Transatlantische Fernbeziehung - was nun?

Sarah89

Active Member
Hallo zusammen,

ich habe mich schon hier im Forum umgeschaut und schon einiges gelesen, da ich aber nach Ratschlägen zu meinem persönlichen Fall suche mache ich einfach mal ein neues Thema auf :-)

Ich habe vor längerer Zeit übers Internet jemanden aus Boston kennengelernt und wir haben ziemlich bald gemerkt, dass wir sehr viel gemeinsam haben. Nach endlosen emails und skype sessions habe ich ihn nun Anfang Juli das erste mal besucht und es hat einfach total gefunkt :-) Wir sehen uns jetzt auch beide als Paar und führen also quasi eine Fernbeziehung.
Nun ist es natürlich ziemlich doof sich immer nur im Urlaub zu sehen, zumal mein Freund als Amerikaner nun wahrlich nicht viel Urlaub bekommt (er arbeitet im HR dep. einer Uni und ist damit schonmal besser gestellt als die meisten Amerikaner, aber verglichen mit Deutschland ist das immer noch nicht besonders dolle ;-)). Er meinte auch direkt ich könne ja zu ihm ziehen, aber schon da habe ich gesagt: so einfach ist das nicht!
Ausser meinen Eltern (die ich sehr lieb habe, die mir aber auch alles Gute wünschen egal wohin es mich verschlägt) hält mich hier nicht wirklich was, ich habe keinen sehr großen oder engen Freundeskreis hier, bin also grundsätzlich bereit, auszuwandern. Nur eben nicht sofort ;-)
Hinzu kommt, dass wir uns jetzt zwar schon länger kennen und uns viel ausgetauscht haben, aber wirklich "live" haben wir uns bis dato nur 9 Tage gesehen, und das war jetzt auch kein Alltag sondern Urlaub. Es sind zwar wirklich große Gefühle im Spiel, aber ich bin ein grundsätzlich skeptischer und vorsichtiger Mensch, deswegen suche ich nach einer Möglichkeit, erstmal eine längere Zeit mit meinem Freund verbringen zu können um zu sehen, ob wir wirklich auch dauerhaft miteinander auskommen. Klar, heiraten ist einfach und schnell erledigt, aber das wäre in dieser Situation nun wirklich hals-über-kopf ;-) (die potentiellen Schwiegereltern kenne ich auch schon und sie mögen mich auch ;-) )

Ich habe mich natürlich jetzt schon viel beschäftigt mit Visa, etc, aber ich bin immer noch unschlüssig, welchen Weg ich nun wählen soll. Das größte Dilemma, das mir im Moment Kopfschmerzen bereitet, ist der Unterschied zwischen immigrant und non-immigrant visa. Wenn ich jetzt also zb. mit einem non-immigrant visa dort bin (welcher Typ sei erstmal dahingestellt), muss ich ja beweisen, dass ich keine Absicht habe, später dauerhaft einzuwandern. Was mache ich aber, wenn sich diese Absicht erst dann einstellt bzw. bestärkt? Verbaue ich mir mit einem non-immigrant visa grundsätzlich die Change auf eine spätere vollständige Einwanderung?

Nun ja, der beste Weg wäre natürlich erstmal für 90 Tage mit dem VWP dort hin (sind ja immerhin gut 3 Monate, da kann man sich schon ganz gut kennenlernen ;-)). Aber wer bezahlt mich so lange und soll ich dafür wirklich meinen (gutbezahlten und sicheren) Job hier aufgeben? So lange Urlaub nehmen geht nicht, weil ich nicht so viel Urlaub habe und erst recht nicht so viel am Stück nehmen kann.
Ich habe meinen Arbeitgeber auch schon ganz ganz vorsichtig gefragt, ob evtl. die Möglichkeit besteht, dass ich für diese Firma von den USA aus arbeite (wir sind ein IT-Unternehmen und haben auch US-Kunden, ich könnte zb. beim Support helfen da ich ja dann in der gleichen bzw. einer näheren Zeitzone wäre). Die Idee wurde grundsätzlich positiv aufgenommen, allerdings eher als "Zukunftsmusik", ich mache mir da also nicht all zu viele Hoffnungen...

Mein Freund schickt mir auch schon die ganze Zeit Stellenanzeigen für Jobs in Boston (ich gucke auch selbst danach) und will mir auch bei der Bewerbung helfen, allerdings kann ich nicht wirklich einschätzen, wie groß meine Chancen auf ein H1B-Visum sind. Ich bin jetzt fast 25, habe eine abgeschlossene Ausbildung in Fachinformatik/Anwendungsentwicklung und habe letztes Jahr meinen Bachelor in Wirtschaftsinformatik abgeschlossen (duales Studium; inkl. Ausbildungszeit arbeite ich also jetzt seit 5 Jahren). Englisch spreche ich fliessend, das ist überhaupt kein Problem. Allerdings habe ich dafür kein Zertifikat oder so.
Man hört ja immer wieder, dass ITler die besten Chancen haben und sehr gefragt sind, allerdings bin ich ja nun wirklich eher ein Berufsanfänger und kein hochdotierter Spezialist in irgendwas (deswegen fallen auch schonmal grundsätzlich die ganzen E-Visa weg. Die einzige Kategorie in die ich da passe ist seit April 2011 oversubscribed). Lohnt sich dieser Weg für mich also überhaupt? Das scheint sehr langwierig und kompliziert zu sein.

Also wenn es mir in den USA auf Dauer wirklich gefällt (ich war erst zwei mal drüben) und sich rausstellt, dass mein neuer Freund wirklich DIE große Liebe ist, werden wir natürlich heiraten und dann hat sich die Sache :-) Aber was kann ich tun, wenn ich das eben noch nicht weiss? Ich möchte ja auch nicht für immer in ein Land auswandern, das ich noch kaum kenne ausser vom Urlaub ;-)
Ich denke mal, dass ich beim DV2016 mitmachen werde, schaden kann es ja nicht ;-) Ist aber auch eine langwierige Sache und hilft mir so erstmal nicht weiter - und nach wie vor Glückssache.


Vielen Dank an die, die sich bis hier her durch meinen Sermon gequält haben - ich bin für jeden Tip oder Ratschlag dankbar! :-)

Viele liebe Grüße,
Sarah
 

frollein pampel

Well-Known Member
Hallo Sarah,

willkommen im Forum und im Club der US Fernbeziehungen
:winke (auch wenn ich bereits Alumni bin). Ich habe mit meinem Partner fast 4 Jahre eine Fernbeziehung gehabt bevor ich vor 2,7 Jahren ueber den grossen Teich bin. Von daher: ruhig Blut.

Ich wuerde dir in deiner Situation abraten fuer 90 Tage mit VWP rueberzugehen, wenn du dir bereits die Frage nach der Finanzierung stellst. Die USA sind nicht guenstig und du willst dich bestimmt nicht von jemanden aushalten lassen den du kaum kennst, oder?
Besucht euch doch noch einige Male gegenseitig, wenn dann noch Biss in der Beziehung ist koennt ihr immer noch weiter planen. :)

Am einfachsten waere fuer dich, wenn du dich - neben deinem Arbeitgeber - noch fuer ein Trainee/Praktikums Visa qualifizieren wuerdest. Das geht, glaube ich bis zu einem Jahr nach Abschluss des Studiums, ich kann mich aber auch irren. Traineestellen werden auch bezahlt. Ein Zusatzzertifikat oder Aufbau-/Masterstudium wuerde sich auch anbieten, kostet allerdings. Inwieweit du Chancen auf ein H1B hast kann ich dir nicht sagen, da ich mich im Bereich IT ueberhaupt nicht auskenne. Da wuerde ich mich auf einem internationalen ITler Board informieren. Dass sich dein Arbeitgeber grundsaetzlich nicht abgeneigt von der Idee zeigt, dich in die USA zu schicken ist doch schon mal super! Was bedeutet fuer dich Zukunftsmusik? Eventuell gibt es auch kuerzere Projekte auf Zeit fuer die du in Frage kaemst? Trainingsprojekte?
 

ItsJustMe1977

Well-Known Member
Citizen
Hallo erstmal....
schön zu lesen, dass du nichts überstürzen willst!!
Les dir am besten mal anjaxxos Blog durch. Sie ist, genau wie ich, zu ihrem Partner gezogen, welchen wir nur über Skype und einige Besuche her kannten/kennen. Da kann man ganz gut erkennen wo es Probleme geben KANN , wenn man dann auf Dauer zusammenlebt. Sowas kann man gar nicht richtig kennenlernen, wenn man nur 2 mal im Jahr fuer jeweils 2-3 Wochen rüberfliegt....da zeigt sich jeder von seiner besten Seite.
 

Sarah89

Active Member
Hallo und erstmal vielen lieben Dank für die schnellen Antworten und das nette willkommen :-)
Es zeigt sich schon, dass es eine viel bessere Idee war, erstmal hier nach Erfahrungsaustausch zu fragen bevor man direkt die Botschaft anruft so wie es mein Freund vorgeschlagen hat ;-) (Amerikaner rufen grundsätzlich erst einmal überall an bevor sie irgendwas anderes tun, ist das immer so? :D)

Das mit dem Trainee Visa (J1) ist eine super Idee, danke! Ich hatte das bisher irgendwie ausser acht gelassen weil ich dachte, ich hab ja schon eine Ausbildung und bin doch schon viel weiter im Berufsleben. Aber da ich eh schon schlecht einschätzen kann, wie gut meine bisherigen Fähigkeiten/Kenntnisse zu den Requirements der Stellenanzeigen, die ich immer so durchlese, passen, ist es vielleicht keine schlechte Idee das als eine Art "Umschulung" für eine neue berufliche Zukunft anzusehen (kleine Randbemerkung: meine bisherigen Jobs bedienen einen Nischenmarkt, aus dem ich langfristig eh raus will um in Zukunft bessere Jobchancen zu haben. Ich hatte auch schon vor der Auswanderungs-Idee nach neuen Jobs hier gesucht).
Ich werde mir das heute abend mal alles in Ruhe durchlesen und bei Fragen ggf. ein neues Thema aufmachen.

Ein Masterstudium hat mein Freund auch schon vorgeschlagen. Die Uni, für die er arbeitet, bietet Nachlässe an für domestic partner von Angestellten. Wäre ich sein domestic partner könnte ich für 50% der Gebühren studieren - hab aber nachgesehen, das wären selbst dann noch 16.000-19.000 Dollar im Jahr, die er mir vorstrecken müsste weil ich ja gleichzeitig nicht arbeiten kann (Horrorvorstellung! Ich will mich auf keinen Fall aushalten lassen, egal von wem ;-) Finanzielle Unabhängigkeit ist mir sehr wichtig). Mein ganzes Bachelor Studium hier an einer privaten FH mit 7 Semestern hat weniger gekostet, haha :D Leider muss man für ein domestic partnership (glaube ich) US citizen sein, und diese Uni verlangt als Bedingung dafür dass man vorher mindestens 12 Monate zusammen gelebt hat und noch weitere Dinge. Fällt also leider weg.

Was "Zukunftsmusik" in dem Kontext heisst weiss ich leider auch nicht :-( Habe bisher nur mit der HR-Managerin gesprochen (das Wort kam also von ihr), der Chef selbst kennt den Vorschlag noch gar nicht und ich denke er wird dagegen sein. Deswegen wenig Hoffnung. Aber ich werde das weiter verfolgen und Zur Not etwas nörgeln ;-)

@frollein pampel: Wie habt ihr das über die 4 Jahre hinweg gemacht? Wie oft und wie lange habt ihr euch da so gesehen? Mir gehts jetzt schon schlecht obwohl das erst 3 Wochen her ist ;-)


anjaxxos Blog habe ich durchgelesen, war sehr hilfreich, auch nochmal danke für den Hinweis :-) Schade natürlich dass es für sie nicht gut ausgegangen ist, aber das ist ja genau das, womit man eben rechnen muss und da kann man noch so vorsichtig sein. Klar, man kann natürlich einfach alles abbrechen und wieder nach hause gehen - aber dann ist man nun mal verheiratet und das ist alles nicht so einfach... Vor dem Heimweh habe ich ehrlich gesagt auch etwas Angst, und wie man an dem Blog sieht es kann jeden treffen :-)
Die meisten Dinge, die Anja dort an ihrem Mann bemängelt, treffen auf meinen Freund allerdings nicht zu. Was Finanzen betrifft ist er sehr organisiert und ein Sparfuchs sondergleichen. Er hat mir auch genau aufgelistet was er wo für savings hat, und ich glaube der würde mir auch sämtliche Kontoauszüge schicken, so sehr möchte er mich bei sich haben :-) Er hat auch quasi schon seine ganze Karriere bis 50 "durchgeplant". Ob das alles klappt sie dahingestellt, aber immerhin hat er Ziele und den Willen, diese zu verfolgen. Was Politik, Religion und diese ganzen tiefen Themen betrifft, sind wir uns ziemlich einig bzw. kennen die Meinung des anderen, da haben wir schon ganze Nächte durchgeskyped ("Seelenstriptease" ;-)). Aaaaaber, das heisst alles nichts, denn wie du schon sagtest, man zeigt sich da ja immer von seiner besten Seite ;-)
Ich muss dazu noch sagen, dass es sowohl für mich als auch für ihn die erste "richtige" Beziehung ist (wenn man das derzeit überhaupt so nennen kann ;-)). Er hat sich quasi für die richtige aufgespart (das soll dann wohl ich sein :-)), und ich habe bisher keine besonders tollen Erfahrungen mit Männern hier gemacht, bis zu einer Beziehung ist es da nie gekommen. Eine Fernbeziehung wollte ich eigentlich auch nie, dass es mir damit wie erwartet schlecht geht, merke ich ja schon jetzt... aber ich habe trotz allem Bemühen in all den Jahren auf dieser Seite vom Teich einfach niemanden gefunden, so bin ich da jetzt reingeschlittert irgendwie. Noch vor einem Jahr hätte ich jemandem den Vogel gezeigt, der mir gesagt hätte, nächstes Jahr hast du eine Fernbeziehung und denkst übers Auswandern nach :-)
Naja, worauf ich hinauswollte ist, dass sowohl ich als auch er keine wirkliche Vorstellung davon haben, worauf wir uns mit einer Ehe nur zum zusammenkommen einlassen würden (mit dem Unterschied dass ich mir das eingestehe ;-)). Ich war hier eigentlich schon immer eher unglücklich und die Vorstellung von einem radikalen Neuanfang in einem Land (bzw Ort, denn dass es MA oder CT werden/bleiben wird ist schon einigermassen klar), das man zumindest im Urlaub richtig toll fand, und zusammen mit der ersten großen Liebe, das ist schon sehr verlockend, aber man muss natürlich aufpassen, nicht zu blauäugig zu sein.

Erstmal steht ein Gegenbesuch an. Leider frühstens im Oktober, denn mein Liebster hat gerade erst seinen Reisepass beantragt (hatte vorher noch nie das Land verlassen ;-)) und das dauert bekanntlich.
Mal gucken ob er mich nach dem Kulturschock hier überhaupt noch will :D Aber vielleicht wird es ja auch nicht so schlimm, ich konnte ihn zumindest schonmal überzeugen, dass hier tatsächlich so gut wie alle irgendwie Englisch sprechen und er im Notfall auch ohne mich zurecht käme sollten wir uns verlieren ;-)
 

ninaa

Well-Known Member
Ich führe auch eine Fernbeziehung/-ehe, aber auf Zeit - 4 Jahre um genau zu sein. Die Hälfte haben wir jetzt hinter uns, 2 Jahre Studium habe ich noch vor mir bis ich zu ihm ziehen kann. Wir besuchen uns alle 2-4 Monate, da ich viele Semesterferien habe und er recht flexibel ist in seinem Job. Eine Fernbeziehung ist definitiv nicht leicht und man muss bereit sein diese Hürde meistern zu wollen. Ich empfehle dir auch erst mal 6-12 Monate rüberzugehen, um das Land, den Alltag und die Kultur kennenzulernen. Trainee Positionen gibt es bestimmt reichlich im IT Bereich, denn die suchen ja immer neues, junges Talent.
Wie sieht es denn bei euch beiden mit Urlaubstagen aus? Je mehr man sich persönlich sieht, desto mehr lernt man sich kennen und desto mehr wird man in den Alltag des anderen involviert, was wichtig ist.
 

Sarah89

Active Member
@ninaa: Ja, das ist im Prinzip genau das, was ich eigentlich vor habe, wusste halt nur nicht wie :-) Ich hoffe jetzt mal dass Trainee positions einfacher zu bekommen sind als richtige Jobs. Reicht ja auch erst mal, 6-12 Monate ist ein idealer Zeitraum denke ich.
Und du bist jetzt schon verheiratet und kannst dann einfach hingehen, oder kommt das noch, bzw mit welchem Visum gehst du dann rüber?
Ich habe 28 Urlaubstage im Jahr, bei meinem Freund weiss ich es gerade nicht genau (er wechselt grad den Job, also von einer Uni zur anderen). Beim alten Job hatte er glaube ich 1,5 Tage pro Monat, also 18 Tage im Jahr. Er müsste jetzt sogar noch 12 oder 13 übrig haben, aber da er den Job wechselt kann er sich das höchstens auszahlen lassen und wie das bei dem neuen ist weiss ich noch nicht. Aber mehr als 3 Wochen pro Jahr gibts meistens nicht, auch nicht bei den Stellen die ich mir jetzt für mich angesehen habe. Ich habe letztens noch irgendwo gelesen, wenn man den landesweiten Durchschnitt betrachtet haben nur die Japaner weniger Urlaub als die US-Amerikaner, das finde ich schon krass! :D
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Hallo Sarah89,

vielleicht hätte dein Freund ja Interesse nach Deutschland zu kommen, da gibts dann wenigstens mehr Urlaub ;)
 

Sarah89

Active Member
Hallo Ezri,
daran habe ich natürlich auch schon gedacht :-) Gibt aber ein paar Dinge, die dagegen sprechen. Erstens die Sprache: wenn ich dorthin gehe, muss ich keine neue Sprache lernen, aber er kann natürlich kein Deutsch und als Muttersprachlerin sehe ich ein wie schwer das ist und will es keinem wirklich zumuten das lernen zu müssen ;-)
Zweitens weiss ich nicht, ob er hier überhaupt einen passenden Job finden könnte... Sein Beruf ist sehr auf das Amerikanische Bildungswesen spezialisiert, und ich glaube nicht dass es da allzu große Parallelen zum hiesigen gibt.
Drittens ist er nebenberuflich Musiker und dort fest in der Szene verwurzelt. Ihn da so rauszureißen wäre das Ende, denn die Musikkultur ist hier zu Lande natürlich ganz anders und ich glaube nicht, dass er hier den gleichen Erfolg damit hätte (zumal er ganz von vorne anfangen müsste). Er steht zB. (fast) jedes Wochenende am Davis Sq. und spielt und singt dort einfach so (wo man hier schon tausend Genehmigungen für braucht ;-)), und die Leute lieben es und lassen auch mal Geld da. Er spielt dann (ur-)alte amerikanische folk und country songs - ich war einmal dabei, das ist echt rührend wenn dann so alte Veteranen da sitzen und sich bei der Musik an früher erinnern und man sieht wie die Emotionen hochsprudeln :-) Hier kennt diese Musik kein Mensch, weil es das hier nicht gab und weil auch nur die wirklich bekannten Sachen über den Teich geschwappt sind.

Die Musik war es auch, die uns ursprünglich zusammengebracht hat :-) Ich habe selbst ein faible für "alte" Musik und ich hatte meine Bachelor Arbeit über das Thema "Die Schallplatte im Zeitalter des Internets" geschrieben (auf Deutsch), wollte das ganze dann aber auf Englisch übersetzen damit die Leute, die ich dafür interviewt hatte, es auch mal lesen können. Habe dann bei Facebook rumgefragt, ob ein Muttersprachler mir dabei helfen könnte (also Alltagsenglisch kann ich ja, aber das sollte halt Wissenschaftsenglisch sein) und er hat sich gemeldet. Das Übersetzen hat sich dann fast ein Jahr hingezogen und in dem Zuge haben wir gemerkt, dass wir eigentlich den selben Nischengeschmack haben und beide die gleiche Begeisterung für das Thema. Es kamen dann immer mehr andere Dinge hinzu, die wir gemeinsamen haben, und den Rest kennt ihr ja :-)

Das ist noch so ein Ding.. Wenn ich wirklich "rübergehe" muss ich mein liebstes Hobby erstmal aufgeben. 1500 Schallplatten passen nicht ins Handgepäck und so eine große Wohnung (wo man vor allem Laut Musik hören kann) muss man auch erstmal finden (in der Gegend vor allem! ;-)) Das, und das Heimweh zu meinen Eltern, wären die großen Opfer die ich bringen müsste. Aber wie gesagt, glücklich bin ich hier auch nicht :-)
 

frollein pampel

Well-Known Member
(Amerikaner rufen grundsätzlich erst einmal überall an bevor sie irgendwas anderes tun, ist das immer so? :D)
Ja :)


@frollein pampel: Wie habt ihr das über die 4 Jahre hinweg gemacht? Wie oft und wie lange habt ihr euch da so gesehen? Mir gehts jetzt schon schlecht obwohl das erst 3 Wochen her ist ;-)
Wir haben uns etwa 3-4x im Jahr gegenseitig besucht bzw an verschiedenen Orten getroffen. Als ich meinen Job gewechselt habe, habe ich einmal meinen VWP ziemlich ausgereizt, aber ansonsten waren die Besuche 1-3 Wochen lang. Die ersten drei Wochen nach einem Besuch sind immer die schlimmsten und man vermisst sich schrecklich, danach kehrt aber meist der Alltag ein. Mit der Zeit gewoehnt man sich dran eine Fernbeziehung zu haben und es wird einfacher. Allerdings hatten wir nach fast 4 Jahren schon echt die Schnauze voll.

Wir haben im Winter 2010 das K1 Visum beantragt und ich bin im Spaetherbst 2011 mit Sack und Pack rueber. Ich bin quasi eine Importbraut ;) Bei uns hat das Ganze prima geklappt, ich habe keine Ueberraschungen erlebt weder finanziell noch charaktermaessig und das obwohl wir uns nur "im Urlaub" sahen. Das es passieren kann ist klar. Zwar passiert das auch in dt Beziehungen, aber wenn man in einem fremden Land sitzt und sein Leben in D aufgegeben hat ist das Ganze schon wesentlich weitreichender als wenn man nur zwei Staedte weiter gezogen waere.
Meinungsverschiedenheiten haben wir auch und wir streiten uns auch teilweise aufgrund von rein kulturell bedingten Ansichten. Jedoch ist uns nach fast 7(oh mann, so lange schon?) Jahren bislang noch kein Dealbreaker begegnet.
Ich bin uebrigens der Meinung, dass man sich im Urlaub besser kennenlernt, weil man sich nicht, wie im Alltag, aus dem Weg gehen kann. Zumindest so wie wir Urlaub machen bzw gemacht haben (Backcountry camping, Backpacking, road trips). Da hockt man schon die Ganze Zeit zusammen und muss sich mit der Person schon sehr intensiv auseinandersetzen. Im 5 Sterne Luxusresort mag das anders sein.

Heimweh ist so eine Sache. Ich habe schon manchmal Heimweh. Allerdings haette ich auch Heimweh wenn ich in Berlin wohnen wuerde - wobei es natuerlich einfacher ist sich 8 Stunden in den Zug zu setzen als 10 Stunden in den Flieger. Wir koennen uns durchaus vorstellen in der Zukunft in Deutschland/Europa zu leben. Diese Bereitschaft meines Partners war/ist fuer mich wichtig. Aber das Heimweh ist mittlerweile auch beidseitig. Als ich letztes Jahr im Februar ohne meinen Partner in D war, hatte ich nach ein paar Tagen Heimweh nach Denver. In D war es nass, kalt, grau und langweilig und ich wuenschte mir nichts sehnlicher als im kalt sonnigen Colorado eine Schneeschuhwanderung zu machen und danach einen handgemachten Beetburger mit hand cut chips zu essen und ein 90 Schilling zu trinken. Jetzt grade wuensche ich mir einen deutschen Sommerregen und ein Glass Auxerois und Oliven/gefuellte Weinblaetter vom Tuerken auf meinem ehemaligen Altbauwohnungbalkon. Wo man ist ist es doof. Oder super. Je nachdem :D

Wie auch immer, lasst euch ein bisschen Zeit, oft verfliegt so eine Liebe so schnell wie sie gekommen ist. Oktober ist ja auch nicht mehr so weit weg. In der Zwischenzeit informierst du dich ein wenig ueber Traineevisa und potentielle Stellen und planst seinen Besuch hier. Ich denke er wird es ganz toll hier finden, da wuerde ich mir keine allzu grossen Gedanken machen. Ist auch ein guter Wesenstest. Wenn er es hier doof findet und an diesem und jenem rumroergelt, kannst du ihn gleich in die Tonne werfen ;)
Mein Mann freut sich immer total auf unsere Deutschland-/ Europaurlaube und nimmt in der Zeit gefuehlte 10 Kilo zu (ich allerdings auch) :haha Wir machen aber auch immer was. Regionale Sehenswuerdigkeiten, Weintouren, Museen, letztes Jahr waren wir in Barcelona, das Jahr davor in der Schweiz und Nizza etc.
 

Ace

Well-Known Member
Hi Sarah, Willkommen bei uns im Forum :) Es ist angenehm, mal zu sehen, dass sich jemand ein paar mehr Gedanken um so etwas macht und nicht total blauäugig ist. Ich denke ebenfalls, dass ein J-1 für dich die beste Möglichkeit wäre. Praktika/Trainee-Stellen sind in der Regel auch bezahlt. Zwar nicht unbedingt üppig, aber besser als nichts. Wenn du dann merken solltest, dass es doch nur eine Schwärmerei war, kannst du recht problemlos wieder heim und hast sogar noch Auslandserfahrung im Lebenslauf.

Wenn du die Möglichkeit hast, das Zusammensein erst einmal ohne Heirat auszutesten, würde ich dir das absolut empfehlen. Ich hatte das Glück, meine potenzielle Heiratskandidatin während meines Studiums in den USA kennengelernt zu haben, so dass wir schon recht viel Zeit miteinander verbracht haben. Trotzdem ist so eine Auswanderung natürlich immer ein großer Schritt, weil man ja doch sehr viel für den Partner aufgibt. Wir sind uns daher noch immer unsicher, wie und ob es weiter geht. Aber hier gehts ja nicht um mich. ;) Kann dir nur empfehlen, erst einmal ohne Hochzeit und dauerhafte Auswanderung einen Testlauf zu machen, insofern das möglich ist. :)
 
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