Meine Nichte ist auch ein "Ich verbreite alle Informationen ueber Facebook"-User. Ich kann da nur zuschauen und bin zum Teil entsetzt. Ich hatte ja schon im Schul-Thread ueber sie geschrieben. Sie hinkt weit in der Entwicklung hinterher, ist wie ein trotziger Teenie und und und. Ich verstehe, dass sie auf diesem Wege andere Jugendliche kennenlernt, weil sie es so im direkten Umfeld nicht wirklich schafft. Aber ich finde meine Schwaegerin da einfach zu lasch und bei mir gilt einfach die Ausrede nicht, dass sie mit fast 20 alt genug sei und wisse, was sie tut. Sie ist geistig einfach noch nicht so weit.
Generell wird die Gefahr im Netz unterschaetzt; von anderen und auch den dreien. Ich fragte sie neulich, ob sie das nicht stoert, dass ihre Tochter jeden Tag einen anderen Typen (zudem noch fremd) als festen Freund in ihren Beziehungsstatus eintraegt und entsprechende Kommentare auf ihrer oeffentlichen Seite gepostet werden. Noe, sie sei ja alt genug und sie haette ihre Tochter schliesslich dazu erzogen solchen Menschen kein Gehoer zu schenken.
Das ist sicherlich ganz nobel, aber ich finde, dass da auch bei gesunden Teenagern die Eltern eine Veranwortung tragen. Da wurden Kraftausdruecke gebraucht und das von Leuten, die alle auf ihrer Freundesliste zu finden sind. Ich war natuerlich die Tante und Schwaegerin, die uebertreibt als sie sagte, dass ich Fremde gar nicht erst auf die Liste packen und schon gar nicht lassen wuerde, sollte mich einer dieser "Freunde" beleidigen. Ich versuche auch schon seit eh und je diesen Teil der Familie zu ueberzeugen, dass ich keine Bilder meiner Kinder auf der Seite meiner Nichte wuensche, solange wildfremde Menschen dazu Zugang haben. Es seien ja keine Fremde, sondern ihre "Freunde".
Ich bin da richtig streng. Meine Kinder duerfen sich gerne ueber uns Eltern beschweren und auch meckern, aber irgendwelche Beitraege auf social networking sites gehoeren fuer mich nicht dazu. Meinetwegen per e-mail mit der besten Freundin oder dem besten Kumpel, die man hinterher sowieso den halben Tag sehen wird. Aber Streitigkeiten und aehnliche Probleme sind fuer mich als "zu privat" einzustufen und gerade Jugendliche, die ja immer gerne so erwachsen sein moechten, ignorieren die Gefahren im Netz gewaltig.
Meine Guete, ich habe erwachsene Menschen auf meiner Freundesliste, die sich wundern, dass sie sich staendig irgendwelche Trojaner einfangen, deren Accounts staendig gehackt werden und die jeden Spacken auf ihrer oeffentlichen Pinnwand wissen lassen, dass sie jetzt mal die naechsten drei Wochen in Urlaub fahren werden. Ich lasse diese Menschen mittlerweile dumm sterben. Warnhinweise bringen da sowieso nichts. (Ich kotze auch regelmaessig, wenn mein kompletter newsfeed mit dem gleichen Kettenmail-Rotz zugespamt ist. Ich hab's ja gerafft, dass alle den besten Mann, die tollste Tochter, den schoensten Hund haben und sowieso das allertollste und bestesteste Leben fuehren....wie war das mit den scheiss Herzen!?)
Wenn Erwachsene mit Lebenserfahrung die Gefahren des Internets ignorieren, wie sollen es diese ganzen Teenies mit der normalen pubertaeren Wahrnehmungsstoerung lernen? Von Eltern, die auf laptops ballern ganz gewiss nicht. Wer persoenliche Dinge postet, muss eben ein paar Schritte weiterdenken. Wenn jemand etwas ganz banales auf seine Wand schreibt (Wetter bloed, Sportteam XY hat verloren usw.), geht davon keine Gefahr aus. Aber jedes Preisgeben von persoenlichen Informationen macht einen verletz- und angreifbar und da hat man als Eltern einfach die Verantwortung ein Auge darauf zu werfen. Da geht es nicht ums Spionieren, sondern einfach darum, dass zuviel preisgegeben wird (und das verstehen einfach die wenigsten) und sobald eine Sicherheitseinstellung nicht bedacht wurde, weiss beispielsweise jeder, dass das eigene Kind vom Freund verlassen wurde, weil es schlecht im Bett war.
Wenn es soetwas ins Tagebuch schreibt, ist es etwas anderes. Das Internet muss aber einfach auch von der anderen Seite betrachtet werden.
Meine Nichte hat vor zwei Wochen einen oeffentlichen Aufruf auf facebook gepostet, dass ihr Freund (den sie noch nie zuvor getroffen hat) von seiner Mutter vor die Tuer gesetzt wurde und er nun eine Bleibe suche. Er stand abends um 20 Uhr bei meiner Schwaegerin vor der Tuer. Meine Nichte hatte ihn eingeladen dort zu uebernachten. Natuerlich gab es ein Donnerwetter. Man hat ihn zwar nicht vor die Tuer gesetzt, aber meine Schwaegerin und ihr Mann haben die komplette Nacht Wache geschoben.
Welcher Teenie kennt schon 500+ Freunde und kann deren Absichten alle einschaetzen? Da soll man als Eltern einfach die Augen verschliessen, weil es die Privatsphaere des Kindes ist? Noe, ich bin und bleibe da streng. Das Geschrei ist naemlich hinterher immer groesser als das Gemecker zuvor.