Die Rede war aber nicht von Menschen auf Hauptschulniveau sondern von Geographiestundenten..
Eben, und es kommt auf die Ecken an. Je schlechter das Schulsystem, desto groesser die Defizite. Die einzigen Amerikaner, die ich hier in den acht Jahren kennengelernt habe, die etwas Ahnung von anderen Laendern haben und ihrem eigenen Land, sind die, die tatsaechlich mal in der Welt unterwegs waren. Der Grossteil davon reist sehr gerne, der Rest war im Ausland stationiert und kennt sich tatsaechlich sehr gut aus.
Der Rest...tja...
Desweiteren habe ich hier mittlerweile zwei Kinder in der Schule. Der Grosse wechselt nun nach den Sommerferien auf die High School. Haette er keine Mutter, die damals schon Geographie und Erdkunde geliebt hat (LK) und schon als Mini jeden Atlanten als Bilderbuch hatte, haette der keine Ahnung. Das Wissen ueber andere Laender kam nur minimal dran und das meiste davon war ueber die USA. Da musste man mal die Bundesstaaten lernen und auch deren Hauptstaedte, aber das war's auch schon. Wissen ueber Europa, Afrika, Asien? Das kam gar nicht dran...
Und das sehe ich auch bei meiner Tochter. Da werden fremde Kulturen und Laender nur zum Thema wenn irgendwelche Feiertage anstehen. Bestes Beispiel Weihnachten und dann wird den Kindern der Stuss mit der Weihnachtsgurke im Baum als deutsche Tradition verkauft oder steif und fest behauptet, dass bei uns auch der Weihnachtsmann am Weihnachtsmorgen kaeme. Der kommt sicherlich in einigen Regionen und noch dazu am Heiligabend, aber wir haben nun mal auch das Christkind; und Knecht Ruprecht sollte man auch nicht vergessen. Und dann haetten wir ja auch noch den Nikolaus am 6. Dezember...
Aber da nimmt man sich einfach nicht die Zeit den Kindern das richtige zu vermitteln.
Schwerpunkt in den Schulen ist hauptsaechlich alle Schueler fuer die standardized tests fit zu machen. Da bleibt keine Zeit fuer Abweichungen oder andere wichtige Faecher.
Fuer meinen Sohnen haben wir jetzt unter anderem als Wahlfach in 9. Klasse "world history" gewaehlt. In der 9. Klasse das allererste mal mit Weltgeschichte in Beruehrung zu kommen, ist schon arg spaet. Und wenn er beispielsweise in der 10. kine Lust mehr darauf hat, hatte er nur ein ganzes Jahr Weltgeschichte in seiner gesamten Schulkarriere und sollte er darin auch noch schlecht sein, hat er einfach ueberhaupt keine Ahnung. Und ein Land, das sich gerne in allen Lagen als "greatest nation" hinstellt, sollte der naechsten Generation doch bitteschoen etwas mehr als nur Mathe und Lesen mitgeben. Globalisierung funktioniert eben nicht ohne gute Allgemeinbildung. Und da, finde ich, gibt es schon gravierende Unterschiede.
In einem meiner letzten collegekurse (arbeite am Bachelor) sollten wir die economy von Entwicklungslaendern analysieren. Die folgenden Laender wurden von vielen Mitstudenten als Entwicklungsland eingestuft: Schweiz, Australien, Belgien, und Frankreich. Das sind zum Teil erwachsene Menschen, in Positionen mit Verantwortung und dem Wunsch nach noch mehr. Da stand ich mit meiner Analyse ueber Bangladesh so ziemlich alleine da.