Herzlich
im Forum, Melanie.
Meine Eltern sind vor einem Monat nach Florida (Fort Myers) ausgewandert. Sie haben die GreenCard letztes Jahr gewonnen und nun alle Zelte in Deutschland abgebrochen. Die Wohnungssuche war kein Problem, ein Auto ist auch gefunden und nun suchen sie fleißig einen Job. Das stellt sich im Nachhinein als doch nicht ganz so "mal eben" heraus. Ich suche nun nach helfenden Händen, nützlichen Tipps, etc. Abgesehen von Online-Bewerbungen kann ich aus Deutschland herzlich wenig ausrichten...
Nun ist das Kind bereits im Brunnen, aber grundsätzlich begreife ich ja nicht, wie man ohne Jobaussichten und Kenntnis der Arbeitsmarktsituation in die USA auswandern kann. Und dann ausgerechnet nach SW-Florida, wo die Wirtschaft ja nun bekanntermaßen am Boden liegt. Strand und Sonne bezahlen keine Rechnungen, und man sollte seinen Lebensmittelpunkt nicht mit Urlaubsreiseführern auswählen. Wir haben in FL eine realistische Arbeitslosenquote von 25-30%; da hat wirklich niemand auf niederqualifizierte deutsche Einwanderer gewartet.
Sprechen Deine Eltern denn wenigstens fließend Englisch? Oder haben sie neben der fehlenden US-Arbeitshistorie und den fehlenden Qualifikationen auch noch fehlende Sprachkenntnisse als Extrahürde?
Das wichtigste scheinen mir in Amerika die guten Kontakte, scheinbar läuft auch dort ohne Vitamin B nicht viel.
Vitamin B ist hilfreich, aber dass ohne das nichts läuft, sehe ich nicht so. Das Problem sehe ich eher in den oben genannten Gründen.
Alles schreien nach Referenzen, nur woher soll man die haben, wenn man 4 Wochen im Land ist? Bin für jeden Tipp dankbar und freu mich hier zu sein.
Englischsprachige deutsche Referenzen kann man ebenso angeben wir amerikanische Privatreferenzen - langjährige Freunde beispielsweise, die zumindest zu Charakter und Zuverlässigkeit Auskunft geben können.
Meine Vater ist Elektriker (war jahrelang Hausmeister) und meine Mutter war im Einzelhandel beschäftigt. [...] Aber mein Vater braucht für alles elektrischen Kleinstarbeiten Lizenzen, von daher sieht's in seiner Branche eher mau aus.
Das ist doch nun aber nicht überraschend, oder? In Deutschland darf auch nicht jeder eingewanderte Feld-, Wald- und Wiesenelektriker arbeiten. Wieso, um alles in der Welt, haben sich Deine Eltern nicht m Vorfeld um die erforderlichen Qualifikationen gekümmert? Ich begreife sowas nicht. Dein Vater soll sich asap um die Lizenzen kümmern. Das kann er in der "Abendschule" machen; tagsüber kann er versuchen, irgendwo als Handlanger zumindest Minimumlohnjobs zu bekommen. Krankenversicherung bekommt er darüber zwar nicht, aber ich hoffe mal, dass Deine Eltern zumindest so weitsichtig waren, sich für die Anfangszeit in den USA übergangsweise eine Auslands-KV zu besorgen.
Meine Mutter geht jetzt Klinken putzen, sie fragt überall nach Arbeit.
Sie sollte anfangen, nicht nur Klinken zu putzen, sondern "richtig" putzen zu gehen. Da braucht sie keine Qualifikationen, und sie kann ihre Dienste aktiv auf der Craigslist inserieren (kostenlos) und dort auch nach Putzjobs suchen:
fort myers general labor jobs classifieds "cleaning" - craigslist
Sobald Dein Vater seine Lizenzen beisammen hat, sollte er ebenfalls über die CL suchen; das bringt für solche niederqualifzierten Berufe mehr als die großen Jobbörsen wie Monster:
fort myers all jobs classifieds "electrician" - craigslist
Und bis er die Lizenzen hat: Jeden Job annehmen, egal, wie niederklassig er sein mag. Aber die Rechnungen müssen bezahlt werden.
Grundsätzlich sollten Deine Eltern sich überlegen, in eine andere Region umzusiedeln, die von der Arbeitslosigkeit nicht so stark betroffen ist. Texas beispielsweise oder Ohio haben zum Teil recht stabile Arbeitsmärkte, und teurer als Florida sind diese Bundesstaaten auch nicht.
Schließlich: Deine Eltern könnten sich nach unbezahlten Volunteer-Engagements umschauen. Da können sie Kontakte knüpfen, netzwerken und Referenzen erlangen. Volunteerpositionen findet man auf den Websites der Organisationen, die einen interessieren und auf zahlreichen übergeordneten Websites, etwa
VolunteerMatch - Where Volunteering Begins. Ich habe über meine Volunteer-Engagements sogar schon direkte Jobangebote erhalten, dabei suche ich gar keine Stelle.
Nachtrag: Sofern Deine Mutti in Bezug auf Handarbeiten begabt ist, könnte sie vielleicht versuchen, Selbstgemachtes bei
www.etsy.com zu verkaufen und sich ein kleines Standbein als Selbstständige zu schaffen. Bis so etwas wirklich läuft, dauert es aber einige Zeit - das sollten nicht die einzigen Bemühungen bleiben.