon einmal sichergestellt, dass alle Lernenden auf einer in etwa gleichen Baseline stehen.
Das wird in deutschen Schulen auch gemacht. Nennt sich "Versetzung" in die jeweils nächsthöhere Klasse. Da dort nicht jeder Schüler mitgeschleift wird, der nicht mitkommt, wird eine gewisse Homogenität gesichert. Aber ach, das ist ja alles so rückständig...
Dann muss der abfragende, der eigentlich auch den genrellen Wissenstand seiner Lernenden kennen sollte, die Abfrage so gestalten, dass es anzunhemen ist, dass diese in der zur Veffuegung stehen Zeit beendet werden kann.
Wie, "In der zur Verfügung stehenden Zeit"? Aber das wäre doch eine unzulässige zeitliche Limitierung, die die armen, armen Schüler und Studenten daran hindert, ihr wahres Wissen zu zeigen... Sowas geht doch nicht! Jedenfalls nicht in den fortschrittlichen USA! Sowas macht man doch nur im rückständigen Deutschland!
Bei Lernenden, die Schwierigkeiten mit der normalen schriftlichen Abfrage haben, muessen dafuer dann andere Abfragemethoden verwendet werden (etwa muendlicher Test, usw,).
Und was ist mit den armen, armen Schülern, die Prüfungsangst oder Disziplinprobleme haben? Werden die dann gar nicht getestet, denn, hey, das würde ja nicht ihren wahren Wissensstand zeigen?
Aber in den USA, genau wie in Deutschland, sollte die Notenfindung auch nicht nur mittels Tests gemacht werden (zumindest wird das den angehenden Lehrern an der Uni so beigebracht)
Ist ja toll, dass den angehenden Lehrern an der Uni so beigebracht wird. Und wie ist es im richtigen Leben?
Es ist auch eine falsche, eher veraltete volkstuemliche Meinung, dass es Aufgabe der Schule (zumindest der US Schulen) ist, aufs Leben vorzubereiten.
Ich habe "Leben" gesagt, ja, aber ich habe gemeint und hatte das auch so erklärt, dass die Schule die Kinder aufs Berufsleben vorbereiten soll (das schließt ggfs. das Uni-Leben mit ein), und doch, genau das ist die vorrangige Aufgabe der Schulen. Ein Schulwesen, das das nicht leisten kann, hat seine vorrangige Aufgabe verfehlt. Schule soll keineswegs nur Wissen vermitteln, wenngleich das natürlich wichtig ist, sondern auch soziale Kompetenzen, Dinge wie zielorientiertes Arbeiten, Arbeiten auf "Deadlines" hin, Gruppenarbeit/Teamfähigkeit, Führungsqualitäten, kritisches Denkvermögen etc.

Lernroboter, die theoretisches Wissen mitbringen, es aber nicht schaffen, das Wissen umzusetzen, Lösungsansätze zu finden oder - ganz banal - pünktlich am Arbeitsplatz oder unvorbereitet zu Terminen zu erscheinen, braucht kein Mensch.
Wenn es nach Deinem Beispiel gehen wuerde, waeren weder Dr. Hawkins oder andere schwerbehinderte Menschen nie zu ihren Positionen in Forschung und Wissenschaft gekommen.
Wenn es nach welchem Beispiel von mir gehen würde? Wovon redest Du? Wo habe ich denn bitte gesagt, dass Behinderte benachteiligt werden sollten? Geht's?
Davon mal abgesehen gibt's immer wieder erfolgreiche Menschen, die in der Schule Nulpen waren. Das heißt aber nicht, dass das schriftliche Wissensabfragesystem der Schulen an sich grundfalsch wäre. Ganz besonders dann nicht, wenn es eben nur eines von mehreren Dingen ist, die zur Gesamtnote führen.
Ich weiss nicht, was Du ueber PISA weisst, aber das ist ein System, welches als Vergleichsinstrument nicht nur hinkt, sondern sogar stark humpelt. Aus diesem Grunde beteiligen sich die USA auch seit einigen Jahren nicht mehr an PISA.
Siehste, und wenn Du schon in solche leicht nachprüfbaren Dingen Falschaussagen triffst, wie soll man dann dem Rest Deiner Ausführungen Glauben schenken? Offenbar scheine ich ja mehr über PISA zu wissen als Du, und das, obwohl ich nicht mal zu Ende stukadiert habe und ein sehr durchschnittliches Abi abgeliefert habe... :feil

Dass die USA "sich seit einigen Jahren nicht mehr an PISA beteiligen" würden, ist grundfalsch. PISA wird seit 2000 alle drei Jahre durchgeführt, die nächste PISA-Studie ist für 2012 angesetzt, und es werden sich wieder alle 33 OECD-Nationen daran beteiligen, selbstverständlich auch die USA. Darüberhinaus nehmen 2012 35 Nicht-OECD-Nationen an den Tests teil: Educational Research Centre - International Studies - Which Countries Take Part in PISA?
Bedingt durch das eher stark unabhaengige Schulsystem in den USA wird es auch nie moeglich sein, dass ein Mass-System fuer das ganze Land funktioneirt (deswegen ist ja auch No Child Left Behind total daneben).
Soll es ja auch nicht. Vielmehr soll u.a. ein Überblick über den durchschnittlichen Wissensstand im Land gegeben werden, und es sollen Schwachstellen ermittelt werden, die dann korrigiert werden können. Es geht nicht darum den Eindruck zu erwecken, dass innerhalb des Landes ein komplett homogener Wissensstand vorhanden ist. Wenn man sich das Abschneiden Deutschlands anschaut, dann bekommt man den Eindruck, dass nach dem mittelmäßigen Abschneiden im ersten PISA-Jahr die richtigen Weichen gestellt worden sind, denn während seitdem die Kurve in Deutschland nach oben zeigt (besonders in Mathe und den NaWis), bewegte sie in den USA eher bergab...
Man koennte eventuell die Schulsysteme einiger Staaten vergleichen, wobei Iowa, Minnesota und Wisconsin bisher immer den besten Outcome haben, aber eventuell den Outcome einer dieser 3 Staaten mit dem von Texas zu vergleichen, waere eher wie Aepfel und Orangen zu vergleichen!
Ich finde es ziemlich blauäugig und auch in einem gewissen Maß engstirnig und gefährlich, sich bestenfalls mit den Nachbarbundesstaaten messen zu wollen, aber den internationalen Vergleich zu scheuen. In einer so stark globalisierten Welt, wie wir sie heute haben, müssen junge Menschen sich nun mal mit ihren Altersgenossen rund um den Planeten messen können, wenn sie beruflich bestehen sollen. Es ist enorm wichtig, dass man da über den Tellerrand hinausschaut.
Im Uebrigen haben die deutschen Schueler auch nicht sonderlich besser als die US Schueler abgeschnitten.
Wenn Du Dich da mal nicht täuschst...
2009 lagen die deutschen Schüler in Mathe auf Platz 10 (USA: Platz 25), in den NaWis auf Platz 9 (USA: Platz 17) und beim Leseverständnis zugegeben miserabel auf Platz 16 (USA, blindes Huhn fand ein Korn, auf Platz 14; das Ganze von insgesamt 67 Nationen). Und das sind, auch das sollte man im Hinterkopf behalten, aus Deutschland ja nicht nur Gymnasiasten, sondern ein repräsentativer "Mix" aus Real-, Haupt-, Gesamtschülern und Gymnasiasten. Würde man nur Gymnasiasten an PISA teilnehmen lassen, habe ich wenig Zweifel, dass die Deutschen kontinuierlich in den Top 5 abschneiden würden; vielleicht sogar in den Top 3.
 
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Selfkant

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Ja Emma, meine Frau und ich unterhalten sich ueber ihre Arbeit, wie ich auch ueber meinen Tagesablauf berichte, wenn wir abends zusammen sitzen. Und ob Du es glaubst oder nicht, ich besuche auch zusammen mit ihr Seminare und andere Fachwissenschaftlichen Veranstaltungen, und hoere da auch gerne zu, weil mich das Thema interessiert. Mein Interesse wurde speziell waehrend meiner Zeit als Mitglied im School Board geweckt.

Ansonsten moechte ich nicht mehr auf die Sache eingehen, weil wir ja eh nicht zu einer Uebereinstimmung kommen. Du hat Deine Meinung, ich habe meine.
 

Emmaglamour

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Ja Emma, meine Frau und ich unterhalten sich ueber ihre Arbeit, wie ich auch ueber meinen Tagesablauf berichte, wenn wir abends zusammen sitzen. Und ob Du es glaubst oder nicht, ich besuche auch zusammen mit ihr Seminare und andere Fachwissenschaftlichen Veranstaltungen, und hoere da auch gerne zu, weil mich das Thema interessiert. Mein Interesse wurde speziell waehrend meiner Zeit als Mitglied im School Board geweckt.
Siehste, Du sprichst mit Deiner Gattin, ich spreche mit meiner Mutter (arbeitet in meinem Heimatkaff fürs Schulamt), mit Lehrern meiner alten Schule etc. und lese vieles, das mit Schule zu tun hat, weil es mich interessiert. Nur geht der Wissensstand dieser Leute nicht auf magische Weise 1:1 auf mich über, nur weil sie ihre Einsichten mit mir teilen... Wenn Du aber Zweite-Hand-Information von Deiner Frau erhältst (denn das hier: "Ich glaube nicht, dass Du Dich wissenschaftlich mit Assesment befasst hast (was meine Frau es standig macht),..." klingt ja nun nicht danach, dass Du selber derlei wissenschaftliche Assessments durchführen würdest...), hin und wieder mal ein Seminar besuchst und Dich für das Thema interessierst, dann macht Dich das in Bezug auf das "veraltete, volkstümliche" Prüfungswesen in Deutschland offenbar allwissend, während andere Menschen, die vergleichbare Einsichten genießen und vermutlich dichter am deutschen Schulwesen dran sind, von der Materie keine Ahnung haben. Interessant.

Ich werde ja den Verdacht nicht los, dass Deine Kenntnisse über das deutsche Schul- und Prüfungswesen sich vorwiegend aus der Zeit rekrutieren, in der Du selber noch zur Schule gegangen bist. Seitdem dürfte sich aber einiges geändert haben, und damit meine ich nicht nur die Abschaffung des "pädagogischen Rohrstocks". Letzterer wird übrigens in den modernen, fortschrittlichen USA mit Genehmigung oder auch auf expliziten Wunsch der Eltern durchaus noch (oder wieder) eingesetzt - das ist vermutlich auch total super, um die stress- und angstfreie Wissensabfrage bei Kindern zu sichern.

Reiner Frontalunterricht, wie er vermutlich zu Deiner Zeit noch Standard war, war schon zu meiner Schulzeit nicht mehr en vogue; und inzwischen ist ein integrativer handlungsorientierter Unterricht in vielen Bereichen gang und gäbe. Auch befinden sich beispielsweise in meiner Heimatstadt in den Grundschulen pro Klasse zwei Personen - Lehrer plus "Assistent", wobei der Assi wechselnd jeweils den Kindern zur Seite steht, die mehr Hilfe benätigen. Und die Wissensabfrage erfolgt auf vollkommen unterschiedliche Weisen - schriftliche Tests mit offenen oder geschlossenen Fragen, Hausarbeiten, mündliche Mitarbeit, Referatserarbeitungen, Gruppenarbeiten und -präsentationen etc., und durch die Fülle der Methoden kommt auch jeder Schüler "zu seinem Recht". Der eine kommt halt mit Methode X besser klar, der andere bevorzugt Methode Y, der Dritte versagt bei Z total. Das gleicht sich aber unterm Strich aus, so dass die Gesamtbenotung in aller Regel fair bleibt (und sicher fairer als pauschale Aufwertungen ganzer Klassen, wie Anjaxxo es beschrieb, damit der Klassenschnitt besser ausfällt...). Aber zeitliche Begrenzungen und damit auch eine Einflussnahme durch schülerseitige Disziplin, gibt's zwangsläufig immer, und genau das war der springende Punkt,
Ansonsten moechte ich nicht mehr auf die Sache eingehen, weil wir ja eh nicht zu einer Uebereinstimmung kommen. Du hat Deine Meinung, ich habe meine.
Sowas hatte ich schon erwartet. Dabei hätte ich ja wirklich zu gern gewusst, wie Wissensüberprüfungen aussehen sollen, wenn sie rein gar keine Beschränkungen in Bezug auf Zeit und Disziplin enthalten dürfen. Das übersteigt mein Vorstellungsvermögen - und offenbar auch das Vorstellungsvermögen zahlreicher US-Institutionen.

Und es ging auch nicht um einen Austausch von reinen Meinungen. In Bezug auf PISA und die US-Beteiligung war Deine seminargestählte Aussage über den Rückzug der USA aus dem Testprogramm ganz objektiv faktisch falsch.

Der Hauptgrund, warum ich mein Studium nicht beendet habe, war übrigens mangelnde Realitäts- und Praxisnähe. Ich glaube, an den Unis wird vieles "erforscht", das in der Praxis weder relevant noch umsetzbar ist. Gerade auch in Bezug auf Pädagogik und Erziehung und Prüfungsmethoden. Anderenfalls müssten die Leistungen der Schüler heute um Lichtjahre besser sein als die Leistungen der Schüler von vor 20, 30 Jahren. Dem scheint aber nicht so zu sein.
 

anjaxxo

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Wissensabfragen auf Zeit sind schon alleine deshalb wichtig, weil man spaeter im Beruf auch nicht ewig Zeit hat, seine Arbeit zu machen. Da kann man sich dann schon mal dran gewoehnen, wuerde ich sagen.
Und ich denke auch, dass Schule aufs Berufsleben vorbereiten soll, wofuer ist sie denn sonst da?
 

Emmaglamour

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Wissensabfragen auf Zeit sind schon alleine deshalb wichtig, weil man spaeter im Beruf auch nicht ewig Zeit hat, seine Arbeit zu machen. Da kann man sich dann schon mal dran gewoehnen, wuerde ich sagen.
Und ich denke auch, dass Schule aufs Berufsleben vorbereiten soll, wofuer ist sie denn sonst da?
Na, um Wissen zu vermitteln, haste doch gehört. Wie man das Wissen dann umsetzt und anwendet, darum sollen sich andere kümmern (wer eigentlich? der Chef?); die Lehrer sollen jedenfalls nur Wissen in die Kinderköpfe stopfen und ihnen um Gottes Willen nicht solche nebensächlichen Dinge wie Zeitmanagement, strukturiertes und zielorientiertes Arbeiten, kritisches Denken, eigenständige Problemlösung, interkulturelle Kompetenz, Toleranz, teamorientierte Arbeitsweise etc. aufhalsen, die sie zwar nur im Kontext mit Wissensanwendung sinnvoll erlernen können, aber die sie später bekanntlich nie wieder brauchen werden. :pfeif
Deutsche Lehrpläne sehen die Vermittlung dieser Anwendungsfähigkeiten übrigens ausdrücklich vor; amerikanische Lehrpläne tun das offensichtlich nicht. Vielleicht liegt es daran, dass das Studium an US-Colleges stark verschult ist (weil die Kinder an der Schule nie eigenständiges Arbeiten und kritisches Denken und strukturiertes Arbeiten und Zeitmanagement gelernt haben?) und Highschoolabsolventen (jedenfalls auf mich) oft enorm unselbstständig wirken. Auch habe ich den Eindruck, dass hierzulande zwar im Schnitt sehr viel mehr Zeit am Arbeitsplatz verbracht wird, dass in der Zeit aber nicht sonderlich effizient gearbeitet wird. Und auch da mutmaße ich, dass Zeitmanagement, strukturierte Arbeitsweise etc. in vielen Fällen womöglich nie richtig vermittelt und gelernt worden sind.

Ich bin übrigens der Meinung, dass Schulen zwar Wissen vermitteln (und das auch sollen), aber dass sie im Grunde keine Wissensabfragen vornehmen, sondern Leistung abfragen. Und Leistung schließt per Definition den Faktor Zeit mit ein. Bei den Physikern ist Leistung der Quotient aus Arbeit und Zeit - im richtigen Leben ist es nicht viel anders. Wissen allein reicht nicht aus und ist letztlich nutzlos, wenn man es nicht anwenden kann. Deswegen ist die Bewertung des Leistungsvermögens (also quasi der Quotient aus Wissen und Zeit) deutlich wichtiger, wenn es um die Vorbereitung aufs "richtige Leben" geht, denn Zeit ist nun mal Geld. Die Kinder müssen lernen, sich innerhalb gewisser Rahmenbedingungen zurechtzufinden und sich auf die dort gemachten Einschränkungen einzustellen.
 

Ezri

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Hin und wieder zappe ich in den Biography Channel und da läuft oder lief eine Serie die heißt: "Tony Danza - Eine Klasse für sich." Sie zeigt den Lehreralltag von Tony Danza. Wer ihn überhaupt noch kennt, der wird ihn mit der TV-Serie "Wer ist hier der Boss?" in Verbindung bringen, aber jetzt ist er halt Lehrer.
Diese "Serie" "Tony Danza - Eine Klasse für sich." ist keine TV-Show, sondern eine Doku. Er wird da mit der Kamera im Schulalltag begleitet.
Ich hab zwei- oder dreimal zufällig reingezappt und ich war schon erstaunt, wie endlos geduldig er mit seinen Schülern umgegangen ist. Sie sollten eine Buchbesprechung schreiben, dafür hatten sie eine Woche Zeit. Ein Schüler hatte die Besprechung nicht geschrieben und er bekam vier Aufschübe und selbst dann hatte der Schüler diese Besprechung nicht geschrieben. Also glatte Arbeitsverweigerung und was ist passiert? Dem Schüler ist nichts passiert, aber Danza bekam einen Rüffel, weil er den Schüler zu sehr unter Druck gesetzt haben soll. Hat er aber gar nicht, außer daß er ihn halt immer wieder an die Arbeit erinnerte.
Eine Schülerin, die eine grottenschlechte Arbeit ablieferte, war der Meinung sie hätte die schlechte Note deswegen bekommen, weil Danza sie nicht mögen würde. War auch Quatsch, aber auch in diesem Falle bekam er den Rüffel und nicht die Schülerin.
Weil der Schule nicht genug Geld zur Verfügung stand, um der Bibliothek endlich mal ne Klimaanlage aufs Dach zu setzen, damit die Schüler es angenehmer zum Lernen haben, hat er dann privat mit den Schülern eine Show auf die Beine gestellt, seinen Promistatus genutzt, damit möglichst viele Leute sich die Bühnenshow ansahen, um die Klimaanlage zu finanzieren.

Also wäre ich Danza, hätt ich den Job schon längst geschmissen, die Schüler verbocken alles mögliche, der Lehrer darf sie deswegen aber nicht rügen und bekommt dafür dann Ärger mit der Schulleitung...

Pühhhh... Nein Danke.
 

Emmaglamour

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Ich hab zwei- oder dreimal zufällig reingezappt und ich war schon erstaunt, wie endlos geduldig er mit seinen Schülern umgegangen ist. Sie sollten eine Buchbesprechung schreiben, dafür hatten sie eine Woche Zeit. Ein Schüler hatte die Besprechung nicht geschrieben und er bekam vier Aufschübe und selbst dann hatte der Schüler diese Besprechung nicht geschrieben. Also glatte Arbeitsverweigerung und was ist passiert? Dem Schüler ist nichts passiert, aber Danza bekam einen Rüffel, weil er den Schüler zu sehr unter Druck gesetzt haben soll. Hat er aber gar nicht, außer daß er ihn halt immer wieder an die Arbeit erinnerte.
Eine Schülerin, die eine grottenschlechte Arbeit ablieferte, war der Meinung sie hätte die schlechte Note deswegen bekommen, weil Danza sie nicht mögen würde. War auch Quatsch, aber auch in diesem Falle bekam er den Rüffel und nicht die Schülerin.

Also wäre ich Danza, hätt ich den Job schon längst geschmissen, die Schüler verbocken alles mögliche, der Lehrer darf sie deswegen aber nicht rügen und bekommt dafür dann Ärger mit der Schulleitung...
Ich finde das schlimm. Wie sollen solche Schüler später mal im "richtigen" Leben bestehen können, wenn sie jetzt vor allem lernen, dass jemand anders für ihre eigenen Versäumnisse verantwortlich gemacht wird? Das ist doch absurd. (Aber hierzulande in der Tat nicht ungewöhnlich.)
 

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frollein pampel

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Hin und wieder zappe ich in den Biography Channel und da läuft oder lief eine Serie die heißt: "Tony Danza - Eine Klasse für sich." Sie zeigt den Lehreralltag von Tony Danza. Wer ihn überhaupt noch kennt, der wird ihn mit der TV-Serie "Wer ist hier der Boss?" in Verbindung bringen, aber jetzt ist er halt Lehrer.
Diese "Serie" "Tony Danza - Eine Klasse für sich." ist keine TV-Show, sondern eine Doku. Er wird da mit der Kamera im Schulalltag begleitet.
Ich hab zwei- oder dreimal zufällig reingezappt und ich war schon erstaunt, wie endlos geduldig er mit seinen Schülern umgegangen ist. Sie sollten eine Buchbesprechung schreiben, dafür hatten sie eine Woche Zeit. Ein Schüler hatte die Besprechung nicht geschrieben und er bekam vier Aufschübe und selbst dann hatte der Schüler diese Besprechung nicht geschrieben. Also glatte Arbeitsverweigerung und was ist passiert? Dem Schüler ist nichts passiert, aber Danza bekam einen Rüffel, weil er den Schüler zu sehr unter Druck gesetzt haben soll. Hat er aber gar nicht, außer daß er ihn halt immer wieder an die Arbeit erinnerte.
Eine Schülerin, die eine grottenschlechte Arbeit ablieferte, war der Meinung sie hätte die schlechte Note deswegen bekommen, weil Danza sie nicht mögen würde. War auch Quatsch, aber auch in diesem Falle bekam er den Rüffel und nicht die Schülerin.

Genau das erzaehlen die Stiefschwestern von Maenne auch immer. Beide sind (bzw in einem Fall war) Lehrerinnen an Chicagoer Inner City High Schools. Um die Schule im Vergleich nicht allzu schlecht erscheinen zu lassen, werden die Lehrer dazu angehalten, bessere Noten zu geben. Denn: ist die Schule zu schlecht, wird sie geschlossen und die Schueler auf umliegende Schulen verteilt. Und man darf auch bitte, bitte nicht so poese sein, sondern immer lieb und nett.
Die eine Stiefschwester kam damit ueberhaupt nicht zurecht, unter anderem auch deshalb, weil ihr Fach (Spanisch) von Seiten der Schule nicht ernstgenommen wurde. Es sollte im Prinzip als Fach dienen, in denen die Schueler so ein bisschen mit der Sprache in Kontakt kommen und leicht an gute Noten kommen. Leider wollte sie das Spiel nicht mitspielen. Konsequenz daraus war, das sie so unter Druck gesetzt wurde, "gute" Noten zu verteilen, dass sie am Ende die Schule verliess und eine Stelle in einem Kinderhort annahm. Ganz klar muss man aber dazu sagen, dass sie nicht die Schule alleine dafuer verantwortlich macht. Auch die sozialen Umstaende, in denen die Schueler lebten, machten einen normalen Unterricht eigentlich kaum moeglich.

Ihre Erlebnisse dort stehen in krassen Gegensatz zu dem, was sie und ihre Geschwister waehrend ihrer eigenen Schulzeit erlebt haben. Aber sie sind auch in einem wohlsituierten Chicagoer Vorort aufgewachsen, da wurde an der High School frueh gefoerdert und gefordert. Spaetestens wenn es um die Wurst aka Zulassung an Top Tier Colleges geht, ist Schluss mit lustig. Was mein Partner damals in vielen seiner Honorskurse, AP classes und was es da noch so alles gibt, leisten musste, da muss ich zugeben, hatte ich auf dem Gymnasium doch ein entspannteres Leben. Die dortige High School hat keine Ahnung wie viele Auszeichnungen bekommen und gehoert wohl auch zu den Top 100 High Schools, entsprechend "wettbewerbsorientiert" war das Klima nicht nur beim Sport. Ich haette zu meiner Schulzeit sehr gerne das Gleiche reichhaltige Angebot an Zusatzklassen gehabt das Maenne hatte, so etwas gab es in dieser Form zumindest an meinem Gymnasium nicht. Je reicher die Gegend, desto besser die Schulen, desto besser wird man aufs spaetere Berufsleben vorbereitet. Dem Rest geht es ums mithalten und "bloss nicht die schlechteste Schule sein" um jeden Preis, Lerneffekte Nebensache. Ist leider bittere Realitaet.

Noch mehr OT, aber da faellt mir ein: Der Freund von Maennes Schwester versucht gerade bezahlte Arbeit mit einen Finance degree zu ergattern. Seine Kurse beinhalteten unter anderem Musik... ich habe mir auch mal seine Unterlagen angeguckt, vom Niveau her das, was man am Wirtschaftsgymi schon in Sachen Finanzjedoens lernt. Aus diesem Grund findet er auch nur schwer einen Job, Maennes Broetchengeber hat ihn bspw. aus genau diesem Grund abgelehnt (haben sie ihm natuerlich nicht gesagt, hat Maenne dann unter der Hand erfahren). Die nehmen lieber jemanden, der an einer besseren Uni/ in einem besseren finance program studiert hat. Auch bitter, aber warum um alles in der Welt hat man Musikkurse, wenn man Finance studiert? Damit diejenigen, die es jetzt nicht so mit Mathe und diesen vielen verwirrenden, boesen Zahlen haben, auch mal ein Erfolgserlebnis haben? Gute Noten durch Singen und Klatschen? Huh?
 
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