Auswandern: Insolvenz, Studium, Arbeit - wie vorgehen?

Hallo

zur Familienzusammenführung meiner Verlobten, käme es eventuell in Betracht in die USA auszuwandern. Sie ist gebürtige Amerikanerin.

Zum Start und aufgrund der Nähe zur Familie würden sich WV oder NC anbieten, wobei wir uns perspektivisch etwas nördlicher an der Grenze zu Kanada ansiedeln möchten.

Nun haben wir einige Hürden.

Wir sind beide in einem laufenden Insolvenzverfahren. Ich habe schon gelesen, dass Auswandern kein Problem darstellt, solange man seine Obliegenheiten erfüllt. Wie sieht es hier aber mit der Pfändungsfreigrenze aus? Orientiert sich diese weiter an der Deutschen Tabelle oder gibt es hier für die USA individuelle Beträge?

Macht es Sinn das Verfahren aufrecht zu erhalten oder wäre es unbürokratischer in den USA etwas ähnliches zu durchlaufen?

NC hat ein minimum wage von 7.25 usd, wv von 8.75.. ließe sich davon in den jeweiligen Bundesstaaten eine kleine Wohnung finanzieren? Wenn ich mir den Markt in Deutschland für ungelernte Kräfte anschaue, erwarte ich kaum mehr als den minimum wage zu bekommen. Was ich grundsätzlich auch in Ordnung finde, wenn sich davon halbwegs leben lässt.

Wie wahrscheinlich ist es überhaupt eine Stelle als Einwanderer zu finden?
Was die Arbeit angeht bin ich flexibel (muss ich wohl auch sein) und mache mir auch gerne die Hände schmutzig. Ich habe keine Berufsausbildung, aber einige Jahre Erfahrung in der Pflege und Assistenz von Menschen mit Behinderung.

Wir sind Ende 20 / Anfang 30.. ich studiere aktuell einen IT nahen Studiengang im ersten Semester und überlege in ein Fernstudium zu wechseln, um einen Abschluss erlangen zu können, da ein Studium in den USA sehr teuer ist. Btw sind deutsche Bachelor Abschlüsse drüben überhaupt etwas wert? Sonst würde perspektivisch ein Community College in Frage kommen, wenn dafür die deutsche Fachhochschulreife ausrechen sollte.

Meine Verlobte hat eine Familie vor Ort, die uns unterstützen würde. Allerdings wäre es mir wichtig so schnell wie möglich unabhängig zu sein. Habt ihr hier Tipps?

 

Ezri

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Was eine absolut nicht zu unterschätzende Hürde ist, ist ein gewisses Budget schon im Vorfelde zu haben. In der Regel muss der US-Ehepartner in der Lage sein, seinen ausländischen Ehepartner finanziell unterstützen zu können. Das bedeutet, dass er/sie in den USA lebt und einen Job hat, der den/die künftigen PartnerIn mit versorgen kann. Kann er das nicht, muss er sich Sponsoren suchen. Darunter versteht man eine Bürgschaft bzw. Bürgen. Diese kann man in der Familie finden, aber sie müssen wissen dass das eine Bürgschaft ist. Bedeutet, schafft ihr es nicht in den USA euch selber zu versorgen, verpflichten sie sich euch mitzuversorgen.
Ich möchte dir empfehlen hier im Forum mit der Forensuche nach Bürgschaft und Sponsoring zu suchen, da wurde schon einiges zu geschrieben.
Wenn das geklärt ist, kann man sich um die anderen Dinge kümmern, die du angesprochen hast.

:)
 

Wendy

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Es ist nicht zu unterschätzen, was das Visaverfahren für Kosten verursacht - wenn man sich derzeit in Insolvenz befindet, könnte das die Möglichkeiten sprengen.

Das Visum selbst kostet meines Wissens für die Beantragung erstmal für I129 F (leg mich nicht auf den letzten $ fest) um die 560 $, erst wenn das bewilligt ist, kommt das Visum, das Visum selbst nochmal nach Genehmigung 265 $. Dann Fahrten zum Konsulat, da müssen eine Reihe von Unterlagen im Original und in Kopie vorgelegt werden (Geburtsurkunde, Heirats- und ggf. Scheidungsunterlagen, Geburtsurkunden von Kindern, Zeugnisse u.v.m.). Wenn man nicht bereits im Besitz dieser Dokumente ist, kann das unter Umständen recht teuer werden, die Kosten für die ärztliche Untersuchgen an, die pro Person fällig werden. Der Visumsantragsteller muß eine anerkannte Vertragsarztpraxis der US-Botschaft (Panel Physician) aufsuchen. Der ist privat zu bezahlen - ich hören/lese von ca. 300 €.

Unter Trump wurden auch die Voraussetzungen für das Verlobtenvisum verschärft, was die finanziellen Mittel angeht:
"Eine Änderung des Leitfadens des US-Außenministeriums („Foreign Affairs Manual“ oder „FAM“) führt nun allerdings zu einer strengeren Prüfung der finanziellen Situation von Personen, die ein Einwanderungsvisum beantragen. Das Formular I-864 bei Vorhandensein eines Sponsors ist nunmehr nur noch ein Faktor von vielen, der bei der Bewilligung eines Visumsantrages berücksichtigt wird. Haben die US-Behörden den Eindruck, dass der Einwanderungswillige von öffentlichen Leistungen abhängig werden könnte, ist das Vorhandensein eines Sponsors bzw. das Formular I-864 nicht mehr ausreichend, um eine Ablehnung zu verhindern. "

Quelle: US-Einwanderungsvisum: Strengere Prüfung der finanziellen Situation von Antragstellern und Sponsoren
 
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Wendy

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Und zu den reinen Visakosten addieren sich ja noch die Kosten für die Einreise selbst, das Auflösen eines Haushalts und entweder die Verschiffung eines Hausstands oder die Beschaffung neuer Dinge. Ein 5-stelliger Betrag kommt da schnell zusammen - und da ist noch nichts größeres angeschafft.

Ich habe allergrößte Zweifel, daß das deutsche Verfahren auf einmal nach US-Recht abgewickelt werden kann. Es gelten auch nach der Auswanderung deutsche Freibetragsgrenzen und alle im Verfahren vereinbarten Modalitäten etc.
 
Erstmal danke für den ganzen Input. Ich muss ich mich da auf jedenfall tiefer einarbeiten. Danke!! :)

Einen Sponsor zu finden, sollte in der Verwandtschaft meiner Verlobten gut möglich sein. Interessant wäre es zu wissen, welche Bedingungen dann (u.a. seit Trump) noch zu erfüllen sind.

Die Insolvenz ist in sofern nicht problematisch, dass man eine freie Wohnortwahl hat, aber in sofern problematisch, dass man auf dem Konto nicht sparen kann, da nicht ausgegebene Beträge nach einer gewissen Zeit automatisch abgeführt werden. Sprich, wenn sparen, dann in Bar..

Dass deutsche Freibetragsgrenzen gelten beruhigt mich in sofern, dass man dann nicht für jeden Bundesstaat eigene Rechnungen anstellen muss.

Wir hätten allerdings sicherlich auch finanziellen Support vor Ort und zur Not auch eine provisorische Unterkunft, wenn es sich nicht anders managen ließe.

Die Dokumente meiner Verlobten sollten wir über die Verwandten aus den USA bekommen. Ich selbst müsste mich dann mal um meine Deutsche Geburtsurkunde kümmern. Bei Zeugnissen reicht das Abschlusszeugnis nehme ich an. Ich schätze beides müsste man übersetzen lassen, oder?
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Lass dir deine Geburtsurkunde gleich mehrfach auf Englisch ausstellen.
Die Verwandtschaft muss sich im Klaren darüber sein, dass sie eine Bürgschaft eingehen. Sowas ist nicht ohne. :opa
 
Lass dir deine Geburtsurkunde gleich mehrfach auf Englisch ausstellen.
Die Verwandtschaft muss sich im Klaren darüber sein, dass sie eine Bürgschaft eingehen. Sowas ist nicht ohne. :opa

Ich hoffe das sind sie, die Initiative der Familienzusammenführung kam nämlich von dieser Seite. Wir werden das aber in Ruhe erläutern.

Stellen Deutsche Ämter Urkunden auf Wunsch direkt auf englisch aus oder müsste man hier einen Übersetzer engagieren?
 

Admin

Administrator
Teammitglied
Administrator
Und noch ein Punkt: hat deine Verlobte auch immer fleissig die Steuerformulare für die USA gemacht? Das ist auch noch ein beliebter Stolperstein.

Anerkennung von einem IT Studium ist eigentlich kein Problem, das interessiert mehr den Arbeitgeber, bei einem Medizinstudium sähe das etwas anders aus.

Abgesehen von den Visum Kosten, ohne Geld rüber wird nüchtern betrachtet schwierig. Ich gehe davon aus, dass ihr keinen Container rüberschiffen wollt, ein Standardcontainer (22er) kostet mittlerweile über 4000$. Entsprechend werdet ihr ein Auto kaufen wollen, Möbel, Haushaltsgeräte, etc. was sich halt einfach läppert, selbst wenn ihr mit günstig & gebraucht anfangt.
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Stellen Deutsche Ämter Urkunden auf Wunsch direkt auf englisch aus oder müsste man hier einen Übersetzer engagieren?
Man kann direkt internationale Geburtsurkunden verlangen, kein Problem.

Wegen Pflegekraft, da hat jeder Bundesstaat seine eigene Regeln, aber eine Faustregel besagt, dass man immer eine Lizenz machen muss, wenn man am Menschen arbeitet. Also erstmal müsstest du Geld investieren um die Lizenz für WV oder NC zu machen.

Userin Lileigh lebt in NC, kannst ja mal ihre Beiträge lesen, die kannst du über ihr Profil aufrufen.
 

Lileigh

Well-Known Member
Citizen
NC hat ein minimum wage von 7.25 usd, wv von 8.75.. ließe sich davon in den jeweiligen Bundesstaaten eine kleine Wohnung finanzieren? Wenn ich mir den Markt in Deutschland für ungelernte Kräfte anschaue, erwarte ich kaum mehr als den minimum wage zu bekommen. Was ich grundsätzlich auch in Ordnung finde, wenn sich davon halbwegs leben lässt.

Willkommen im Forum!

Ich lebe in NC. Von den $7.25 kann hier keiner leben.
Der schon seit Jahren geforderte Mindestlohn von $15/h ist schon lange ueberholt und man braucht selbst in den guenstigsten Staaten mindestens $18+, wenn nicht sogar schon $20/h.

$7.25 finanziert dir hier nichts. Die Mieten sind hier in unserer Ecke um 30% angestiegen und wird sich in einigen Ecken von NC auch nicht mehr aendern.
Lebensmittel sind teuer. Wenn du ausserhalb lebst, brauchst du ein Auto. Selbst in einigen Staedten sind die oeffentlichen Transportmittel schlecht organisiert. Zugverbindungen wie man es aus Deutschland kennt, die rasch Stadt A mit Stadt B verbinden, um das Pendeln zu vereinfachen, gibt's hier nicht. Der Sprit ist zwar guenstiger, aber die Kosten dafuer kommen schnell zusammen.
$7.25 reichen vorne und hinten nicht.

Schau mal hier bzgl. living wage in NC.

Fuer 2 gesunde Erwachsene, die mit massiven Einschnitten leben koennen, ist es sicherlich machbar. Aber auf Dauer geht das an die Substanz und je nach Ecke und Einfluss aeusserer Umstaende, braucht's nicht lange bis dieser Punkt erreicht ist.
 
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