My life in the US - von Anja

Admin

Administrator
Teammitglied
Administrator
anjaxxo

am 30.10.2013 um 15:28 (1223 Hits)

Ich habe mir mal die Zeit genommen, meine eigenen Blog-Eintraege noch einmal ganz durchzulesen, und es ist unglaublich, wie ich immer versucht habe, das Positive aus allem herauszuziehen und das Beste aus der Situation zu machen.
Dennoch sieht man, wie die Stimmung bei jedem Blog-Eintrag immer ein wenig schlechter wird. Und ich ertappe mich auch dabei, nicht mehr so viel zu lachen und froehlich zu sein.
Ich glaube, meine ganze Persoenlichkeit faengt an, sich zu veraendern und ich habe das Gefuehl, das das einfach so nicht sein darf.

Der Gedanke, wieder nach Deutschland zu gehen, kommt immer oefter. Im Kopf erwaegt man das fuer und wieder und sammelt Gruende zu bleiben oder Gruende zu gehen.
Mein Kopfkino malt sich immer mehr aus, wie es waere, wieder in Deutschland zu leben und mein altes Leben zurueck zu haben.
Am Anfang habe ich auch immer davon getraeumt, dass mein Mann mitkommen wuerde, inzwischen weiss ich gar nicht mehr so genau, ob ich das ueberhaupt will.
Wir sind so unterschiedlich und haben so unterschiedliche Meinungen zu fast allen Dingen, unglaublich, dass ich das vorher nicht gemerkt habe.

Und ich weiss auch nicht, ob es gut fuer ihn ist, ihn zu veraendern. Man will das doch selbst fuer sich selbst auch nicht. Klar, man lernt Dinge, das hoert niemals auf im Leben. Ich habe auch viel gelernt, aber man moechte doch sich selbst treu bleiben.
So wenig wie ich (finanziell) in den Tag rein Leben kann, kann Greg anfangen vorzusorgen und sich Gedanken um alles zu machen. Er hat immer schon nach dem Motto gelebt "wird schon werden" und dies nach 53 Jahren zu aendern ist absolut unmoeglich. Und es wuerde ja auch die Person Greg veraendern, in die ich mich verliebt habe.

Wenn man aber feststellt, dass die Lebensweisen so unterschiedlich sind, dass es einfach nicht passt, dann sollte man wohl die Konsequenzen daraus ziehen.

Ich habe auch in den letzten paar Monaten einige Dinge erfahren, die ich einfach nicht wusste und die mich sehr schockiert haben.
Zum Beispiel wurde Greg gar nicht arbeitslos, wie ich in irgendeinem Blog-Eintrag geschrieben habe. Die Situation war ganz anders.

Er hatte schon lange fuer die Firma gearbeitet, er wurde immer zu verschiedenen Painting-Jobs geschickt, die mal in Rochester, mal in Victor, mal in Binghampton etc. waren.
Greg mag nicht gerne viel und lange fahren. Einer seiner Jobs war in einem College, das ca. 1.5 Stunden mit dem Auto von uns entfernt war. Er hat dort jeden Tag 10 Stunden gearbeitet, damit der nicht 5 mal in der Woche dorthin fahren muss. Das sind lange Tage und das kann ich gut verstehen, dass das sehr nervig ist.
Als ich Stewardess war habe ich auch oft so lange Tage gearbeitet. Ich weiss also, wovon ich spreche.

Nun hatte man kurz vor Weihnachten zu ihm gesagt, dass er wieder in dem College arbeiten soll, das war das einzige, was man fuer ihn hatte im Winter.
Und was macht mein Mann? Er sagt, dass er den Job nicht machen will, denn er haette schliesslich Familie und so oft und lange von zu Hause weg sein, wollte er nicht, und seine Firma hat dann gesagt, gut, dann bist du eben fuer einige Zeit arbeitslos.

Greg hat also Arbeitslosengeld beantragt und zunaechst auch bekommen, aber dann hat seine Firma gesagt, noe, das war nicht "lack of work" sondern seine eigene Entscheidung, dass er den Job nicht angenommen hat und somit war er dann auch nicht berechtigt Arbeitslosengeld zu bekommen.
Dies hat er mir aber alles nicht erzaehlt. Er hat sich dann mit seiner Firma (fuer die er 8 Jahre lang gearbeitet hat) ueberworfen und daraufhin gesagt, er kommt nicht wieder und in meiner Firma angefangen zu arbeiten.
Mir hat er erzaehlt, es wuerde ihn nerven, dass seine Firma ihn immer im Winter "entlassen" wuerde fuer ein paar Wochen und er etwas suchen wuerde, was mehr "steady" waere.

Das Arbeitslosengeld, das er erhalten hat, muss er natuerlich zurueckzahlen. Auch das hat er mir nicht erzaehlt, erst, als ich mich gewundert habe, warum er kein Geld bekommen hat, fuer die Zeit als er kuerzlich arbeitslos war (es wurde zwar bewilligt, aber nicht ausgezahlt, weil er ja noch Schulden bei denen hat).

Und wenn ich dann frage, warum er mich angelogen hat, dann sagt er einfach: Ich hab dich nicht angelogen. Ich hab es dir einfach nicht erzaehlt. Ich wollte dich nicht beunruhigen, du machst dir immer gleich ueber alles so viele Sorgen.

Und auf der anderen Seite sagt er immer, dass Entscheidungen in einer Ehe zusammen getroffen werden muessen (das gilt aber wohl nur fuer mich, sich selbst klammert er da aus).

Dies alles zeigt mir, dass seine Einstellung zur Arbeit und zum Leben und zur Familie einfach grundsaetzlich entgegengesetzt ist zu meiner Einstellung.
Ich bin auch ein Familienmensch, meine Familie ist mir auch wichtig, aber in erster Linie muss man dafuer sorgen, dass die Familie finanziell existieren kann. Wenn man mit seinem Job nicht zufrieden ist, dann sucht man sich einen anderen, aber.....man kuendigt doch nicht, bevor man was anderes hat!

Und dann so Kleinigkeiten, wie zum Beispiel vorgestern, da habe ich seine Stundenkarte eingescannt und an seine Firma geschickt und gesehen, dass er angeblich Freitag bis 3 Uhr gearbeitet hat, aber er war schon um viertel vor 2 zu Hause und hat eine Fahrtzeit von einer halben Stunde.
Ich habe ihn dann darauf aufmerksam gemacht, da sagt er nur: But we busted our asses, noboby works as fast as we do. Ahso, du gibst also dein Bestes bei der Arbeit und gehst dafuer frueher? Ich dachte, man wird dafuer bezahlt, dass man sein Bestes gibt.
Ich meine, wenn sowas rauskommt, dann ist man doch seinen Job wieder los. Und dann ist wahrscheinlich wieder die Firma Schuld, weil sie so kleinlich sind und seine Arbeit nicht wirklich anerkennen. Und wenn ich dann meine Zweifel aeussere, dann heisst es, ich habe keine Ahnung vom painting business und er arbeitet schliesslich schon sein ganzes Leben und hat das immer so gemacht.

Das sind so Situationen, wo ich am liebsten alles stehen und liegen lassen wuerde.

Dieses Jahr Weihnachten geht's nach Deutschland, ich werde die ganzen Weihnachtsferien meiner Tochter mit ihr und dem Rest meiner deutschen Familie verbringen. Und ich freue mich schon wie wahnsinnig.
Ich habe vor, mit meiner Schwester und meiner Mutter ueber meine Situation hier zu sprechen. Und auch die Meinung meiner beste Freundin Kathy wuerde ich gerne hoeren.
Im Grunde weiss ich aber schon, was ich will.

Im naechsten Sommer ist meine Tochter mit der Schule fertig, dann war's das mit dem behueteten Internatsleben und es geht raus in die weite Welt, wahrscheinlich zunaechst mal nach Berlin. Ich glaube, ich moechte dann gerne vor Ort in Deutschland sein, damit sie eine Anlaufstelle hat, wenn alles schief geht und sie ein zu Hause braucht.
Mein Job in der Klinik wuerde auch wieder ab August auf mich warten, wenn ich den Sonderurlaub nicht verlaengere.

Ob ich mir eine weitere Beziehung mit Greg vorstellen kann, weiss ich nicht. Ich bin einfach von seinem Verhalten sehr enttaeuscht, und er kann sich nicht vorstellen in Deutschland zu leben oder wieder eine Fernbeziehung zu haben, und ich mag einfach nicht mehr so wirklich in Amerika bleiben. Sieht so aus, als waeren die Fronten geklaert.
Aber Greg ist schon so manches Mal von seiner Meinung abgewichen, wenn er Angst hatte, mich zu verlieren.

Man sieht also, auch hier in Amerika gibt es Alltagssorgen, Streit mit dem Ehepartner, das Gras ist nicht gruener hier.

Wenn ich mich manchmal im Internet durch die Auswandererforen lese, dann merke ich eins: die Menschen, die alleine nach Amerika gehen oder mit ihrem deutschen Partner, treffen es oft besser an, als die, die zu einem amerikanischen Partner auswandern.
Das mag an verschiedenen Dingen liegen, man hat einfach nicht die Chance auf Probe zu leben und den Partner wirklich kennenzulernen. Auch wenn man oft vorher da war, es ist eben doch nur Urlaub und vieles wird einem erst klar, wenn man zusammen lebt.

Die kulturellen Unterschiede sind groesser als man denkt. Wandert man mit seinem deutschen Partner aus, dann hat man dieses Problem nicht. Man sieht zwar, was die anderen Leute so machen, aber zu Hause lebt man sein eigenes Leben, so wie man das will.
Und die Menschen, die nicht wegen ihres Partners in die USA gehen, haben sich das Land ja speziell ausgesucht. Ich fand die USA als Urlaubsland immer toll, habe mir aber nie wirklich gewuenscht, hier zu leben. Und ich fand es auch nie so toll, dass ich jedes Jahr dorthin musste, es gibt ja noch so viele andere tolle Laender auf der Welt.

Ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten, wie es weitergeht.

:brd oder :usa , das ist hier die Frage.......
 

Admin

Administrator
Teammitglied
Administrator
am 16.12.2013 um 18:00 (1037 Hits)

Tja, die letzten Blogs waren wohl immer sehr negativ, daher wird dies hier ein positiver, nur damit man nicht denkt, dass alles hier :scheisse ist.

Am Freitag abend hatten wir Weihnachtsfeier von der Firma, und wie ich ja schon im "es geht mir gut" Fred geschrieben habe, bin ich employee of the year geworden.
Das war toll, aber was ich noch viel toller fand war, dass fast alle Mitarbeiter auf mich zugekommen sind, mir gratuliert haben und sich mit mir gefreut haben. Fast alle haben mir gesagt, was sie an meiner Arbeit und an mir gut finden. Und das klang alles andere als das uebliche nette oberflaechliche Gerede, das war wirklich ehrlich gemeint. Ich denke, ich kann das inzwischen ganz gut unterscheiden.
Was ich damit sagen will, mir faellt auf, dass der Neid hier weniger ausgepraegt zu sein scheint, als in Deutschland. Ich will das hier nicht verallgemeinern, aber ich kann mir vorstellen, dass in unserer Klinik viele insgeheim gedacht haetten: Wieso denn die? Ich haette das viel mehr verdient. Oder man wuerde tuscheln, warum gerade die das bekommen hat. Sicherlich haette sich hier auch jeder selbst fuer sich gefreut, aber die Mitfreude war so nett und tat so gut, so dass man gar kein unangenehmes Gefuehl haben musste, sondern sich selbst auch richtig freuen konnte.

Etwas anderes positives ist, wie man hier mit alten Menschen oder Behinderten umgeht. Sie werden sehr umsorgt, respektiert, fast schon hofiert. Ich finde das sehr schoen. In Deutschland hatte ich oft das Gefuehl, dass alte Menschen oder Behinderte oft (bildlich natuerlich) in die Ecke gestellt werden und eher laestig sind.
Hier sind sie bestimmt nicht weniger Arbeit, aber man laesst es sie nicht so spueren.

Was mir auch auffaellt ist die Beteiligung der Eltern an schulischen Aktivitaeten. Ob es Konzerte sind, Sportveranstaltungen etc. die Aulas und Sportplaetze sind immer gut gefuellt, bei Elternabenden kommen fast alle Eltern (in Deutschland haben wir manchmal bei einer Klasse von 33 Schuelern mit 11 Leuten da gesessen) und oft kommen auch Vater und Mutter (in Deutchland waren es meistens Muetter und nur vereinzelt Vaeter). Da platzt auch schon mal ein Klassenraum aus allen Naehten.

Natuerlich ist das auch wieder nur ein persoenlicher Eindruck und nur hier fuer den Staat, die Stadt in der ich lebe, aber ich habe es auch schon oft von anderen Auswanderern in allen Teilen Amerikas gehoert, dass sie den gleichen Eindruck hatten.

Und ich wollte es auch einmal herausstellen, denn in Amerika ist nicht alles schlechter, wie man vielleicht aus meinen vorigen Blogeintraegen vermuten koennte, vieles ist besser, vieles ist schlechter, manches ist gleich gut.

Es stellt sich eben einfach die Frage, was einem im Leben wichtig ist und in welchem Land man dies dann eher findet.
Vieles, das ich negativ sehe, hat sicherlich mit meinem Allgemeinzustand zu tun, meinem Heinweh, der Sehnsucht nach meiner Tochter und den ganzen Problemen, die ich mit meinem Mann habe.
Sicherlich ist vieles unserer Probleme mit kulturellen Unterschieden zu erklaeren, vieles aber auch nicht.

Jetzt geht es erst einmal nach Deutschland in 3! Tagen und dann werde ich meine Situation mal genau ueberdenken, ein bisschen mit meinen Freundinnen und meiner Familie quatschen und dann sehe ich weiter.

Euch allen schoene Weihnachten und einen guten Rutsch!
 

Admin

Administrator
Teammitglied
Administrator
am 20.02.2014 um 17:37 (1294 Hits)

Gestern war das Interview fuer mein RoC (Removal of Condition) und ich denke es lief ganz gut, jedenfalls hat die Dame gesagt, es saehe alles gut aus und sie wuesste im Moment keinen Grund, warum es abgelehnt werden wuerde.
Dennoch wuerde sie sich noch einmal alle Unterlagen angucken und dann in 1 oder 2 Tagen, die wahrscheinlich positive Entscheidung treffen.
Ich habe das alles sehr entspannt verfolgt, denn wenn es abgelehnt worden waere, haette es mich nicht wirklich treffen koennen, denn meine Entscheidung steht inzwischen, dass ich gerne wieder nach Deutschland moechte.

Ueber die Gruende bin ich mir heute so richtig klargeworden, als ich mit meiner Kollegin und Freundin Laura ueber meine Gefuehle zurzeit gesprochen habe.
Ich habe ihr naemlich gesagt, dass ich gerne auf einen Zeitpunkt warten wuerde, bei dem gerade alles in Butter ist, Rechnungen alle bezahlt, Greg hat einen Job und ich kann dann sagen, von hier an musst du es jetzt alleine schaffen.
Und Laura sagte: Und was, wenn der Zeitpunkt nie kommt? Was wenn er wieder einen Herzinfarkt bekommt, oder wieder seinen Job verliert, 1 Woche nachdem du mit ihm geredet hast?

Es gibt wohl keinen guten Zeitpunkt dafuer. Ich sagte dann, ich wuerde halt nicht gerne, wie die Ratte das sinkende Schiff verlassen, sondern gerne wissen, dass er zumindest die Chance haette, jetzt klarzukommen.
Wir sprachen dann ueber die Gruende, warum ich denn eigentlich gehen moechte.
Ich finde gar keine richtigen Gemeinsamkeiten mehr, ich mag seinen Freundeskreis nicht, ich verstehe seine Kindererziehung nicht, er versteht mein Umweltbewusstsein nicht.... Ich denke das waeren alles Gruende, da koennte ich vielleicht sogar mit leben, man koennte Kompromisse machen und unsere Beziehung retten.

Aber der Hauptgrund, warum ich gehen will ist eigentlich, dass er mich von Anfang an ueber seine Situation nicht informiert hat. Als ich dann hierherkam, habe ich ein Chaos vorgefunden, vor allem finanziell.

Ich habe mir alle Muehe gegeben, das zu retten. Ich hab nicht gleich das Handtuch geworfen, denn ich habe ihm geglaubt, dass dies alles durch eine Verkettung von bloeden Umstaenden entstanden ist. Ich habe die Sorge ueber die Finanzen uebernommen, geplant, eingeteilt, Ratschlaege gegeben und ihm gesagt, dass er nun endlich reinen Tisch machen muss, damit er einen neuen Anfang ohne Schulden mit mir starten kann.
Das hat auch geklappt. Wir stehen finanziell jetzt wesentlich besser da. Die Rechnungen werden bezahlt, es wird Geld zurueckgelegt und so weiter.

Wir krabbeln uns immer wieder hoch, koennen immer alle Arztrechnungen, Autoreparaturen etc. zahlen, und dann kommt das naechste, wieder der Job weg, wieder ein Herzinfarkt, wieder dies und das.
Das Problem ist, dass die Jobs immer wieder weg sein werden, denn er hat seine Einstellung zur Arbeit nicht ueberdacht und geaendert.
Und jetzt mit ueber 50 wird er das auch nicht mehr tun.
Ebenso hat er seine Einstellung zu seiner Gesundheit nicht geaendert, er knechtet immer noch wie bloed an "side-jobs" statt sich vernuenftig auf den einen Job zu konzentrieren, fuer den er einen paycheck bekommt und Steuern bezahlt. Es zaehlt das cash in der Tasche, wie bei so vielen Amerikanern.

Ich wollte immer ein einigermassen sorgenfreies Leben fuehren, ueber die Runden kommen, einmal im Jahr in Urlaub fahren und mir keine Gedanken machen muessen, ob ich mir Bio-Lebensmittel leisten kann oder nicht.
Jetzt haenge ich hier in Canandaigua, hab 4 Tage Urlaub im Jahr, fahre trotzdem zweimal im Jahr nach Deutschland um meine Familie zu sehen, was megastressig ist und sauteuer, weil ich ja noch neben den Kosten dazu, nicht weiterbezahlt werde.

Nix mit mal faul am Strand liegen fuer 2 Wochen oder ein schoenes Hotelzimmer haben, was fuer einen geputzt wird, nix mit andere Laender sehen und neue Kulturen entdecken.

Das klingt jetzt alles sehr materiell, aber mir ist Geld eigentlich nicht wirklich wichtig, ich brauche auch nicht viel. Ich kaufe im thriftstore, ich gucke nach Angeboten, ich lege mir gerne selbst einen Gemuesegarten an, ich brauche keinen teuren Schmuck oder Luxus. Aber ich haette gerne ein normales Leben, und das werde ich mit Greg nie fuehren koennen, denn wo andere Wege suchen, sucht er Entschuldigungen. Er ist immer auf der Schattenseite des Lebens, weil er das so entschieden hat.
Es sind immer die anderen an seinem Unglueck Schuld.
Mit so einem Menschen kann und will ich einfach nicht mehr leben.

Mir ist inzwischen klar, wie er in diese Situation hereingeraten ist und ich weiss auch, dass er immer wieder genauso handeln. wuerde.

Und bis meine Tochter ihre Ausbildung in trockenen Tuechern hat, habe ich auch eine Verantwortung fuer sie und moechte nicht irgendwann sagen muessen, ich kann dich ab hier leider nicht mehr unterstuetzen, du musst das jetzt ganz alleine schaffen. Ich will das nicht! Ich habe mir vorgenommen, dass sie ihre Ausbildung sorgenfrei beenden kann und dann auf eigenen Beinen stehen wird, aber nicht vorher.

Fuer mich sehe ich auch keinen einzigen Grund, warum ich in Amerika bleiben moechte. Das Land hat seine Reize hier und da, schoene Landschaften, nette Menschen.
Aber auch Menschen mit unglaublichen, vorsintflutlichen Ansichten, ein sehr korruptes politisches System, mit dem ich gar nicht klar komme und einen Witz an Urlaubstagen und Krankheitstagen und ein voellig desolates Gesundheitssystem (ich meine jetzt nicht die Versorgung an sich, aber die voellig ueberhoehten Preise zum Beispiel).
Alles in allem gibt es hier vom Freizeitwert nicht wirklich das, was ich anstrebe. Keine Frage, ich arbeite sehr gerne, aber ab und zu kehre ich meiner Firma auch gerne mal den Ruecken zu, atme auf und sehe was anderes, damit ich dann wieder bereit bin fuer neue Taten.

Hier kann man ja hoechstens mal 3 Stunden zum naechsten Freizeitpark uebers Wochenende fahren. Richtig Urlaub machen ist mehr was fuer richtig reiche Menschen. Daher ist die Reisebranche hier auch nicht so vertreten, wie zum Beispiel in Deutschland.

Nun habe ich mir eine Frist gesetzt. Ich hoffe, dass Greg einen Job findet in naechster Zeit, aber wenn es einfach nicht besser wird, dann werde ich trotzdem das Gespraech spaetestens Ende April suchen und ihm erklaeren, dass ich hier fuer mich keine Zukunft sehen.
Sollten wir wieder Erwarten einen richtig guten Aufwind haben, dann werde ich frueher mit ihm reden.

Bis dahin hoffe ich, meine Green Card in der Tasche zu haben, damit ich hier weiter leben und arbeiten kann, bis ich meinen Job in Deutschland wieder aufnehmen kann (spaetestens im August diesen Jahres).

Und dann werde ich mit Freuden die gruene Karte nach Frankfurt zur Botschaft bringen. Ich werde nicht mal im Traum dran denken, eine reentry permit zu beantragen. Denn in den USA werde ich nie mehr leben, hoechstens noch einmal Urlaub machen.
:winke
LG Anja
 

Admin

Administrator
Teammitglied
Administrator
am 20.05.2014 um 14:42 (1258 Hits)

Tja, mein Leben hier naehert sich so langsam dem Ende zu. In 38 Tagen geht der Flieger zurueck nach Deutschland, diesmal one way.

Greg und ich haben uns nun geeinigt, dass wir unsere Ehe nicht beenden wollen, sondern es erst einmal wieder mit long-distance versuchen. Es sind eben doch noch Gefuehle da und man will ja eine Ehe nicht so einfach aufgeben.

Wir werden aber diese Woche einen legal separation Vertrag aufsetzen (dies ist allein mein Wunsch, um mich finanziell abzusichern und nicht fuer eventuelle zukuenftige Schulden aufzukommen). Damit war er auch sofort einverstanden.

In Deutschland ist schon fast alles geregelt.
Am 28.6. lande ich in Duesseldorf und lerne dann endlich meine gute Freundin Ezri kennen, die ich noch nie persoenlich kennengelernt habe, die mich aber ueber Jahre jetzt durch dick und duenn begleitet hat und wie auch noch einige andere hier im Forum, mir sehr ans Herz gewachsen ist.

Dann geht es zu meiner Schwester und ihren Kids, dort bleibe ich eine Woche, sehe einige Freunde und natuerlich auch meine Mutter. Meine Schwester und ich fahren dann Sonntag auf meine heissgeliebte Insel und bringen schon mal meine ganzen Brocken in mein Apartment :hurra Dort bleiben wir dann bis Donnerstag und dann fahren wir zur Nordseekueste zur Schule meiner Tochter, denn am Freitag ist ihr grosser Tag, Zeugnisuebergabe, Abifeier und Abiball.
Am naechsten Tag muss sie gleich ihr Zimmer um 10 Uhr geraeumt haben, und dann ziehen wir ihre Sachen um nach Berlin.
Dort treffe ich mich dann auch auf einen Kaffee mit AllyKay, darauf freue ich mich auch schon riesig!

Wenn dann alles eingeraeumt ist (in die Wohnung, die meine Tochter noch gar nicht hat :hmm) dann geht es wieder in meine Heimatstadt, fuer mindestens eine Woche. Dort ueberlege ich dann, ob ich mir ein Auto kaufe oder nicht und dann geht es auf meine Insel.

Am 1.8. fange ich dann wieder in der Klinik in meinem alten Job an.:wohoo Und so wie es aussieht, ebenfalls meinen Nebenjob bei LIDL.

Fazit ueber meinen Aufenthalt hier: Es ist ein wunderschoenes Fleckchen Erde. Man kann hier wunderbar leben. Wenn ich nicht so viel Heimweh gehabt haette, dann haetten wir wahrscheinlich irgendwann ein kleines Haeuschen gekauft, denn kaufen ist hier wesentlich billiger als mieten (was wahrscheinlich der Grund fuer die vielen Schulden der Amerikaner ist). Gestern habe ich gelesen dass der durchschnittliche Amerikaner credit card debts in Hoehe von 15,000 Dollar hat. Das ist schon enorm.

Die Amerikaner, die ich hier kennengelernt habe, haben mich in der Regel sehr nett aufgenommen, waren sehr freundlich und hilfreich. Aber ich habe auch eine andere Seite kennengelernt. Ich halte ja mit meiner politischen Meinung nicht hinter dem Berg und aeussere mich auch zu den (fuer mich) unglaublichen Waffengesetzen hier.
Da habe ich dann schon mal gehoert: Wenn es dir hier nicht gefaellt, dann geh doch einfach wieder in dein Land zurueck.

Ein Spruch, der unglaublich weh tut, wenn man ihn zu hoeren kriegt, vor allem wenn man eh schon Heimweh hat und mit seiner Situation nicht so sehr zufrieden. Ich denke, wenn ich soetwas zukuenftig in Deutschland hoere, dann werde ich mich noch mehr darueber aufregen als vorher schon.
Nur weil man in einem Land nicht geboren ist, darf man trotzdem eine politische Meinung haben und sich auch dazu aeussern. Wie traurig waere es, wenn dies nur den "Eingeborenen" vorbehalten waere.
Es ist ja nicht alles schlecht, nur weil es nicht amerikanisch oder nicht deutsch ist.

Ein bisschen mehr Umweltschutz wuerde den Amerikanern zum Beispiel sehr gut tun, etwas, was mich hier immer aufregt. Erst am Samstag waren wir in einem sehr schoenen Restaurant essen. Unser Wasser und Ginger Ale kamen im Plastikbecher. Sowas verstehe ich einfach nicht.

Ich denke aber, dass man hier sehr wohl gluecklich sein kann. Ich habe es ja eigentlich auch "geschafft", einen guten Job gefunden, meinen credit score langsam aufgebaut, wenn Greg jetzt noch einen sicheren Job gefunden haette, haette man wirklich schon ueber ein Haeuschen nachdenken koennen. Dann haette man sich selbst einrichten koennen, sich mit Sachen umgeben koennen, die man mag und liebt. Da waere der Wohlfuehlfaktor doch schon ganz anders gewesen, als in einem Haus, das vollgestopft ist mit Junk und Erinnerungen eines alten Mannes.

Aber es hat ja auch in der Ehe leider nicht so gestimmt. Die Fronten sind jetzt geklaert, ich habe ihm gesagt, was sich aendern muss. Vor allem fehlt mir die Lebensfreude.
Greg und seine Tochter sind bei allem immer gleich eingeschnappt und beleidigt, geht es mal nicht so, wie sie sich das vorgestellt haben, dann ist die Laune gleich im Keller und man kriegt sie da auch sehr schlecht wieder hoch. Seine Tochter haengt den ganzen Tag in ihrem Zimmer vorm Computer und wir sind dadurch ans Haus gefesselt am Wochenende. Jedes Wochenende ist irgendein Drama, fuer mich voellig untragbar. Ich komme aus einer sehr harmonischen Familie, klar, Zoff gab es auch schon mal, aber davon haben wir uns nicht runterziehen lassen.

Wenn ich nicht selbst Radtouren mache, mal zum See fahre oder die beiden ueberrede, mal ein Musical oder eine High School Auffuehrung zu besuchen, passiert gar nichts am Wochenende.

Gegessen wird nur junk, zumindest meine Stieftochter, was auch immer ich an Gemuese koche, wird strikt verweigert, Pizza, Chicken Nuggets, French Fries, Donuts, Croissants, Tuna Fish Sandwiches (Dose Thunfisch mit Miracel Whip verquirlt auf Weissbrot), Chips und ice cream ist alles was sie isst. Wundern sich aber, dass sie mit 12 Jahren schon einen erhoehten Cholesterinspiegel hat. :wohoo

Und natuerlich die leidigen Finanzen. Greg hat jetzt ein eigenes Konto, eine eigene Kreditkarte und versucht immer noch, einen festen Job zu bekommen, der ihm auch ein bisschen Sicherheit bietet. Bis jetzt klappt das mit Rechnungen bezahlen ganz gut, mal sehen, ob es auch so bleibt. Sein Schulden sind jetzt auf 0, und das in 3 Jahren. Ihr duerft mich Anja Zwegat nennen (ich bin unglaublich stolz darauf).

Mal sehen, wie es jetzt weitergeht. Ich bin erst einmal froh, bald wieder auf meiner Insel zu sein, meine Tochter oefters zu sehen und zu versuchen, langsam wieder das aufzubauen, was Greg und ich mal hatten, bevor ich hierhergekommen bin.
Ich habe ihm schon gesagt, wenn er mir am Telefon immer vorjammert wie schlimm alles ist, dann werde ich wohl kaum Lust haben, anzurufen. Genauso wird es bei meinen Besuchen sein.

Ich moechte mich wieder darauf freuen koennen, Zeit mit ihm zu verbringen. Mal gucken, ob das klappt.

Ich habe ihm gesagt, dass es seine Entscheidung ist, ob er Erfolg hat oder nicht, ob er Glueck hat oder nicht. Die Entscheidung trifft man jeden Tag aufs neue. Und diese Entscheidung kann auch kein anderer fuer ihn treffen. Man muss in sich selbst gluecklich werden, bevor man Glueck weitergeben kann. Daran glaube ich ganz fest (das Wort zum Sonntag.... :) )

So, nun muss ich mal wieder arbeiten. :winke
 

Admin

Administrator
Teammitglied
Administrator
Mein letzter Blog-Eintrag war von Mai 2014....schon wieder ueber 2 Jahre her. Unglaublich, wie die Zeit vergeht.
Eigentlich darf ich meinen Blog gar nicht mehr so nennen, denn mein life spielt sich nun doch mehr in Deutschland ab als in den USA, aber ich bleibe erst einmal dabei.

Viel hat sich getan.
Wie schon im Blog beschrieben, ging es wieder zurueck auf die Insel und meine Tochter ist nach Berlin gezogen. Ich habe dann angefangen, Bewerbungen zu schreiben, um auch nach Berlin zu ziehen und nach etwas mehr als einem Jahr hat es dann auch geklappt.
Ich habe mir hier eine kleine Wohnung genommen und nun kann ich mein Toechterchen wann immer uns danach ist, zum Tee treffen, ins Kino gehen, kochen etc. pp. Einfach herrlich :hurra

Mit Greg habe ich weiter Kontakt gehalten. Wir haben mindestens einmal pro Woche telefoniert und ich bin auch im Januar 2015 wieder hingeflogen, um ihn zu besuchen.
Bei der Gelegenheit habe ich dann auch meine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen sowie Chefin und Chef besucht. Da wurde mir dann Leid geklagt, mein Nachfolger und Nachfolgerinnen (nach einem halben Jahr war die vierte Nachfolge besetzt) wuerden den Job nicht richtig machen, alle wollten mich wiederhaben. Staendig wuerden Sachen fehlen oder viel zu viel da sein. Naja, mein Chef hatte dann die Idee, ob ich nicht von Deutschland aus remotely den Einkauf machen koennte, falls Nummer 4 auch so grottenschlecht waere, zumindest bis ein adaequater Ersatz gefunden wuerde. Da habe ich natuerlich gesagt, dass ich mir das sehr gut vorstellen kann.

Ich bin dann erst einmal wieder nach Hause geflogen, und es kam wie es kommen musste, die Dame hat auch wieder danebengehauen und musste gehen.
Seitdem arbeite ich ca. 10 Stunden die Woche gemuetlich von der Couch aus, neben meinem eigentlichen Job bei der DRV Bund. Und wenn ich rueberfliege, arbeite ich Vollzeit und zahle so die vielen Fluege. Mit Greg verstehe ich mich im Moment wunderbar, als Freunde. Wir telefonieren wieder fast taeglich, aber nicht mehr so gezwungen als muss wie frueher, sondern eher aus Lust und Laune.
Wenn ich da bin, wohne ich auch dort, da hatte ich am Anfang sehr Bedenken und mir bei Airbnb immer eine Notfallherberge gebucht, aber es klappte immer sehr gut, so dass ich das jetzt nicht mehr brauche, ich hab mein eigenes Zimmer im Haus und trotzdem lebt man mit der Familie und nimmt am Alltagsleben teil. Greg und ich unternehmen auch immer noch viel miteinander, essen gehen, Kino Konzerte und koennen inzwischen viel besser miteinander reden als frueher.
Wir beide glauben aber nicht, dass wir noch einmal zusammenkommen koennten. Dazu ist einfach zu viel passiert, zu viel Vertrauen verloren gegangen. Aber so ist es wirklich nett. Und im Sommer kommen Greg und Alex mal wieder nach Deutschland, um mich zu besuchen.

Mein Chef bedraengt mich allerdings jedes Mal wenn ich da bin, doch ganz zurueckzukommen und hat mir jetzt ein Angebot gemacht, dass sehr schwer auszuschlagen ist. Aber Geld ist ja nicht alles und ich bin einfach so froh, wieder bei meiner Tochter zu sein (auch wenn sie gerade ein Auslandssemester in La Réunion macht). Von 9 Dollar Stundenlohn in der Wuerstchenverpackung den Job als Plant Manager angeboten zu bekommen, ist schon der Hammer :hammer
Und ich koennte mir auch gut vorstellen, wieder in den USA zu leben (allerdings im eigenen Reich).
Aber meine Verbundenheit zu Deutschland, meiner Familie .....und naja, ich bin Vegetarierin aus Ueberzeugung und arbeite in der Fleischindustrie, das passt einfach gar nicht...... Habe staendig ein schlechtes Gewissen und kann gar nicht in den Spiegel gucken :ohshit

An der Grenze hatte ich bis auf einmal (eine kleinere Diskussion) nie Probleme mit meiner Green Card, aber mir war schon bewusst, dass die Hin- und Herhopserei auf Dauer nicht gut gehen wuerde.
Mit dem Gedanken gespielt hatte ich ja schon vor 2 Jahren, aber im November letzten Jahres habe ich mich dann entschlossen, zu versuchen, die amerikanische Staatsbuergerschaft zu erhalten. Das hat jetzt auch geklappt und lange Rede kurzer Sinn, damit sind mir jetzt alle Tueren offen und ich muss keine Bange mehr um meine US-Arbeitserlaubnis haben. :usa :wohoo

Ich weiss, dass mein Chef nicht mehr lange auf mich wartet und irgendwann jemanden in Vollzeit einstellt, aber ich habe ein kleines bisschen die Hoffnung, dass wieder nur Schrott eingestellt wird und ich dann eventuell spaeter noch einmal die Moeglichkeit habe, meine Entscheidung zu ueberdenken.
Mal sehen, was die Zukunft so bringt. Ich bin gespannt. :winke
 
Oben