1: What kind of situation made you leave your home country? How was your economical and personal position?
Meine finanzielle und private Situation war super. Habe in der mit Abstand tollsten Stadt Deutschlands gelebt (BerlinBerlin!), als Freiberuflerin sechsstellig verdient, hatte die Möglichkeit, gleichzeitig in verschiedenen Bereichen zu arbeiten, die mich sehr interessiert haben (Journalismus; PR- und Werbetext; Profisport), hatte einen stabilen Freundeskreis, war in viele Dinge, die mich interessierten, involviert. Allerdings habe ich in den beiden Jahren vor meiner Auswanderung auch gearbeitet wie ein Tier (nie unter 70, oft bis zu 100 Wochenstunden), was aber nicht ausbleibt, wenn man als Selbstständige/r erfolgreich sein und Altersrückstellungen bilden möchte. Und ich kenne Deutschland auch als Land voller netter und hilfsbereiter Leute - viele Auswanderer motzen ja gern über die angebliche Unfreundlichkeit dort, aber die Auffassung kann ich nicht teilen. Ich bin selber hilfsbereit und auch mir wurde immer geholfen, wenn es nötig war. Auch von Wildfremden.
Es gab in meinem Leben in Deutschland eigentlich nichts, das mich wirklich bewogen hat, Deutschland zu verlassen. Mir ging's saugut dort. Das Land ist an meiner Auswanderung vollkommen unschuldig.
Ausgewandert bin ich, weil ich die Option hatte. So einfach ist das. Die USA sind meine zweite Auslandsstation; ich hatte zuvor schon mal aus beruflichen Gründen nach Frankreich gewechselt. War auch schön. Die USA deswegen, weil ich seit Mitte/Ende der 90er meinen inhaltlichen Arbeitsschwerpunkt auf US-Themen hatte und jedes Jahr x-mal in die USA gereist bin. Außerdem ist mein Lebensgefährte Amerikaner und räumlich nicht so flexibel wie ich. Irgendwann ging mir einfach die Fliegerei auf den Geist, und als ich dann dank Greencardlotterie die Möglichkeit hatte, in die USA umzusiedeln, habe ich das gemacht. Ich war in Deutschland allerdings glücklich und zufrieden und bin kein "Deutschlandflüchtling". Ich denke auch, dass irgendwann mal wieder zumindest in der EU leben werde. Die Vorstellung, in den USA alt zu sein, erschreckt mich. Und der politische Rechtsruck erschreckt mich noch viel mehr.
2: Why did you choose to move to the United States? Why didn't you choose another country?
s.o. - berufliche Gründe und US-Lebensgefährte. Ohne diese beiden Gründe wäre ich nicht in die USA umgezogen. Die USA sind im Vergleich zu Deutschland und anderen europäischen Staaten in vielerlei Hinsicht derart rückständig, dass mir der Gedanke, mich hier dauerhaft niederzulassen, ohne diese beiden Gründe wohl nie gekommen wäre.
3: What was the situation like, when you arrived in the US? Was it easy or very hard to build a new existence?
Ich hatte zwei meiner drei Hauptkunden nach der Umsiedlung in die USA behalten. Die "neue Existenz" war also im Prinzip die alte Existenz. Der Wegfall des dritten Hauptkunden war unschön, das wusste ich aber vorher, denn die wollten auf jeden Fall jemanden, der regelmäßig zu ihnen in die Agentur kommt und von dort aus arbeitet, und das ging ja dann nicht mehr. Inzwischen hat mein Kundenportfolio sich gewandelt, aber mein Auftragsschwerpunkt sind weiterhin Kunden von "drüben".
Da ich jahrelang regelmäßig in die USA gependelt war, hatte ich hier schon seit Jahren gute Freunde; das erleichterte auch das "private" Einleben. Neue Freunde habe ich darüberhinaus recht schnell über gemeinsame Interessen gefunden, etwa beim "Volunteering" im Tierheim und am Theater.
4: What did you hope would happen/be when you moved to the US? What kind of dreams did you have? Which dreams turned out to be true, which dreams weren't fullfilled?
Ich hatte keine Träume, ich glaube, dem Träumeralter entwächst man auch irgendwann. Meine Auswanderung war über viele Jahre vorbereitet worden, da wusste ich vorher mehr oder weniger, was mich erwartet. Ein Wunsch war es, weniger zu arbeiten, und seit ich hier bin, arbeite ich nur noch 50 bis 60 Stunden/Woche, das hat sich also erfüllt. Aber das hätte ich auch in Berlin schon so haben können.
Mein "Traum" hier wäre es, meine kleine Stadt in einer Radfahrermetropole zu verwandeln, und ich "missioniere" sie langsam, aber sicher.
Ungefähr zehn Leute in meinem Freundes- und Bekanntenkreis habe ich bislang aufs
gebracht, und da werden sicher noch einige folgen. Außerdem engagiere ich mich in einer neuen Fahrrad-Coop. Mal sehen, wohin das führt.
Ein anderer "Traum" wäre es, mal einige vernünftige Buslinien eingerichtet zu wissen. Es ist beispielsweise unmöglich, von St. Petersburg aus mit dem Bus direkt nach Tampa oder Clearwater zu gelangen. Von Sarasota ganz zu schweigen. Sowas ist für mich ein Unding, vor allem, weil es - wie so viele Dinge in diesem Land - zu Lasten der Armen und Schwachen geht. Wer von St. Pete aus nach Clearwater oder Tampa mit dem Auto fährt, braucht 15 bis 20 Minuten maximal. Mit dem Rad brauche ich dafür ca. eineinhalb Stunden. Mit dem Bus: locker zweieinhalb Stunden mit drei Mal umsteigen - und die Busse kommen beileibe nicht immer pünktlich. Manchmal kommen sie auch gar nicht. Sowas ist doch absurd.
Aber in Bezug auf mein persönliches Leben bin ich ohne Traumfirlefanz hergekommen. Ich glaube auch nicht, dass Träume gute Auswanderungsberater sind.