Finde ich auch.Ich habe den Thread nur teilweise verfolgt, aber du hast es genau auf den Punkt gebracht!!
Ist doch bezeichnend, dass selbst in einem Thread, der eröffnet wurde, damit die Kinderlosen sich auch mal über ihre spezifischen USA-Erfahrungen austauschen können, ruckzuck das Thema gedreht wird und die Kinderlosen in die Rechtfertigungsposition gedrängt werden.
Das ist das Phänomen, dass Psychologieprofessor Gilbert im Spiegel-Interview ansprach, das ich in Beitrag #55 verlinkt habe: Wenn Kinder da sind, lassen Eltern alle anderen Interessen sausen und fokussieren sich voll auf den Tanz ums Kind. Hier ist noch mal ein kleiner Auszug:Da habe ich die genau gegenteilige Erfahrung gemacht: Beim letzten Klassentreffen (15 Jahre Abi) wurde eigentlich nur über die lieben Kleinen gesprochen, und da ich dabei nicht mithalten konnte (bzw. wollte), waren meine Gespräche recht kurz... So nach dem Motto: "Wie geht es dir? Was machst du? Hast du Kinder? Nein? Ach so..." Danach schlief das Gespräch sehr schnell ein, und man wanderte weiter zum nächsten Elternteil, um sich dort auszutauschen... So als ob es ausser Kindern keinerlei Gesprächsthema gäbe...?!?
Und damit gibt es für diese Eltern wirklich keine anderen Gesprächsthemen als ihre Kinder.Gilbert: Wir halten Heroin ja zu Recht für einen Quell menschlichen Elends. Doch in dem Moment, in dem Sie es sich in den Arm drücken, fühlt es sich sehr, sehr gut an. Sind Sie erst einmal auf den Geschmack gekommen, hören Sie auf zu essen, zu arbeiten, Freunde zu treffen, Sex zu haben. Alle Dinge, die Ihnen früher Spaß gemacht haben, verschwinden durch Heroin. Kinder haben einen ähnlichen Effekt. Sie sind ein großer Quell der Freude - aber sie werden zum einzigen, weil sie so viel Zeit in Anspruch nehmen. Kino, Theater, Partys, Freunde treffen - all das verschwindet aus dem Leben von Eltern.
Mir persönlich wäre das viel zu monostrukturiert als Lebensinhalt - damit wäre ich todunglücklich, und ich glaube - ehrlich gesagt - auch nicht, dass diese Eltern ihren Kindern einen Gefallen tun. Ich glaube, dass Kinder, die "so nebenher mitlaufen" und die früh erkennen, dass sie nicht der Nabel der Welt sind und dass die Eltern auch ein (Recht auf ein) eigenes Leben haben, viel angenehmere Zeitgenossen werden und es im Leben einfacher haben als die Kinder aus der Rund-um-die-Uhr-betüddelt-werden-Fraktion.
Ich kann auch diese Berufsmütter nicht ertragen, die sich voll und ganz über ihre Kinder identifizieren. Du weißt schon, diese Mütter, die bei Neuvorstellungen nicht sagen, "Hallo, ich bin die Bernhardette", sondern die Mütter, die sagen, "Hallo, ich bin die Mutter von Bärbel und Bertram" und die immer fürchten, ihr Kind käme irgendwo zu kurz und die lautstark überzeugt davon sind, dass ihr Kind hochbegabt sei und 'was ganz Besonderes wäre, weil es im Alter von fünf Jahren schon die Schnürsenkel allein zubinden kann. Da krieg' ich sofort Gruselgänsehaut. Und ganz schlimm wird es, wenn sie dann noch dazu sagen, sie würden "ein kleines Familienunternehmen managen".
Manchmal denke ich, ich wollte vor allem deswegen nie Kinder, damit ich solchen Berufsmüttern nicht dauernd auf den Spielplatz begegnen muss...