Ace
Well-Known Member
Dein Argument mit der Vollbeschäftigung stimmt leider nicht. Schau mal beim Bureau of Labor Statistics vorbei:
Bureau of Labor Statistics Data
Die Unemployment Rate lag 2013 mit 7,4% niedriger als 1992 mit 7,5%. Und selbst im längeren Vergleich liegst Du lediglich bei +/- 0,5%. Sorry, ich würde das Argument gerne kaufen aber das ist einfach nicht richtig.
1992 ist in der langjährigen Statistik das einzige Jahr, das deutlich nach oben abweicht. Ansonsten liegt die Arbeitslosenquote vom Anfang der 90er in jedem Jahr deutlich unter der in den 5 Jahren von 2009-2013, teils unter 5%, was man in heutiger Zeit auch als Vollbeschäftigung bezeichnen kann. Du betreibst Cherry-Picking. Noch nie seit den 30ern war die Arbeitslosenquote so lange so konstant hoch. Der Anteil der arbeitenden Bevölkerung nimmt seit Jahren kontinuierlich ab und hat sich bis heute nicht stabilisiert. http://www.zerohedge.com/sites/default/files/images/user5/imageroot/2014/01/LFP Participation.jpg oder auch http://www.zerohedge.com/sites/defa.../imageroot/2014/01/Not in Labor Force Dec.jpg
My argument still stands. Ihr hattet damals eine komplett andere Situation und vom hohen Ross kann man gut urteilen.
Aber, ja (da war es wieder), du hast Recht: 1,2 Billionen sind viel Geld. Wenn diese allerdings über 20 Jahre zurückgezahlt werden relativiert sich das etwas. Und bedenke, dass die Amerikaner im Jahr 2012 insgesamt 13,18 Billionen US$ an Hypotheken für ihre Häuser aufgenommen hatten, die ebenfalls über (im Schnitt) 20 Jahre zurückgeführt werden müssen.
Nur weil sich die Leute für ihre Häuser ebenfalls verschulden, wird die Summe von 1,2 Billionen nicht weniger. Das wäre ja genauso, wie wenn ich sagen würde, die Staatsschuldenquote der USA ist voll okay, wenn man sie mit Griechenland vergleicht. Zudem du bei einem Haus zumindest einen Gegenwert hast, bei der momentanen Arbeitsmarktlage hast du aber keinen Gegenwert für die Student Loans.
Wenn sich das ganze Land mit fast 10% seiner Wirtschaftsleistung verschulden muss, um eine Ausbildung zu finanzieren, dann läuft was falsch. 1,2 Billionen Dollar, das ist eine Wahnsinnssumme. Solange man zumindest nach der Graduierung einen gutbezahlten Job bekommt, bitte. Aber das ist leider in vielen Fällen nicht der Fall. Familie gründen, Haus bauen, für's Alter vorsorgen? Vergiss es. Es sei denn du hast das Glück, aus einem wohlhabenden Elternhaus zu stammen, das dir das Studium finanziert hat. Ich war auf einer Privatuni, da habe ich viele Menschen von beiden Enden des Spektrums getroffen. Die Uni gehört zu den Top 100. Trotzdem haben die meisten meiner Freunde Teilzeitjobs, Praktikantenstellen oder unterbezahlte Vollzeitjobs annehmen müssen, von denen sie vielleicht überleben können, aber viel mehr auch nicht. Selbst ohne Schulden nicht. Der American Dream, dass man es mit harter Arbeit schaffen kann, ist teilweise ausgeträumt.
So oder so - die Kosten-Nutzen-Rechnung scheint wohl für Deutschland deutlich besser aufzugehen als für die USA und das trotz kostenfreiem Studium.
Eine Sache hast Du viel besser auf den Punkt gebracht als ich: Ja, ich sehe Bildung als Privileg und Du siehst es als Recht. Beides faire Standpunkte - schade, da hätten wir fast die ganze Diskussion verpasst.
Da müssen wir uns dann wohl drauf einigen, uns uneinig zu sein. Wenn die Herkunft der Eltern über die Qualität deiner Ausbildung entscheidet, läuft was schief. Das würde zu einer Klassengesellschaft führen, wie wir sie vor 100+ Jahren hatten. Die meisten von uns wären wohl beruflich und gesellschaftlich nicht dort, wo sie heute sind.
Und auch in Deinem letzten Punkt stimme ich Dir zu. Ja, es ist zwischen uns möglicher Weise eine Frage des Alters und des "where do I stand in life". Aber glaube mir, da ich jetzt wieder hier lebe kommen die Kosten für Ausbildung in der nächsten Generation noch mal auf mich zu, bzw. sind schon da (Stichwort: Grundschule zum Preis eines Mittelklassewagens). Und auch wenn es mich für meine Kinder noch mal kostet, ich bin ok damit. Ich bin also überzeugt und nicht einfach opportun nach Lebensphasen. (Sorry, habe ich das jetzt verständlich ausgedrückt?)
Ich verstehe, was du meinst. Jetzt stell dir aber mal vor, du hättest nicht den guten Job, den du jetzt (vermutlich) hast. Wenn man das jetzt auf die Spitze treibt, könnten deine Kinder vermutlich nicht studieren, würden auf eine Public School mit niedrigem Ranking gehen und später bei McDonald's Burger flippen. Ist das fair? Jeder sollte die Chance bekommen, seine Potenziale auszuschöpfen. Der eine schafft das vielleicht, indem er als Klempner voll in seinem Element ist und darin aufgeht, der andere durch ein Germanistik-Studium. Beide sollten aber darin unterstützt werden, ihren Weg zu gehen.
Ich habe übrigens mal eine Beispielrechnung zum berühmten "Herrn Dr." durchgeführt. Der verdient als Berufseinsteiger ca. 50.000 EUR in Deutschland. Wenn man das jetzt für seine ganze Berufslaufbahn zugrunde legt (was unrealistisch ist), zahlt er ca. von 28-67 pro Jahr 10.000 EUR Lohnsteuer. Macht 390.000 EUR. Ein Krankenpfleger steigt mit ca. 28.000 EUR / Jahr ein, ab einem Alter von 19, wenn man optimistisch ist. Macht von 19-67 ca. 170.000 EUR Lohnsteuer. Differenz 220.000 EUR. Bei mir an der Uni hat ein durchschnittlicher Medizinstudienplatz den Staat um die 100.000 gekostet. Unterm Strich bleibt also immer noch ein Plus von 120.000 für den Fiskus.
So viel zum Thema Kosten-Nutzen.