Das ganze erinnert mich gerade an eine Diskussion, die ich neulich mit einem hatte. Deutscher, mittlerweile eingebuergert. Da durfte man auch kein kleinstes bisschen am Image der USA kratzen ohne dass derjenige direkt in Verteidigungsstellung ging. Das ist sicherlich normal. Ich versuche beispielsweise immer beide Laender zu verteidigen. Je nachdem, wer mir da nun bloed kommen mag. Aussenstehende haben aber meist einen ganz anderen Blickwinkel. Das mag den Einheimischen nicht passen, weil man eben die Dinge zu hoeren bekommt, die man eventuell so nicht wahrnimmt oder gar wahrnehmen moechte.
Genauso, wie man viele kennt, die nie nach Europa ziehen wuerden, kennt man, zumindest ich, auch einige und viele mehr, die sofort alles stehen und liegen lassen wuerden. In meinem Familie, Bekannten- und Freundeskreis ist das fast jeder (inkl. Waffenbesitzer), auch nur fast, weil ein Teil lieber nach Japan und der andere nach Korea moechte.
Als Mutter von drei Kindern (US/Deutsch) nehme ich mir natuerlich das Recht raus einiges hier anzuprangern. Hier geht es naemlich nicht um mich, sondern um meine Kinder. Da faengt es schon beim maroden Schulsystem an. Zumindest versucht man nun einheitliche Lehrplaene zu erschaffen, damit Kinder keine Nachteile durch Umzuege erfahren oder einfach, weil sie in der falschen Ecke leben und somit keine Chancen haben. Eventuell schafft man somit schonmal den ersten Schritt, um irgendwann international mithalten zu koennen. Das ist kein USA-bashing, davon bin ich meilenweit entfernt, aber es gibt nunmal Tasachen vor denen man gerne mal die Augen verschliesst.
In Deutschland fand ich es immer schrecklich, wenn man die Deutschen als Jammerlappen abstempelte. Heute, wenn ich jedenfalls so meinen deutschen Bekannten- und Freundeskreis mitbekomme, weiss ich, dass man da wohl nicht ganz Unrecht hatte. Man hat einfach einen anderen Blick, wenn man andere Kulturen, Gewohnheiten etc. kennenlernen darf. Mein Mann hat in seiner eigenen Heimat einen Kulturschock erlebt und kann sich mit vielen Dingen einfach nicht anfreunden. Welchen Stempel drueckt man ihm auf?
Derzeit machen wir einiges durch und durch Bekannte und Freunde haben wir schon mitbekommen, auf was man sich gefasst machen muss, wenn es mal nicht mehr rosig laeuft. Schonmal Food Stamps beantragt? Wunderbares Gefuehl. Schonmal mit mit blutiger Nierenbeckenentzuendung gearbeitet? Ironischweise konnte ich das verdiente Geld direkt dem Arzt in die Hand druecken. Zumindest habe ich mir meine Gesundheit nicht ruiniert.
Sorry, ja, da bin ich recht emotional, weil wir innerhalb der Familie an Weihnachten (Blinddarmdurchbruch, plus zwei folge Not-OPs) und die Monate zuvor erfahren mussten (Streichung von Geldern, weil erwachsenes Kind mit Autismus, teilweise auch Aspergers und irreperablem Loch im Kopf angeblich kein Pflegefall ist - solle arbeiten gehen), was mit einem passiert, wenn man eben nicht zur gut verdienenden oberen Mittelschicht gehoert.
Und ja, ich kratze auch am Image der USA, wenn ich sage, dass es ein Unding ist, dass massenweise Regelungen und Gesetze ohne Schwierigkeiten und ohne mit der Wimper zu zucken eingefuehrt werden koennen, die dazu anhalten weiterhin jede Verantwortung von sich zu weisen und den gesunden Menschverstand auszuschalten; siehe "Nipplegate", McDoof-Coffee, Soda-ban usw. Aber wehe es metzelt jemand andere Menschen nieder, sei es in malls, Schulen, oder einfach auf der Strasse (wie be uns letzten Sommer), da sind allen auf einmal die Haende gebunden. Dagegen kann man natuerlich nichts machen. Es gilt ja schliesslich das 2nd amendment ohne Einschraenkungen und daran kann man nichts aenderen. Komischerweise geht das aber beim 1st amendment...das ist eben nicht so heilig wie die Waffen. Und das finde ich einfach pervers.
Dieses und alles andere hat meiner Meinung auch nichts mit Ueberheblichkeit zu tun, sondern mit Erlebnissen und Empfindungen. Ich kann doch nicht wirklich alles mit einem "So sindse halt, die Amis" kommentieren. Ich schere niemanden ueber den Kamm, aber lasse mir auch weiterhin nicht den Mund verbieten. Ich druecke niemaden meine Meinung auf, bleibe aber bei meiner ehrlichen Meinung, die ich mir ueber die letzten Jahre hier und auch in Deutschland (Arbeit mit US-Soldaten auf Airbase) gebildet habe. Ich habe kein Problem meine Meinung und auch haertere Standpunkte zu ueberdenken, wenn es an der Zeit ist. Das tue ich immer. Und derzeit bin ich einfach weniger ueberzeugt von diesem Land.