Pro und Contra- würdet ihr heute anders entscheiden?

Gaia

Well-Known Member
Hallo ihr Lieben.

Nachdem ich mich jetzt schon so ein bisschen hier durch das Forum gelesen habe, habe ich den Eindruck bekommen, dass nicht immer alle glücklich sind mit ihrer Entscheidung ausgewandert zu sein und teilweise auch zurückkommen?! Da ich den Schritt ja evt. noch vor mir habe, so wie einige andere auch, würde ich gerne fragen wollen: was würdet ihr anders machen? Was ratet ihr jemandem wie mir?
Mein Freund ist Amerikaner, aber unabhängig davon ob wir in zwei oder drei Jahren noch zusammen sind möchte ich, zumindest für eine Zeit, in den Staaten leben, (Berufs-)Erfahrungen sammeln, ein anderes Leben kennenlernen, etc. Ich habe kleine Einblicke in einen Alltag bekommen durch meine Praktikum und meine anderen Aufenthalte, aber dauerhaft irgendwo zu leben ist dann ja doch noch mal eine andere Geschichte.

Was sind eure wichtigsten positiven und/oder eure wichtigsten negativen Erfahrungen?
 

Suze

Well-Known Member
Citizen
Ich sag's immer wieder: es haengt wirklich sehr mit der jeweiligen Person und ihrer Situation zusammen, ob man den Schritt bereut oder nicht.

Ich bin z.B. wegen meines Mannes hier, weil er nach 10 Jahren in Deutschland unbedingt wieder nach Hause wollte. Wir haben allerdings das Glueck dass ich ueber meine deutsche Firma eine Stelle hier in der Tochterfirma bekommen konnte und somit sofort ziemlich gut verdient habe, sowie auch gleich Krankenversicherung fuer uns beide haben konnte. Mein Mann war schon vorgegangen und hatte bereits einen gutbezahlten Job.
Zudem konnten wir unseren ganzen Hausrat sehr guenstig ueber meine Firma in die USA verschiffen. Das macht schon wahnsinning viel aus!

Ausserdem koennten wir ja falls alle Stricke reissen sollten - wieder nach Deutschland gehen. Dasselbe ist ja auch bei dir der Fall. Wenn du also die Moeglichkeit hast, wenigstens zeitlich begrenzt eine Weile in die USA zu gehen, dann wuerde ich das auf jeden Fall tun. Fuer dich persoenlich und auch fuer deine spaetere berufliche Zukunft ist das sicher nur von Vorteil.
Was mir hier sehr gut gefaellt ist, dass man eigentlich ueberall immer recht schnell mit wildfremden Leuten ins Gespraech kommt, da sind die Deutschen doch wesentlich muffiger und verschlossener (jedenfalls, da wo ich herkomme :) )
Dann hast du hier natuerlich die riesige Vielfalt an Landschaft, Klimazonen, und dass das Leben hier halt einfach anders ist als in Deutschland.
Mehr kann ich jetzt grad nicht schreiben - muss wieder etwas arbeiten ...
 

Gaia

Well-Known Member
Ja, grade die Erfahrung schnell in Kontakt zu kommen habe ich schon gemacht. Da wir (mein Freund und ich) auch schon relativ viel rumgereist sind, habe ich auch von den Landschaften und wie sie sich verändern einen guten Eindruck bekommen und ich muss sagen dass es auch zum Teil diese Vielfalt ist die mich anzieht. Das kann man von den Landschaften dann noch ausweiten....
Und du hast recht: ich könnte wieder zurück. Viel mitnehmen würde ich eh nicht. Meine Möbel, etc. sind nicht so viel wert dass es sich lohnen würde ALLES mitzunehmen. Und ich bin in dem Sinne unabhängig, da ich mich in erster Linie ja nur um mich selbst sorgen muss, keine Familie hab die mitkommt, etc. Jobtechnisch mache ich mir natürlich Gedanken, da dass ja das A und O ist. Ich hab noch ein paar Semester bevor ich mit dem Master fertig bin und nehme auf dem Weg noch alle Zusatzqualifikationen mit die ich kriegen kann. Ich habe vor dem Studium bereits eine Ausbildung abgeschlossen und habe seit ich ungefähr sechzehn war immer gearbeitet und mehr Jobs gehabt als ich grade zählen kann :D Aber ob mir das was ich an Erfahrungen schon habe alles hilft ist natürlich eine andere Sache....
 

Anja1402

Well-Known Member
Hallo Gaia,

es gibt sicher kein Patentrezept fuer eine erfolgreiche Auswanderung. Gerade wenn man zu seinem Partner zieht kann das mit Komplikationen verbunden sein. Mein Mann und ich haben nie zusammengelebt bis ich vor fast 2 Jahren hier ankam. Wir haben uns hier erst richtig kennengelernt und Gott sei Dank war es fuer mich die richtige Entscheidung. Allerdings gibt es immer noch einige Dinge die frustrierend sind und die meine Entscheidung auszuwandern eventuell beinflusst haetten, wenn ich sie vorher gewusst haette. Wenn Du mit einem Verlobten- oder Ehegattenvisa auswanderst bist Du erstmal relativ abhaengig von Deinem Liebsten. Das mag am Anfang alles toll sein, aber irgendwann moechte man auf eigenen Fuessen stehen und sehnt sich eventuell auch ein bisschen nach seinem eigenen sozialen Netzwerk. Das aufzubauen ist muehsam, trotz der Offenheit der Amerikaner.
Ein anderer Knackpunkt ist die Jobsuche. Die wenigsten haben das Glueck gleich einen guten Job zu finden, der der eigenen Qualifikation entspricht. Viele muessen erstmal kleine Broetchen backen und sind damit nicht gluecklich.
Die kulturellen Unterschiede und eine grundsaetzlich andere Haltung in Sachen sozialer Absicherung, Weltanschauung, Politik, etc. sollten auch nicht vernachlaessigt werden.

Ich persoenlich bin hier gluecklich, obwohl ich nie von einer Auswanderung in die USA getraeumt habe. Ich habe mich gut vorbereitet, hatte riesiges Glueck mit meinem Job und habe mich sehr schnell an das Leben hier angepasst. Schwein gehabt - aber so glatt geht es eben nicht immer.

Viele Gruesse,
Anja
 

ItsJustMe1977

Well-Known Member
Citizen
Es gibt so viele verschiedene Faktoren, ob es einem gefallen könnte oder nicht.....der Staat kann schon entscheident sein. NY , CT, CO,.... sind relativ europäisch angehaucht zB. was die Arbeit angeht. Ich wohn in ID und da kann dich zB der Arbeitgeber von heute auf morgen ohne Grund kündigen. In NY oder CT hast du, soweit ich es weiss...Anja, bitte korrigiere mich wenn ich falsch liege, 2 Weeks notice. Also wenn du mehr auf sicherheit bedacht bist, sind solche Staaten wie Wy, ID oder MT nix für dich.
Dann kommts natürlich drauf an, WO du dich wohlfühlen würdest.
ich zB kann mit Sonne, Strand und Meer nix anfangen....ich brauch die Berge und das kalte Wetter. Mir ist ID schon zu warm, weshalb wir wahrscheinlich bald nach MT ziehen werden. Andere brauchen halt viel Sonne.....
Wenn du zB zu einem amerikanischen Partner ziehst, ziehst du meisten dahin, wo er wohnt bzw. Wo er seinen Job hat. Mein Mann hat zB noch einen sehr guten Job in Mountain Home, so das wir in Eagle/Boise, also der Hauptstadt wohnen. Zwar etwas ausserhalb, doch für mich viiiieeel zu gross.
Mein Lieblings"mecker" thema: das Essen: In grösseren Städten und an der Ostküste bekommt man relativ gut deutsche Sachen, wie zB Quark, gutes/halbwegsgutes Brot, Bratwurst usw aber hier in den Rockys??? Fehlanzeige.
Texas ist da glaub ich relativ im grünen Bereich, aber lousianna?? Weiss ich jetzt nicht....
Freunde finden.....fand ich jetzt nicht so wichtig, da ich nicht gern in Freundschaften investieren...ist es mir nicht wert...ich hab gute Bekannte, das reicht. Ich hab aber gehört , das es da auch unterschiede gibt wie in Deutschland ( so nach dem Thema, dat is ne rheinische Frohnatur...der ein sturer Westfale,.....)
Für mich war immer wichtig das wir irgendwann ein paar Acres Land in MT, ID oder Oregon besitzen, weil mir die Landschaft dort suuuuuuper gefällt und in Deutschland kann man sich das ja kaum noch leisten. Hier geht das noch.
Es ist zwar nicht alles toll hier, aber ich würds wieder machen.....
 

anjaxxo

Super-Moderator
Teammitglied
Moderator
Citizen
Nein, in NY gibt es auch keine 2 weeks notice. Sowohl Arbeitnehmer bleiben einfach von einem auf den anderen Tag zu Hause, ohne Bescheid zu sagen und wir hatten einen Fall, bei dem mein Chef einen unserer Mitarbeiter mittags gebeten hat nach Hause zu gehen und nicht wiederzukommen.
Allerdings muss ich dazu sagen, er hatte seine Gruende, die ich auch nachvollziehen kann. Aber es muessen eben nicht immer Gruende da sein.
Mein Mann wurde schon des oefteren nach Hause geschickt, wegen lack of work. Das bedeutet dann allerdings, dass man wieder zurueckkommt, wenn wieder ein Auftrag da ist (dies ist zum Beispiel im construction business so).

Ich denke auch, dass es von ganz vielen verschiedenen Faktoren abhaengt, ob man sich im neuen Land wohlfuehlt oder nicht.
Vieles kann man selbst in die Hand nehmen, ein aufgeschlossenes offenes Wesen hilft sehr, auch der positiv denkende Mensch kommt ueberall besser klar als derjenige, der immer was zu meckern hat. Kleine Broetchen backen am Anfang, alles an Jobs nehmen, was man kriegen kann und ein Schuss Mut gehoeren auf jeden Fall dazu.

Aber auch der positivste Mensch kann in der Ferne ganz schoen verzweifeln. Ich bin eigentlich ein sonniger Mensch, der gerne und viel lacht, schnell gute Bekannte findet und immer auch gute Freunde im Leben hatte. Hier sehe ich mich mit Problemen konfrontiert mit denen ich nicht gerechnet habe und von denen ich im Moment glaube, sie nicht loesen zu koennen. Haette ich das verhindern koennen? Eher nicht, denn leider hat man ja nicht die Moeglichkeit mit seinen amerikanischen Partner erst einmal auf Probe zu leben.
Haette ich etwas besser vorbereiten koennen? Glaube ich auch nicht, denn ich war ganz gut vorbereitet, habe alles gut geplant und auch hier sehr schnell einen Job gefunden.

Immer daran danken, ein groesserer Teil der Auswanderer wird wieder zum Rueckwanderer, ich hab mal gelesen, dass weniger als ein Drittel wirklich in der neuen Heimat bleiben, das heisst aber nicht, dass man es nicht ausprobieren soll. Es ist auf jeden Fall eine Erfahrung, die einen sicher weiterbringt und die einen wieder praegt, und das Leben waere doch langweilig, wenn man nicht auch mal ein Risiko eingeht.
Und es kann ja auch klappen, viele wollen ja gar nicht mehr weg und sind supergluecklich mit ihrer Entscheidung.

Wichtig ist, dass man sich nicht selbst ueberschaetzt, sich nicht bankrott investiert oder zu lange wartet, wenn man merkt, dass der Plan nicht aufgeht.
 

frollein pampel

Well-Known Member
Ich bin 2011aufgrund meiner besseren Hälfte ausgewandert und ich kann mich Anja1402 nur anschließen: es gibt kein Patentrezept.

ich würde mich z.B. nicht unbedingt als super positives und super aufgeschlossenes Wesen bezeichnen. Auch fand ich als Rumtreiber im linken Milieu (bin ja schließlich Soziologin,ha!) die USA eher blöd.
Sowohl bei meiner Partnerwahl als auch bei meiner Freundeswahl habe ich bestimmte Kriterien und wenn die nicht erfüllt sind muss ich nicht unbedingt mit diesen Leuten abhängen. Und ehrlich gesagt, finde ich viele Amerikaner doof und die haben oft komische Meinungen und sind oft spießig ohne Ende und die Hälfte könnte ich :mauer, mal ganz banal ausgedrückt.
Trotzdem gefällt es mir hier viiiel besser als erwartet. ( und ich habe sogar Leute gefunden die ich nicht doof finde :D) Liegt wahrscheinlich aber auch viel an der für US Verhältnisse sehr liberalen Stadt und den wunderbaren Rocky Mountains die vor der Haustür liegen. Chicago würde mich auch seeeehr zusagen, viel multikultureller als mein Cow Town.
Ich bin mir allerdings sicher dass es mir, wenn ich z.B. jemanden wie Anjaxxos Partner hätte (nothing for ungood, Anja :ohshit) hier gar nicht gefallen würde, Outdoorsport hin oder her.
Bei mir stimmt eben das Grundgerüst und dadurch ich kann ich das Leben hier unbeschwert genießen. Bei mir gab es keine bösen Überraschungen - bis jetzt zumindest.

Ich muss auch sagen, dass ich, obwohl ich erst hier mit meinem Partner zusammengezogen bin, ihn nicht anders erlebe als vorher. Kann sein dass er als Kind ungarischer Auswanderer europäischer denkt als viele Amerikaner, vor allem in Sachen Finanzen. Als Deutsche ist man ja doch eher auf langfristige finanzielle Sicherheit bedacht, weshalb er mich auch so mag ;) Ich gestehe, er ist mit Geld sogar wesentlich konservativer und knausriger als ich, führt Buch und hält das Budget bis auf den kleinsten Cent stur ein und ich bin eher diejenige die Geld für 'unnützes' = Kauzeugs, Spielis für den Hund, Wohnartikel, Deko... ausgibt. :umfall

Vielleicht werden wir auch eines Tages Rückwanderer - der Gedanke für ein paar Jahre oder auf unbestimmte Zeit in die Nähe die Alpen zu ziehen ist für uns nicht unattraktiv. Ich vermisse Europa und meine alte Heimat, Freunde und Familie schon und würde mir wünschen es läge etwas näher. Auch mein Partner findet D super. Jetzt bleiben wir erstmal hier und gucken was die Zukunft so bringt.
Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen: Nein, zwei Jahre nach meiner Auswanderung würde ich mich nicht anders entscheiden. :)

ETA: Anjaxxo, viele Statistiken über Rückwanderer schließen allerdings auch Leute ein, die von Anfang an nur auf Zeit ausgewandert sind und auch diejenigen, die z.B. Aufgrund eines besseren Jobangebotes etc wieder befristet oder unbefristet zurück gehen. Wenn wir nach D ziehen würden wäre ich quasi auch Rückwanderer, obwohl wir nicht planen für immer nach D zu ziehen.
 
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Gaia

Well-Known Member
Vielen Dank für eure Antworten bisher :) Ja, dass es kein Patentrezept gibt wusste ich schon :D Mich hat auch viel mehr interessiert ob es Dinge gibt (aufs Auswandern bezogen) von denen ihr heute sagt, mensch, hätte ich das gewusst, hätte ich es anders gemacht...
Ich weiß schon dass ich in jedem Fall nach Texas gehen werde. Mir gefällt es dort, ich kenne bereits einige Leute (wenn auch teilweise nur flüchtig), mir geht es durch die Wärme gesundheitlich besser, und und und....Ich komme mit der Familie meines Freundes super zurecht, ich habe aber auch generell kein großes Problem damit auf Leute zuzugehen oder ins Gespräch zu kommen. Was Jobs angeht: klar, ich hab bestimmte Vorstellungen, aber ich nehme was ich kriegen kann. Ich hoffe natürlich (wie so viele andere auch, ich weiß) auf die DV Lottery, aber da habe ich im Endeffekt ja keinen Einfluss drauf.
Das Leben mit meinem Partner: was "Kleinigkeiten" angeht, sowie wer was im Haushalt macht, hat es bei uns sofort funktioniert. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass aus dieser Kleinigkeit auch schnell was Großes werden kann, deshalb bin ich froh, dass wir das schon im Griff haben....Bei uns haperts dann wenn woanders...Aber bisher hat das Zusammenleben an sich immer ganz gut funktioniert....
Und ja, ItsJustMe, Texas liegt auf jeden Fall im grünen Bereich was deutsches Essen (und auch andere Dinge "deutscher Natur") angeht. Mein Freund lebt etwa 30 Minuten entfernt von Austin, im Texas Hill Country, und hier leben sehr viele Menschen deren Vorfahren Deutsche waren, was sich in Städten wie New Braunfels auch immer noch gut sehen lässt (ich hab auch meine BA-Arbeit zu dem Thema geschrieben :D)....Ich weiß wo ich mein Brot bekomme, in Austin gibt es Döner, etc....
 
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