Helikopter-Eltern

Ulrich

Well-Known Member
Citizen
Mal wieder ein Artikel, den ich lesenswert fand...

Das Problem mit den überbehüteten Kindern
Clemens Wergin, Washington


Unsere erste Begegnung mit dem amerikanischen Nanny-Staat hatten wir in diesem Sommer. Wir waren gerade erst nach Amerika gezogen in ein beschauliches Wohnviertel am Rande Washingtons. Es war unser erster Besuch im Schwimmbad um die Ecke. Ich hatte kaum meine ersten Bahnen geschwommen, da kamen unsere Töchter (damals acht und zehn) zu mir gelaufen, mit heller Empörung im Gesicht.

"Wir mussten aus dem Wasser, weil Kinder jetzt nicht mehr schwimmen dürfen", sagten sie. Alle Pools seien für Kinder gesperrt. Ich vermutete erst ein Missverständnis und ging zum Bademeister. Doch der bestätigte: Der Bezirk Montgomery hier in Maryland schreibt vor, dass Kinder eine Viertelstunde pro Stunde aussetzen müssen, weil sie selbst schwer einschätzen könnten, wann sie zu lange im Wasser sind. Offenbar traut der County Eltern auch nicht zu, selbst zu entscheiden, was gut für die eigenen Kinder ist.

Wir hatten eigentlich gedacht, ins Land der Freiheit gezogen zu sein. Doch beim Thema Kinder hört diese Freiheit schnell auf. Nicht nur von Staatswegen, sondern auch kulturell. In Berlin hatten wir versucht, unsere Kinder zur Selbstständigkeit zu erziehen und sie früh ermuntert, Dinge auch allein zu tun.

In unserem amerikanischen Suburbia sind wir damit krasse Außenseiter. Man sieht Kinder hier eigentlich nie auf der Straße spielen. Kindheit spielt sich weitgehend in der Schule, zu Hause und im geschützten Verein ab – und im Auto dazwischen. Immer überwacht von Eltern, Lehrern, Nannys oder Trainern.

Kinder allein unterwegs? Ein Fall für die Polizei

Die meisten Nachbarskinder sieht man höchstens mal, wenn sie mit Hockey- oder Footballtasche aus dem Auto steigen und ins Haus laufen. Laut einer empirischen Studie der Universität von Kalifornien verbringen Kinder von Mittelschichtsfamilien in Los Angeles inzwischen 90 Prozent ihrer Freizeit zu Hause vor dem Fernseher, dem Computer oder mit Videospielen. Hier an der Ostküste wird das nicht anders sein. Als an Halloween unser ganzes Viertel abends auf den Beinen war, haben wir gestaunt, wie viele Kinder hier leben. Die meisten hatten wir noch nie gesehen.

Unsere Mädchen sind inzwischen im Viertel als "the German girls" bekannt, weil sie auch mal alleine durch die Gegend stromern oder ohne Erwachsene in den nahe gelegenen Park gehen, was amerikanische Eltern irgendwie exotisch finden. Doch das kann einem schnell Ärger mit der Polizei einhandeln, wie eine Familie aus dem benachbarten Silver Spring erleben musste.

Danielle und Alexander Meitiv versuchen, ihre Kinder im Alter von sechs und zehn Jahren zur Eigenverantwortung zu erziehen. Kurz vor Weihnachten haben sie ihnen erlaubt, alleine anderthalb Kilometer von einem Park nach Hause zu gehen. Keine Chance. Auf halber Wegstrecke wurden die Kinder von der Polizei aufgegriffen, nachdem besorgte Bürger angerufen hatten.

Seitdem bekommt Familie Meitiv ständig Besuch von Polizisten und Sozialarbeitern. Die Eltern müssen sich wehren gegen den Vorwurf, ihre Kinder vernachlässigt zu haben, und sich aufklären lassen über die Gefahren, die da draußen lauern. Die Behörden haben die Kinder gar ohne Einwilligung der Eltern in der Schule befragt. "Tatsächlich ist die Welt heute sogar noch sicherer als zu der Zeit, als ich ein Kind war", sagte Danielle Meitiv der "Washington Post", die als erste über den Fall berichtet hatte. "Ich möchte ihnen nur dieselbe Freiheit und Unabhängigkeit geben, die ich als Kind einst hatte – im Grunde eine altmodische Kindheit."

Der Fall hat eine Debatte ausgelöst, ob Amerika es mit der "Helikopter-Elternschaft" nicht übertrieben hat. "Wir sind eine hysterische Kultur geworden", sagt Lenore Skenazy. Sie hat vor sechs Jahren die "Free Range Kids"-Bewegung gegründet, nachdem ihr etwas Ähnliches passiert war wie den Meitivs. Sie hatte ihrem damals neunjährigen Sohn erlaubt, in New York allein mit der U-Bahn zu fahren.

Nachdem die Journalistin in einer Kolumne über dieses Experiment in Selbstständigkeit berichtet hatte, brach ein Sturm der Entrüstung über ihr los. Sie musste im Fernsehen mit ihrem Sohn Rede und Antwort stehen und sich von einer Psychologin tadeln lassen. Andere Sender, vom konservativen Fox-News bis zum links-liberalen öffentlichen Rundfunk NPR, bezeichneten sie als "schlimmste Mutter Amerikas". Seitdem schreibt Skenazy in ihrem Blog gegen die Entmündigung von Kindern an und ermuntert Eltern, ihnen mehr Freiraum zu geben.

Die Angst vor plötzlichem Kindstod

Skenazy macht nicht so sehr die Eltern für die überbehütete Kindheit verantwortlich. "Ich gebe die Schuld der ganzen Kultur, die immer, wenn irgendwo irgendetwas passiert, sofort die Eltern verantwortlich macht", sagt Skenazy im Gespräch mit der "Welt". Den Eltern werde eingeredet, sie müssten ihre Kinder lückenlos überwachen. Und die Industrie bringt ständig neue Überwachungsgadgets auf den Markt.

Das fängt an mit Geräten, die bei Neugeborenen Herzschlag, Puls, Blutdruck und Atemfrequenz messen – was den Eltern selbst bei ganz gesunden Kindern als Standard ans Herz gelegt wird – bis zu Handys, die sofort auf Außenmikrofon umschalten, wenn ältere Kinder in der Schule oder auf dem Sportplatz nicht innerhalb von zehn Sekunden auf einen Anruf reagieren. "Das ist inzwischen eine regelrechte Angst-Industrie geworden", sagt Skenazy. "Immer sofort das Schlimmste anzunehmen nimmt den Kindern ihre Kindheit."

Angst ist das beherrschende Gefühl, das amerikanische Eltern dazu bewegt, ihre Kinder nie unbeaufsichtigt zu lassen. Damit verwehren sie ihnen aber auch eine freie Kindheit, wie sie sie selbst einst genossen haben. Jeffrey Dill hat mit einer Gruppe von Wissenschaftlern für ein Projekt der Universität von Virginia Interviews mit 100 Eltern im ganzen Land geführt, um Einblicke in die amerikanische Familie zu bekommen. "Fast alle Befragten erinnern sich an eine Kindheit mit fast unbegrenzter Freiheit, als sie Fahrrad fahren oder durch Wälder, Straßen und Parks streifen konnten, unbeobachtet von ihren Eltern", schreibt Dill.

Eine Freiheit, die sie ihren eigenen Kindern heute meist verweigern. Ein Vater etwa erinnerte sich daran, dass er selbst als Kind "von morgens bis zur Abenddämmerung fort von zu Hause" gewesen sei. Auf seine achtjährige Tochter angesprochen sagt er, er würde das bei ihr nie zulassen. "Das ist anders. Sie ist nie allein vor dem Haus." Ein anderer Vater erinnert sich, dass er als Kind den ganzen Tag unterwegs und "gerade rechtzeitig zum Abendessen" zurück war. "Ich kann mir das heute nicht vorstellen. Ich kann mir nicht vorstellen, meine Kinder jemals alleine herumlaufen zu lassen."

Jedes verschwundene Kind wird zur großen Mediensache

Es ist die Urangst vor der Entführung des eigenen Kindes, die Amerika umtreibt. Und man kann ungefähr sagen, wann der Trend zu den Eltern-als-Sicherheitsfanatikern begonnen hat. Es war im Jahr 1979, als der sechsjährige Etan Patz auf dem Weg zur Schulbushaltestelle in New York verschwand, eine Tragödie, die ganz Amerika vor den Fernsehbildschirmen verfolgte. Seitdem wird jedes verschwundene Kind zu einer großen Mediensache. "Man hört von diesen furchtbaren Geschichten, über das, was Kindern passiert ist", sagt einer der von Dill befragten Mütter. "Diese Dinge jagen Eltern wirklich einen Schrecken ein und sie beeinflussen definitiv, wie viel Freiheit du deinem Kind gibst."

Das ist genau das, was wir auch von unseren Nachbarn hören. Theoretisch möchten sie ihre Kinder zur Selbstständigkeit erziehen, aber in konkreten Situation überwiegt stets das Prinzip "better safe than sorry", zu Deutsch ungefähr: lieber einmal zu viel beschützt als einmal zu wenig.

Tatsächlich klaffen Wahrnehmung und Realität weit auseinander. Die Kriminalitätsrate ist in den USA in den vergangenen Jahrzehnten rapide gesunken und mit ihr auch die Fälle von Gewalt gegen Kinder. Auch die Zahl von Kindesentführungen durch Unbekannte sind zurückgegangen.

Zumal die Zahlen des FBI bei diesem Thema irreführend sind, weil sie nicht unterscheiden zwischen Entführungen durch Fremde und den durch die seit den 70ern angestiegene Scheidungsrate viel häufigeren Entführungen im Familienkreis, wenn Eltern sich getrennt haben. Amerika ist heute sicherer für Kinder als in den 70ern. Und doch haben Eltern das Gefühl, ihre Kleinen seien sehr viel gefährdeter, als sie selbst es einst waren.

Umerziehung von gluckenden Eltern im Reality-TV

Leonore Skenazy hält deshalb inzwischen im ganzen Land Vorträge, um Eltern zu ermutigen, mehr loszulassen. Und am vergangenen Freitag startete ihre Reality-Show "The World's Worst Mom" auf dem Discovery Life Channel. Die Show folgt dem Vorbild der "Super-Nanny". Tatsächlich geht es jedoch um das Gegenteil: Nicht um mehr Erziehung, sondern darum, gluckende Eltern zu überzeugen, ihren Kindern die Erfahrung von Selbstständigkeit zu ermöglichen.

Der Trailer der Sendung ist inzwischen zu einem Witz in unserer Familie geworden. Man sieht darin, wie ein neunjähriger Junge die Versuche der Mutter abwehrt, ihn am Essenstisch zu füttern, und dann endlich lernt, Fahrrad zu fahren. Oder sollte man eher sagen: wie eine Mutter versucht zu verhindern, dass ihr Sohn Fahrradfahren lernt. Sie ist jedenfalls kaum davon zu überzeugen, das Gefährt endlich mal loszulassen, damit der Junge es allein ausprobieren kann, und versucht sogar, ihm Angst vor dem Hinfallen einzuflößen.

"Ich habe für die Show mit vielen Eltern gearbeitet, bei denen man das Gefühl hatte, sie wollten, dass ihre Kinder Kinder bleiben", sagt Skenazy. Die Kinder sollten am liebsten gar nicht erwachsen werden. "Das Coole ist aber, wenn die Kinder dann zurückkommen und aufrecht gehen, stolz sind oder einfach Spaß hatten."

Immer wieder schaltet sich der Staat ein

In den vergangenen Jahren sind in den USA einige Bücher erschienen, die sich gegen den Kontrollwahn wehren, und es gibt immer wieder Eltern, die sich für mehr Freiheit entscheiden. Es gibt auch wieder einige Abenteuerspielplätze im Land. Aber die Regel ist immer noch, dass als schlechter Vater oder Mutter gilt, wer seine Kinder nicht ständig überwacht oder zulässt, dass die Kleinen Risiken eingehen, um sich auszuprobieren. Und immer wieder schaltet sich der Staat ein.

Skenazy hat unzählige Beispiele parat, die Eltern ihr in Briefen schildern. "Eine Mutter schrieb mir, dass die Polizei sie besucht hat, weil sie ihr zehnjähriges Kind barfuß auf der Straße spielen ließ", berichtet Skenazy. Im Sommer wurde in South Carolina eine Mutter festgenommen und über Nacht ins Gefängnis gesteckt, weil sie ihre neunjährige Tochter allein in einem beliebten Park spielen ließ. Das Kind kam danach 17 Tage lang in staatliche Obhut. In Austin, Texas, bekam eine Mutter Besuch von Polizei und Jugendamt, weil sie ihr sechsjähriges Kind in Sichtweite vor dem Haus spielen ließ. Und das sind nur einige Beispiele.

Selbst wenn Eltern also versuchen, sich der gesellschaftlichen Norm zu entziehen und den Kindern mehr Entwicklungsraum zu geben, müssen sie fürchten, in Konflikt mit dem Staat zu geraten. Und das kann weit traumatischere Folgen haben als in einem unbeachteten Moment von einem Klettergerüst zu fallen, wenn das Kind der Familie vom Jugendamt entzogen wird, um dem Vorwurf der Vernachlässigung nachzugehen. "Ich möchte nicht, dass die Regierung sich wie eine Schwiegermutter benimmt", sagt Skenazy.

Aber Polizei, Jugendamt und die jeweiligen Communities sind mental darauf getrimmt, jegliche verdächtig wirkende Abweichung von der Norm und Anzeichen von Vernachlässigung von Kindern nachzugehen. Und diese Schicksale gibt es ja tatsächlich, vor allem in den Unterschichtvierteln, wo wirtschaftliche Armut und oft zerrüttete Familienverhältnisse dazu führen, dass Kinder in prekären Verhältnissen aufwachsen.

Bevormundung hat schwerwiegende psychologische Folgen

"In den vergangenen 60 Jahren haben wir in unserer Kultur einen graduellen, anhaltenden, aber letztlich dramatischen Rückgang der Gelegenheiten erlebt, bei denen Kinder frei spielen können ohne Kontrolle der Eltern, und einen Rückgang der Möglichkeiten, riskante Spiele zu spielen", meint Peter Gray, Psychologieprofessor am Boston College. "In denselben 60 Jahren haben wir gleichzeitig ein graduelles, anhaltendes und letztlich dramatisches Anwachsen von aller Art mentaler Störungen erlebt, vor allem emotionaler Störungen."

Das Ergebnis sei eine deutliche Zunahme von Depressionen und Narzissmus bei jungen Erwachsenen und eine Abnahme von emotionalem Einfühlungsvermögen. In seinen Artikel und Büchern und auf seinem Blog "Free to Learn" wirbt Gray deshalb dafür, den Kindern wieder den Freiraum zu geben, sich selbst bei riskanten Spielen auszuprobieren, und ihnen so zu ermöglichen, fürs Leben zu lernen.

Es ist aber nicht allein die psychische Gesundheit der Kinder, die leidet. In einer Studie von 2011 hat der Entwicklungspsychologe Kyung-Hee Kim Kreativitätstests der letzten Jahrzehnte ausgewertet und hat dabei einen beunruhigenden Trend festgestellt: Seit 1984 weisen alle wichtigen Parameter in Amerika nach unten.

In seinem wissenschaftlichen Artikel "The Creativity Crisis" schreibt Kim, die Daten würden belegen, dass "Kinder über weniger emotionale Ausdrucksfähigkeit verfügen, weniger energiegeladen sind, weniger redselig und sich in Worten schlechter ausdrücken können, weniger Humor haben, weniger Vorstellungskraft, weniger unkonventionell, weniger lebendig und leidenschaftlich sind, ihre Umwelt weniger wahrnehmen und weniger in der Lage, scheinbar unzusammenhängende Dinge in ein Verhältnis zu setzen, weniger integrierendes Denken aufweisen und seltener Dinge auch aus einer anderen Perspektive betrachten".

"Koalition zur Stärkung der Kinder"

Psychologieprofessor Gray führt das vor allem darauf zurück, dass amerikanische Kinder sich fast nur noch in einem Rahmen bewegen, der von Erwachsenen kontrolliert ist, die ihnen sagen, was sie zu tun oder zu lassen haben. Das freie, unkontrollierte Spielen unter Kindern sei ein wichtiger Bestandteil des Erwachsenwerdens, für das es kaum noch Raum gebe.

Mit anderen Kindern alleine draußen zu spielen und dabei Grenzen auszutesten und auch Risiken einzugehen, helfe den Kindern nicht nur, motorische Fähigkeiten zu entwickeln, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und soziale Fähigkeiten zu trainieren, so Gray, "es lehrt auch, intensive negative Gefühle in den Griff zu bekommen wie etwa Angst oder Wut".

Die staatlichen Ermittlungen gegen die Familie Meitiv gehen derweil weiter. Laut Gesetz in Maryland dürfen Kinder unter acht Jahren in geschlossenen Räumen nur dann allein gelassen werden, wenn ein mindestens 13-jähriges anderes Kind dabei ist. Das Jugendamt ist der Meinung, dass das auch für den öffentlichen Raum gilt und ermittelt weiter wegen Kindesvernachlässigung.

Manche Eltern wollen sich diese staatliche Einschüchterung aber nicht mehr gefallen lassen. "Wir haben inzwischen mehr Angst davor, dass irgendwer die Polizei zu uns holt, als Angst davor, dass unseren Kindern etwas passieren könnte", sagt Russell Max Simon aus Silver Spring. Er hat deshalb aus Solidarität mit den Meitivs zusammen mit anderen Eltern die Maryland-Koalition zur Stärkung der Kinder gegründet. Sie wollen mehr Freiraum für Eltern erkämpfen, um ihre Kinder zu selbstständigen Erwachsenen erziehen zu können. Immerhin ein Anfang.

Quelle: Helikopter-Eltern: Das Problem mit den überbehüteten Kindern - WELT HD
 

Admin

Administrator
Teammitglied
Administrator
Definitiv lesenwert und echt tragisch, von gesundem Menschenverstand weit und breit nix zu sehen
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Totale Kontrolle und Überwachung.

Wir hatten doch hier im Forum mal eine Mutter, die ihr Baby im Haus auf den Boden auf eine Decke legte, den Müll rausbrachte und sich dabei versehentlich selber aussperrte. Der hilfsbereite HOA-"Scheriff". der ihr die Tür öffnete, ließ sie nochmal mit einem blauen Auge davon kommen, beim nächsten Mal würde er das Jugendamt einschalten.

Kann man sich nur fragen, was sind das da nur für Zeiten und was werden das später mal für Erwachsene? Zum Teil weiß man das schon, aber wie schauts in den nächsten paar Generationen aus?

Kinder brauchen Freiräume, sie müssen unbeaufsichtig spielen können, sie müssen sich auch mal das Knie aufschlagen dürfen.
 

ItsJustMe1977

Well-Known Member
Citizen
Das Problem kenn ich...meine Nachbarn waren auch ganz verstört als ich denen Berichtet habe das Lukas mit 8 Jahren in D immer zu seinem Fussballtraining gegangen ist! 1 km!!!! Wie konnte ich nur!!!! Auch hier lass ich sie zum Park laufen. (Ist ja nur 100 m weg)
Allerdings hat mein Sohn immer einen "Handtaschenalarm" mit dabei. Wenn man einen Stift zieht ertönt ein 90dezibel schriller Sound. Mein Sohn hat Asthma und falls er mal einen Anfall haben sollte, dann hat er nicht genügend Luft um Hilfe zu rufen und so werden wenigstens Leute auf ihn aufmerksam......
 

Calis

Well-Known Member
Hallo zusammen,

das ist aber hier in D auch der Fall.
Ich glaube, dass hat auch damit zu tun, dass die meisten Familien nur noch 1 Kind haben. Dieses wird dann überbeschützt.
Wenn ich mir ansehe wie "behütet" die Kinder in meinen Umfeld aufwachsen, dann frage ich mich, wie ich so alt werden konnte.
Zu meiner Zeit hat man nach der Schule noch schnell die Hausaufgaben gemacht, dann bei meinen Eltern abgemeldet und wenn es dunkel wurde ist man vom Fußballplatz oder wo man sich mit Freunden rumgetrieben hat, heimgekommen.

Da hat sich keiner Sorgen gemacht.

Viele Grüße

C.
 

ItsJustMe1977

Well-Known Member
Citizen
Diesen Text kennt wohl jeder.....

Wenn du nach 1978 geboren wurdest, hat das hier nicht mit dir zu tun ... Verschwinde! Kinder von heute werden in Watte gepackt ...
Wenn du als Kind in den 50er, 60er oder 70er Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, dass wir so lange überleben konnten! Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags. Unsere Bettchen waren angemalt in strahlenden Farben voller Blei und Cadmium. Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flasche mit Bleichmittel. Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen. Auf dem Fahrrad trugen wir nie einen Helm. Wir tranken Wasser aus Wasserhähnen und nicht aus Flaschen. Wir bauten Wagen aus Seifenkisten und entdeckten während der ersten Fahrt den Hang hinunter, dass wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar. Wir verließen morgens das Haus zum Spielen. Wir blieben den ganzen Tag weg und mussten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlaternen angingen. Niemand wusste, wo wir waren, und wir hatten nicht mal ein Handy dabei!

Wir haben uns geschnitten, brachen Knochen und Zähne, und niemand wurde deswegen verklagt. Es waren eben Unfälle. Niemand hatte schuld, außer wir selbst. Keiner fragte nach "Aufsichtspflicht". Kannst du dich noch an "Unfälle" erinnern? Wir kämpften und schlugen einander manchmal bunt und blau. Damit mussten wir leben, denn es interessierte den Erwachsenen nicht.

Wir aßen Kekse, Brot mit Butter dick, tranken sehr viel und wurden trotzdem nicht zu dick. Wir tranken mit unseren Freunden aus der Flasche und niemand starb an den Folgen. Wir hatten nicht: Playstation, Nintendo 64, X-Box, Videospiele, 64 Fernsehkanäle, Filme auf Video, Surround-Sound, eigene Fernseher, Computer, Internet-Chat-Rooms. Wir hatten Freunde. Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Straße. Oder wir marschierten einfach zu deren Heim und klingelten. Manchmal brauchten wir gar nicht klingeln und gingen einfach hinein. Ohne Termin und ohne Wissen unserer gegenseitiger Eltern. Keiner brachte uns und keiner holt uns ... Wie war das nur möglich?

Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Außerdem aßen wir Würmer. Und die Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Mägen für immer weiter, und mit den Stöcken stachen wir nicht besonders viele Augen aus. Beim Straßenfußball durfte nur mitmachen, wer gut war. Wer nicht gut war, musste lernen, mit Enttäuschungen klarzukommen. Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen. Das führte nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zur Änderung der Leistungsbewertung.

Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Und keiner konnte sich verstecken. Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hat, war klar, dass die Eltern ihn nicht aus dem Schlamassel heraushauen. Im Gegenteil: Sie waren der gleichen Meinung wie die Polizei! So was!

Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht. Wir hatten Freiheit, Misserfolg, Erfolg und Verantwortung. Mit alldem wussten wir umzugehen. Und du gehörst auch dazu.

Herzlichen Glückwunsch!
 

ItsJustMe1977

Well-Known Member
Citizen
Aber diesen Text kannte ich bisher noch nicht.....

Wenn du nach 1980 geboren wurdest, ist dieser Text an dich gerichtet. Vielleicht öffnet er dir die Augen und beantwortet Fragen, deine Kindheit betreffend.

Wenn du als Kind in den 80er oder 90 Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, dass wir zu den Menschen werden konnten, die wir heute sind! Als Kinder saßen wir fest in den Sitz geschnallt und von der Angst gepeinigt, dass uns jederzeit ein Airbag den Kopf von den Schultern reißen könnte in den Hightech-Autos unserer Eltern. Unsere Bettchen waren aus Metallgestellen oder Naturholz ohne Farbe. Der Gesundheit zu Liebe! Unserer Neugier wurden klare Grenzen gesetzt, indem alles, was auch nur gefährlich roch, mit kompliziertesten Verschlüssen versehen wurde, mit denen sogar unsere lieben Eltern Schwierigkeiten hatten. Alles wurde weggeschlossen oder hochgestellt – Waschmittel, Bleiche, Medikamente, Kosmetik.... Alle Türen und Schubladen waren in unserer Kindheit abgepolstert, was uns in unserem späteren Leben oft zu blauen Fingerkuppen verhalf.

Das Gefühl der Freiheit, wenn der Wind beim Fahrradfahren durch unsere fliegenden Haare pfeift, wurde uns dank beengendem Helm, den uns unsere besorgten Eltern aufzwangen, nie bewusst. Wir durften unseren Durst nie mit frischem klaren Wasser aus dem Wasserhahn stillen. Der Gesundheit zu Liebe! Unsere Eltern kauften uns kleine Bobby-Cars mit allem Pipapo und verboten uns den Hügel mit unseren selbstgebauten Mobilen runter zu brausen. Zu gefährlich! Wir hatten kaum die Gelegenheit aus eigenen Fehlern zu lernen, denn unsere Eltern belehrten uns vorsichtshalber schon über alle Risiken im Voraus. Morgens wurden wir wohl behütet zur Schule gebracht und bekamen auch Abends klare Zeitvorgaben. Jeder musste zu jedem Zeitpunkt wissen, wo wir uns gerade mit wem aufhalten. Und das Handy musste immer dabei sein. Vorsichtshalber!

Unsere Haut wurde eingecremt, wir bekamen ekelhafte Zusatztabletten fürs bessere Wachstum unsrer Knochen und mussten jahrelang zum Kieferorthopäden und mit fester Spange rumlaufen und wegen jedem Bisschen wurde geklagt. Immer hatte der andere Schuld. Nie das eigene Kind. Unsere Eltern suchten in Gesetzen nach Verletzung der Aufsichtspflicht und schalteten Anwälte ein. Sie nutzten die kleinen Unfälle ihrer Kinder für alberne Machtgerangel vor dem Gericht. Oder kannst du dich noch an Unfälle erinnern, wegen denen kein Aufstand geprobt wurde? Bei unserem Kräftemessen und unseren Keilereien sahen wir uns vor, damit unsere Eltern keinen neuen Zündstoff für eine weitere Sightseeing-Tour durch die Gerichtshallen fanden. Damit mussten wir leben, denn so waren die Erwachsenen nun mal.

Unsere Eltern fuhren mit uns zu McDonalds, Nordsee, Burger King, Pizza Hut und wir wurden dicker und dicker. Warum nur? Da durch Speichel viele, viele Krankheiten übertragen werden können, wurde uns beigebracht, dass wir immer aus unserem eigenen Glas trinken sollen. Der Gesundheit zu Liebe! Wir hatten Playstation, Nintendo 64, X-Box, Videospiele, mehr als 64 Fernsehkanäle, Filme auf Video, Surround-Sound, eigene Fernseher, Computer, Internet-Chat-Rooms. All das wurde einzig und allein durch unsere lieben Eltern möglich. Dafür wurde es immer komplizierter sich mit Freunden zu treffen. Man konnte nicht einfach so vorbei gehen ohne vorher anzurufen. Wenn man einfach so ins Haus kam, wurden die Eltern gleich hysterisch, da wir ihre Privatsphäre mit unseren Kinderfüßchen traten. Und wenn, dann brachten uns unsere Eltern und holten uns zu einem, von ihnen festgelegten, Zeitpunkt wieder ab. Vorsichtshalber!

Wenn wir im Garten spielten, wurden wir behütet. Wie dumme Gänse. Unsere Piratenspiele mit Holzschwertern oder Stöcken waren zu gefährlich. Wir hätten uns die Augen ausstechen können. Würmer, Käfer, Spinnen wurden uns schon im Kleinkindalter als „Igitt-Igitt“ oder „Bä-Bä“ vorgestellt. Falls wir mal Fußball spielten, schrieben uns unsere Eltern immer vor, dass wir jeden mitmachen lassen sollen. Und wir sollten auch denen, die überhaupt nichts drauf hatten, den Ball zuspielen. Wer nicht beachtet wurde, musste nur zu den Erwachsenen gehen und schon brach eine Sturmflut von Moralpredigten auf die anderen Kinder los. Es gab Kinder, die schon in der Grundschule Probleme hatten und trotzdem verbannten ihre Eltern sie aufs Gymnasium, damit später mal was aus ihnen werde. Und kaum bleibt mal jemand sitzen, wird sofort ein emotionaler Elternabend organisiert.

Unsere Taten hatten meist für uns unüberschaubare Folgen. Und keiner konnte ihren Verlauf vorher sagen. Wenn jemand gegen das Gesetz verstoßen hatte, war klar, dass das Gesetz nichts taugte. Immer war jemand anders Schuld. Und unsere Eltern waren immer die Ersten, die über die Polizei und den Staat herzogen! So was!

Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfinder mit Risikobereitschaft als Eltern abbekommen. Sie hatten Freiheit, Misserfolg, Erfolg und Verantwortung. Wie sollen wir unsportlichen, verfetteten, einsiedlerischen, verzogenen Menschen nur mit so etwas umgehen?

Egal, wir haben ja unsere Eltern!
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Der zweite Text ist auch ja auch zu geil :up und leider auch recht wahr :down
 
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