Kriminalität / wie "sicher" fühlt ihr euch?

Ezri

Adminchen
Administrator
Ja eben, geben ohne Ende Kohle für Überwachung aus, aber Türen und Fenster kann jeder Fünfjährige umpusten.
 

Wendy

Super-Moderator
Teammitglied
Moderator
Na ja - wenn man bei Home Depot mal guckt, wie diverse Türen gemacht sind - die sehen mords protzig und massiv aus - und in Wirklichkeit ist das ein Rahmen aus Holzleisten, über den links und rechts ein vorgeformtes Kunststoffteil drübergestülpt wird.

Viele von den Fenster-Schiebetüren kann ein 3jähriger mit einer simplen Nagelfeile aus der Führungsschiene hebeln. Der Verriegelungsbolzen ist häufig auch eher ein Alibi als eine echte Verriegelung. Nach ein paar Jahren ist es eher ein Problem, daß sie IN den Führungsschienen bleiben....

Klar gibt es auch bessere Qualität - aber die wird standardmäßig selten verbaut. Die kaufen die Leute, die selbst bauen. Viele Bauträge gehen nur auf Optik und nehmen qualitativ das Billigste, was nach "am meisten aussieht".
 

Wendy

Super-Moderator
Teammitglied
Moderator
Und um eins draufzusetzen (und ich betreibe hier kein bashing - jeder der mal ein bißchen genauer hinguckt, weiß von was ich spreche): Im Grunde braucht niemand in den USA durch die Tür einbrechen.

Fast alle neueren Häuser (außer Wolkenkratzer) werden aus für unsere Begriffe dünnen Holzleistengerüsten gebaut, die dann mit Trockenbauwänden (auch besser bekannt als Rigipsplatten) beidseitig "betackert" werden. "Isoliertes Vinyl" wird als "gute und günstige Wandbekleidung" angesehen. Je nach Preis des Gebäudes kommt besseres, schlechteres oder gar kein Isoliermaterial zwischen die zwei Trockenbauplatten. Dann wird außen verschalt mit falscher Klinkerwand oder falscher Holzverschalung. Das ganze ziemlich nah beieinander - in Europa sind Außenwände meist 24, 30 oder 36,5 cm dick oder mehr - plus Putz. Das sind die üblichen Maße. Die "Dicke", die bei uns eher als Minimum angesehen wird, ist in den USA schon eher Maximum des allgemein üblichen. Und dann eben nicht aus massivem Material.

Als der Mann meiner Freundin das Bad renovierte, hatten die - nachdem er die "aus einem Plastikguß-Wanne-samt Rückwand" entfernte, an manchen Stellen freie Sicht in den Garten - weil die Lücken zwischen der Außenverschalung groß genug waren zum durchgucken - und im angeblich sonnigen Kalifornien hat mans mit Dämmung in den 90ern auch nicht so genau genommen.

Ich hab immer das Gefühl, ein paar tobende Kinder können aus Versehen durch die Wand donnern beim spielen.

Mit einem beherzten Tritt dürfte man durch die meisten Wände durchkommen. Mit einem soliden Vorschlaghammer schon erst recht. Ich wüßte jedenfalls nichts, was jemandem, der REIN will in amerikanischen Häusern ernsthaft was entgegensetzt.

Bei uns wird durchaus auch mit Trockenbauwänden gearbeitet - aber eher nicht im Außenwandbereich. Ist mir (und ich arbeite immerhin in der Branche) quasi völlig unbekannt und auch wenns Platten gibt, die für außen zugelassen sind - das wird eher für abgehängte Decken im Außenbereich genutzt als für "normale" Wände. Bei uns sind da im Falle des Falles eher Betonfertigteile üblich im Außenbereich.

Man kann natürlich durchaus Wände wie in den USA üblich auch gut isolieren. Und sie fallen einem nicht wie ein Kartenhaus zusammen - aber Stabilität sieht für mich persönlich anders aus.
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Ich hab immer das Gefühl, ein paar tobende Kinder können aus Versehen durch die Wand donnern beim spielen.

Ist kein Gefühl, kann man im TV sehen, wenn man mal so eine Sendung wie z.B. Upps - Die Pannenshow (also peinliche Privatvideos) schaut. Da weiß man sofort, wenn es ein Privatvideo aus den USA ist, wenn Kind beim Toben gegen die Wand knallt und die Wand danach ein Loch hat. Oder Papa fällt von der Leiter, hält sich an der Lampe fest und hat dann ein Loch in der Decke und reißt beim Fallen noch ein Loch in die Wand.

Eine meiner FB-Freunde (hab sie aber auch schon persönlich kennenglernt) baut in Colorado gerade ein Haus. Es besteht aus dem besagtem Ständerwerk aus recht dünnen Holzlatten und Pressholzplatten und jetzt freut sie sich über dieses Plastik-Klinker, was gerade ans Haus getackert wurde. :hmm
Getackert ist in diesem Zusammenhang wörtlich zu verstehen, es wird da wohl nix verschraubt, sondern wirklich alles nur getackert.
 

Lileigh

Well-Known Member
Citizen
Naja, das die Haeuser hier anders gebaut werden und das ganze auch nicht wirklich qualitativ hochwertig ist, ist klar. Seh' ich an unserem Haus immer wieder. Die cookie cutter Haeuser werden schnell hochgezogen und fertig ist. Und die ganzen trailer und double-wides sind noch schlimmer.
Keiner wird durch die Aussenwaende einbrechen, auch wenn es moeglich waere. Die wollen fix rein und raus, das Zeug verscherbeln was sie schnappen koennen und gut ist. Die Arbeit mit Vorschlaghammer, Saege & Co. tut sich so'n Kleinkrimineller da sicherlich nicht an, wenn Tueren und Fenster nicht aufgehen ;-) Wenn sie Pech haben erwischen sie dann auch noch eine Stromleitung (ist hier naemlich auch immer eine Glueckssache). Die Chance, dass ein Tornado oder der naechste groessere Hurricane das Haus zerstoert, ist weitaus groesser als das ein Einbrecher durch die Seitenwand kommt.
Da koennen sie auch gleich 'ne Anzeige schalten oder direkt die Polizei von ihrem Vorhaben informieren. Sicherlich moeglich, wenn man das einzige Haus in der Pampa ist und die Polizei 20 Minuten braucht.

Tueren und Fenster sind immer noch die schwaechsten Ecken des Hauses. Und wenn die nicht aufgehen, geht's ans naechste Haus, wo es einfacher ist oder man probiert es an einem anderem Tag nochmal.
 

Ulrich

Well-Known Member
Citizen
Man kann natürlich durchaus Wände wie in den USA üblich auch gut isolieren. Und sie fallen einem nicht wie ein Kartenhaus zusammen - aber Stabilität sieht für mich persönlich anders aus.
Ich frage mal ganz provokant: Muss man fuer die Ewigkeit bauen? Wenn Haeuser nach 50 Jahren eingerissen und ersetzt werden, dann brauche ich doch nicht wirklich den doppelten Preis beim Hausbau ausgeben, damit es "fuer immer" stehen bleibt...
 

Blauregen

Well-Known Member
Also als wir noch im Apartment gewohnt haben, war das doch sehr hellhoerig. Ich haette genau ueber Familienstreitigkeiten und Liebesleben unserer Nachbarn Auskunft geben koennen. Da haette ich mir schon ein wenig mehr Bausubstanz zwischen gewuenscht. Im eigenen, freistehenden Haus ist das etwas anders, da hast du recht. Aber ich war doch leicht erschrocken, als ich mal vorsichtig eine feuchte Stelle in der Badezimmerdecke untersucht habe und dabei mit dem Finger gleich die durchweichte Rigipsplatte durchstossen habe und hoch in den Dachboden schauen konnte.
 

ollie

Well-Known Member
Ehe-GC
Ich wüßte jedenfalls nichts, was jemandem, der REIN will in amerikanischen Häusern ernsthaft was entgegensetzt.
Der manchmal bis zu den Zaehnen bewaffnete Hausbesitzer... Aber im Ernst, der Gedanke, dass der Einbrecher den Hausbewohner je nach Situation mehr fuerchten muss als umgekehrt, gefaellt mir schon ganz gut. Ich habe dabei selbst keine Waffe, aber auch nur, weil ich mir in meiner Wohngegend ausgesprochen sicher fuehle.
Was die Soliditaet beim Hausbau angeht, so kommen Einbrecher meist durch Tueren und Fenster, weniger durch Waende. Wer rein will, findet auch in Deutschland immer einen Weg, gerade wenn keiner zuhause ist. Bei Qualitaet und Design gibts hier eine Bandbreite, aber die "Leichtbauweise" gegenueber Deutschland habe ich nie als Faktor bei der Einbruchsicherheit gesehen. Je nach Wohnlage und "Polizeianschluss" sind Alarm- und Kamerasysteme auch effektiver als Praeventivmassnahme.

Die Chance, dass ein Tornado oder der naechste groessere Hurricane das Haus zerstoert, ist weitaus groesser als das ein Einbrecher durch die Seitenwand kommt.
Genau, und die einzige Moeglichkeit, einen Tornado im worst case scenario in einem residential Standardhaus hier zu ueberleben, ist ein Keller. Auch beim deutschen Haus waere im theoretischen Vergleich der Schaden gross, wenn alle Fenster rausgepustet sind und das Dach abgedeckt ist, dadurch der Innenbereich zerstoert und das Haus unbewohnbar ist, aber die Mauern stehen wenigstens noch. Beim US Haus mit Keller ist u.U. der Wiederaufbau nicht so schnell wie man denkt, nachdem das Haus aus den Fundamentmauern gerissen wuerde und komplett "weg" ist. Diese Mauern haben dann oft Risse und muessen raus, dann ist das ein kompletter Neubau. Ich habe das ja leider alles selbst erlebt und gesehen...

Ich frage mal ganz provokant: Muss man fuer die Ewigkeit bauen? Wenn Haeuser nach 50 Jahren eingerissen und ersetzt werden, dann brauche ich doch nicht wirklich den doppelten Preis beim Hausbau ausgeben, damit es "fuer immer" stehen bleibt...
You get what you pay for, so herum wird da sicher ein Schuh draus. Die preiswerteste Bauweise haelt vielleicht nicht viel laenger ohne groessere Renovierung. Ein komplett neues Haus ist aber schon noch was anderes. Und es gibt ja auch viele Haeuser hier in weitaus hoeherem Alter, aber sicher besser gebaut.
Wir haben fuer unser Haus uebrigens etwa das Gleiche gezahlt wie meine Schwester im nicht ganz billigen Wangen im Allgaeu, bei vergleichbarer Groesse. In anderer US Lage haetten wir fuers gleiche Haus locker das dreifache zahlen koennen.
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Der manchmal bis zu den Zaehnen bewaffnete Hausbesitzer... Aber im Ernst, der Gedanke, dass der Einbrecher den Hausbewohner je nach Situation mehr fuerchten muss als umgekehrt, gefaellt mir schon ganz gut. Ich habe dabei selbst keine Waffe, aber auch nur, weil ich mir in meiner Wohngegend ausgesprochen sicher fuehle.

Der genau weiß, wann der Einbrecher kommt und bis an die Zähne bewaffnet niemals schläft, duscht oder auf dem Klo hockt.
 

Blauregen

Well-Known Member
Ich muss gestehen, einmal sind wir auch mit geladener Pistole auf dem Nachttisch schlafen gegangen. Da haben sie in unserem Viertel jemanden gesucht. Jede Menge Polizei, Absperrungen, und Hubschrauber flogen auch rum. Und ehe derjenige dann ueber die Zaeune in den Backyards klettert und sich dann womoeglich irgendwo versucht, gewaltsam Zutritt zu einem Haus zu verschaffen...

Die Pistole und auch ein Schrotgewehr hatte sich mein Mann gekauft. Einfach weil es so einfach war. Und er war auch oefter mal damit auf der Shooting Range und hat geuebt. Mein Ding war das ganz und gar nicht und ich fuehlte mich nicht wohl mit den Dingern zusammen unter einem Dach. Ich wollte auch gar nicht wissen, wo er die Dinger aufbewahrt hatte. Fuer jedes Teil war ich einmal mit zum Schiessen und habe damit auch mal rumgeballert. Das Gewehr ging ja noch, also ein paar Tontauben hab ich erwischt, aber bei der Pistole habe ich festgestellt, dass meine Trefferquote wohl hoeher sein wuerde, wenn ich direkt mit dem Ding schmeisse.

Und einmal hatte ich so richtig Schiss. Eine Stunde vorher habe ich relativ lange mit einer Freundin telefoniert, die ein paar Strassen weiter wohnte und deren Grundstueck direkt an den Parkplatz einer Einkaufszeile grenzte. Das war ein beliebter abendlicher Treffpunkt von Jugendlichen und Drogen wurden dort auch relativ offen vertickt. Auf dem Parkplatz waren Schuesse gefallen. Sie hatte jedenfalls die Polizei gerufen und anschliessend mich angerufen, damit ich sie waehrend der Wartezeit etwas beruhigen konnte. Als ich dann spaeter ins Bett gehen wollte, hab ich hinten am Zaun Krach gehoert. Natuerlich war ich an dem Abend ganz alleine zu Hause. Ich hab mir zwar vor Angst fast in die Hose gemacht, bin dann aber trotzdem mal gucken gegangen. Ohne Pistole, aber mit Taschenlampe und Machete bewaffnet hab ich mich raus getraut. Es sass ein Opossum auf dem Zaun und fauchte und der Hund vom Nachbarn sprang staendig ganz aufgeregt an den Zaun. Da er nicht mehr bellen konnte, gabs halt nur ein hoelzernes Geschepper, wenn er an die Zaunlatten hopste.

Also so ganz sicher hab ich mich nicht immer gefuehlt.
 
Oben