falls sie die D-SB behalten will muss sie das vor Antrag der US-SB machen..das zieht sich dann nochmal ca. 1 jahr...
Ein Jahr ist etwas übertrieben; ein halbes Jahr dürfte eher realistisch sein. Auch muss man mit dem Antrag für die BBG nicht durch sein, ehe man die US-Staatsbürgerschaft beantragt. Wichtig ist lediglich, dass man die BBG-Urkunde in der Hand hat, wenn die US-Einbürgerungszeremonie stattfindet. Im Grunde kann man aber beides gleichzeitig beantragen; notfalls könnte man ja auch noch den Termin zur Einschwörung verschieben.
Dass der BBG-Prozess vor dem Antrag der neuen Staatsbürgerschaft abgeschlossen sein muss, ist nur für solche Länder notwendig, bei denen die Staatsbürgerschaft rückwirkend zum Datum der Antragstellung verliehen wird. In den USA ist das aber nicht der Fall, der gilt der Tag der Einschwörung als "Stichtag".
BBG = Beibehaltungsgenehmigung fuer die deutsche SB, richtig? Ist das nur so Papierkram, wo man quasi durchgewunken wird? Das brauche ich dann wohl auch, denn ich will meine dt. SB natuerlich behalten. Das mit den 3 Jahren hab ich auch nicht so richtig gewusst, dachte immer 5. Ist 3 Jahre also nur, wenn man mit US-citizen verheiratet ist?
Ja, drei Jahre bei Ehegatten von US-Staatsbürgern (also für solche wie Dich
), für alle anderen (also solche wie mich
) sind's fünf Jahre.
Und, nein, das ist kein reiner Verwaltungsakt; man muss schon relevante Gründe für Beibehaltung (= Bindung an Deutschland) und Einbürgerung nennen, die auch überprüft werden. Für die Einbürgerung sind das etwa berufliche Nachteile, Erbschaftsnachteile, Clearance-Gründe, etc. Allerdings können das auch familäre oder politische Gründe sein. Schau Dich mal in der Yahoo-Gruppe "Zweipaesse" um, da findest Du reichlich Beispiele für erfolgreiche ebenso wie abgelehnte BBG-Anträge.
Zum eigentlichen Thema:
unsere einzige Tochter ist vor 2 Jahren in die USA, hat geheiratet und bekommt mittler-
weile das 2. Enkelkind.
Wir tragen uns jetzt mit dem Gedanken hier alles zu verkaufen (Haus etc.) und in die
USA überzusiedeln.
Mein Mann ist bereits in Rente ich bin noch berufstätig.
Wäre das machbar, und wie?
Welche Nachteile hätte es evtl. für uns.
Zur Machbarkeit und dem "wie" habt Ihr ja schon Tipps bekommen; aber zu den Nachteilen wollte ich noch das eine oder andere anmerken (komisch eigentlich, dass dazu noch nichts kam).
Kennst Du das alte Sprichwort "Einen alten Baum verpflanzt man nicht"? Man sagt, die alten Bäume könnten in einer neuen Umgebung keine Wurzeln mehr schlagen und würden irgendwann verkümmern. Ob's stimmt? Das könnt Ihr nur selber beurteilen - wir kennen Euch nicht. Aber wenn ich mir mal meine Mutter vorstelle, die generell offen für Neues ist und mit Mitte 70 immer noch Weiterbildung betreibt und berufstätig ist, weil sie eben nicht "verkümmern" möchte, dann bin ich sicher, dass die binnen Monaten "eingehen" würde. Wir haben vor Jahren mal erwogen, das große Haus zu verkaufen und ihr ein kleines Reihenhäuschen zu kaufen; vorrangig aus ökonomischen Gründen. Was soll eine alleinstehende Person mit vier Schlafzimmern etc? Aber direkt in unserem Viertel und den direkten Nachbarvierteln haben wir nichts Passendes gefunden, und schon der Gedanke, zwei Dörfer weiter zu ziehen, erschien ihr komplett abwegig. Sie kennt in unserem Heimatdorf jede Seele, jeden Stein und jeden Busch, dort leben all ihre Freundinnen, da sind ihr Tennisclub und ihr Kirchenchor, dort kann sie alles zu Fuß oder mit dem Rad erreichen und es ist eben "Zuhause", wo jeder jeden kennt, wo die Nachbarn seit 30 Jahren dieselben sind, wo man weiß, dass jeder für den anderen da ist. Man hat eine gemeinsame "Vergangenheit". Das möchte sie nicht aufgeben, da wäre sie sturzunglücklich, wenn man ihr das nehmen würde und sie ganz von vorne anfangen müsste.
Nun wollt Ihr nicht nur ein paar Straßen weiterziehen (oder ans andere Ende der Stadt), sondern in ein anderes Land. Irgendwohin, wo Ihr vielleicht die Sprache nicht (fließend) sprecht, wo die Leute einen anderen Humor haben und über andere Witze lachen, wo andere Anspielungen gemacht werden, die "die Neuen" nicht raffen, weil sie aus einer anderen Kultur stammen, wo man ohne Auto (meist) aufgeschmissen ist und nicht mal eben schnell zu Fuß oder mitm Radel Besorgungen erledigen kann, wo Umweltschützer ausgelacht und Energiesparer als Spinner betrachtet werden, wo das Essen anders schmeckt und viele "gängige" deutsche Lebensmittel nicht überall erhältlich sind, wo Religiöses allgegenwärtig ist, Nacktheit bestraft wird, Nazis dank der Redefreiheit ihren Hass herausschreien können, wannimmer sie wollen, Kriminalitätsraten hoch sind und Klimabedingungen zum Teil extreme Ausprägungen haben, wo "selbstverständliche" Dinge wie eine günstige Krankenversicherung, ein dichtes soziales Netz, umfassende Haftpflichtversicherungen für Autofahrer nicht vorhanden sind und wo man keine Freunde hat. Und das ist wohl der wichtigste Punkt.
Gut, Eure Tochter lebt in den USA und die Enkel sind dort. Ersetzt das die lebenslangen Freundschaften, die Ihr vermutlich zurücklasst? Wollt Ihr Euch wirklich Eurer Tochter aufbürden? Ist Euch klar, dass Sprachschwierigkeiten eine wichtige Rolle spielen, wenn es um neue Freundschaften geht? Dass es generell schwierig ist, im Erwachsenenalter noch einmal ganz neue Freundschaften zu gründen und zu erhalten?
Ihr seid als Deutsche hier in den USA die Ausländer; die Leute mit dem komischen Akzent, die oft unfreundlich rüberkommen, weil sie die gängigen Flosekln nicht kennen. Hand aufs Herz: Wieviele ausländische Freunde habt Ihr in Eurem Freundeskreis in Deutschland? Wie offen seid Ihr den Einwanderern gegenüber, die neu ins Land kommen und die Sprache noch nicht (gut) sprechen können? Ladet Ihr die zu Euch ein? Seid Ihr da hilfsbereit und offen und geht auf diese Menschen zu? Versetzt Euch in die Lage der Ausländer in Deutschland: Das seid Ihr in den USA (abzüglich der sozialen Hilfsleistungen, die Deutschland bereitstellt...). Ist das die Vorstellung, die Ihr von Eurem künftigen Leben habt?
In den USA ist lange nicht alles Gold, was glänzt. Es gibt hier vieles in den USA, das schön ist, aber es gibt mindestens ebensovieles hier, das alles andere als schön ist, und damit meine ich nicht nur das absurde Gesundheitssystem.
Nehmt Euch erst einmal einige Monate Urlaub und macht einen ausgedehnten Besuch von drei bis sechs Monaten in den USA. Schaut Euch das Land mit den Augen potenzieller Einwanderer an, legt die Besucherbrille ab und schaut wirklich "hinter die Kulissen".
Und falls Ihr wirklich umsiedelt, würde ich dazu raten, dass Ihr nicht sofort Euer gesamtes Hab und Gut in Deutschland verkauft. Vermietet Euer Haus, lassdt Euch die Hintertür zur Rückkehr zumindest anfänglich offen.