Naja, es nennt sich dennoch Kulturschock, weil man 20+, 30+, 40+ Jahre im Heimatland mit allem drum und dran (Traditionen, Erziehung, Kultur, politisches System etc.) nunmal niemals ablegen wird. Das praegt und kommt eben in manchen Situationen zum Vorschein, in anderen gar nicht.
Es gibt Dinge, die man auch als Auslaender als fremd und auch schockierend empfindet, weil viele es einfach nicht erwarten, vor allem wenn man innerhalb der westlichen Kulturen umzieht.
Das empfindet sogar mein US-Ehemann als aeusserst anstrengend und er hat nur 10 Jahre in Europa gelebt. Als er wieder zurueckkam, kam er sich vor wie ein Fremder und bevorzugt Europa/Deutschland. Als ich nach sieben Jahren das erste mal wieder in Deutschland zu Besuch war, war's auch anders, weil man im Ausland auch andere Dinge kennenlernt, die man irgendwie dann doch in der alten Heimat vermisst. Das passiert. Das hat nichts mit Erwartung zu tun, sondern mit allem, was man erlebt und was einen eben in dieser Zeit praegt. Da kann man seine Erwartungen noch so sehr runterschrauben, der Kulturschock ist Bestandteil vor allem wenn man ins Ausland zieht.
In einigen Faellen ist es extrem nervig, weil es eben nicht immer ein "live and let live" ist, das einem begegnet. Und meine Erfahrungen kommen aus einem Staat im Sueden. Ich kenne andere, die in anderen Ecken des Landes leben, die niemals in den Sueden ziehen wuerden, weil es einfach viel zu extrem fuer sie ist, weil sie eben selbst als Amerikaner eben diese Unterschiede als viel zu extrem empfinden. Mich wuerde man auch niemals in Alabama finden.
Und ja, das ist ein Art Kulturschock, wenn man eben komplett anders aufwuchs und dann mit Dingen komfrontiert wird, die man ungewohnt findet oder gar befremdlich. Wenn man als Auslaender hier ankommt, kommen diese Punkte hinzu plus ein komplett anderes System, an das man sich erst gewoehnen muss.
Und von den veralteten Ansichten, die andere so an den Tag legen, mag ich gar nicht anfangen. Da gibt's fuer mich keinen Kompromiss und da sollten einige vorbereitet sein, weil es nunmal diese starke Extreme in den USA gibt. Selbst innerhalb eines Staates. Wer da sein Hausaufgaben nicht macht, kommt schneller in der Realitaet an als einem lieb ist.
In einigen Bereichen kann man problemlos ein Auge zudruecken, aber es gibt Punkte, an denen man es nicht auf eine zu hohe Erwartungshaltung schieben kann. Momentan kann ich da nicht wirklich viel machen, weil ich nicht waehlen darf. Aber wenn's um Dinge wie die Zukunft meiner Kinder geht (education, healthcare, civil rights, environmental issues etc.), finde ich, darf ich schon ein paar hoehere Ansprueche an eine Industrienation wie die USA stellen, die sich ja immer wieder gerne mal als No. 1 der Welt in allen Belangen sieht. Geloest wird das nicht, in dem man sagt, "so isses halt, muss man sich eben anpassen und das Meckern einstellen oder woanders hinziehen". Nope.
Wie man merkt, ich bin kein Freund von Schoenmalerei. Ich nutze das Forum, um Erfahrungen zu teilen und wenn es jemandem hilft, gut. Wenn nicht, auch gut.
Traeumen kann man weiterhin, aber hier geht's auch um die Existenz. Erfahrungen (positiv und negativ) von anderen helfen, um sich besser vorzubereiten und ggfs. Plaene anzupassen, damit der Traum auch verwirklicht werden kann. Und manche merken eben waehrendessen, dass sich einige Laender besser zum Urlaub eignen als zum Leben.