Ich kann mich nicht so recht dazu durchringen mich über den Tot Osama Bin Ladens zu freuen. Das heißt nicht, dass ich ihm eine Träne nachweine, ganz das Gegenteil. Noch will ich damit sagen, dass er nicht bekommen hätte was er verdient; oder sagen, dass ich seine Erschießung ablehne. Aus den bisher bekannten Details kann man durchaus verstehen, dass die Soldaten gehandelt haben anstatt die Situation möglicherweise eskalieren zu lassen. Es geht hier auch nicht darum politische Wäsche zu waschen oder festzustellen, dass falsch gehandelt wurde. Dafür sind nach wie vor zu wenig Details bekannt, und so wird es wohl auch bleiben. Wir können nur darauf vertrauen, dass die Soldaten wirklich nur darum geschossen haben weil sie mussten, und nicht weil sie einen Exekutionsbefehl hatten.
Aber man darf sich fragen ob dieser Jubel nicht verfrüht kommt, oder ob er nicht generell fehl am Platz ist. Ja auch andere haben gejubelt nach dem 11. September. Aber ist es nicht eher so, dass zweimal Unrecht nicht Recht ergibt. War der Jubel nach dem Einsturz des WTC nicht ebenso fehl am Platz wie jetzt der Jubel über den Tod Osamas? Hat die westliche Welt dadurch wirklich einen Sieg errungen, oder damit einen schwelenden Konflikt wieder etwas eingeheizt?
Ja Amerika fühlt sich erleichtert, der böse Gegner ist besiegt. Es bleibt aber fraglich ob diese Hoffnung nicht mehr von Hollywoodfilmen als von der Realität inspiriert ist. Diese Hydra von al-Qaeda lässt sich wahrscheinlich nicht durch das Abschlagen des größten Kopfes besiegen. Ich sehe auch keine Menschen auf der Straße in London oder Madrid, beide Städte wurden ebenfalls Opfer von furchtbaren Anschlägen. Qualitativ vielleicht nicht vergleichbar mit 9/11, aber dennoch von unglaublichem Ausmaß. Ich denke die Europäer wissen in dieser Hinsicht, dass es noch nicht vorbei ist. Auch wenn man evtl. nicht viel verstanden hat, aber die Erfahrungen von ETA und IRA haben geprägt.
Ich gönne den Amerikanern den Moment des Triumphs, auch wenn ich diese Erleichterung nicht ganz teilen kann.