Ein schwieriger Fall ...

anjaxxo

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Meistens laeuft es so, dass Nachbarn und Freunde fuer einen in Not geratenen (bei uns war es zum Beispiel ein Bekannter, der bei einem Motorradunfall seine Beine verloren hatte) eine Party organisieren und dann einen fundraiser starten, das gibt meistens ein kleines Vermoegen, dass dafuer reicht, das Haus behindertengerecht umzubauen, wenn man Glueck hat. Danach ist man dann meistens wieder auf sich allein gestellt, denn die Hilfe kommt am Anfang und dann geht es eben meistens nicht weiter.
Wenn man dann durch den Unfall seinen Job verliert und damit die Krankenversicherung etc. sieht es schnell sehr duster aus.
Natuerlich versucht man fuer den fundraiser so viele Leute wie moeglich zusammenzutrommeln, damit viel Geld zusammen kommt, meistens klappt das auch, denn die Amerikaner sind sehr hilfsbereit und es gibt schon viel Gemeinschaftsgefuehl in der Nachbarschaft, Kirchengemeinde oder was es dort sonst so gibt.

Ich denke aber auch, dass die Hilfsbereitschaft daher ruehrt, dass es den Menschen gleich richtig scheisse geht, wenn was passiert. Hier in Deutschland sorgt ja der Staat fuer das Noetigste, da muss der Nachbar nicht ran.
 

Wendy

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Ich ärgere mich zudem immer tierisch, wenn so getan wird, als ob die Deutschen kaltherzig und egoistisch sind. Weils einfach nicht stimmt. Es engagieren sich unheimlich viele Menschen ehrenamtlich - egal ob beim Roten Kreuz, THW, Feuerwehr, ob sie alleinstehende Patienten besuchen, Kindern vorlesen, Kleiderspenden für Flüchtlinge sammeln, bei der Tafel helfen, in Sportvereinen.

Und es gibt noch tausende andere Aktionen. Von den ganzen Geld-Sammel-Aktionen mal abgesehen - im TV oder ganz im Kleinen.

Es gibt Typisierungsaktionen, wo die Leute auch noch zusätzlich spenden, weil man eben nicht nur das Blut zum typisieren braucht, sondern auch Geld, um das dann bestimmen zu lassen.

Ja - bei uns gibt es keine herzerwärmenden Spendenaktionen, weil in der Schule ein Kind Krebs hat und die Eltern die Behandlung nicht bezahlen können.... weil es nicht nötig ist. Weil in Deutschland die Behandlung bezahlt wird. Aber dafür gibt es eine Menge Menschen, die dafür spenden, daß die Eltern kostenlos in der Nähe der Klinik wohnen können, daß es Aktionen für die Geschwisterkinder gibt, die bei sowas gern zu kurz kommen.

Bei uns müssen auch nicht Familien obdachlos in ihren Autos leben und es ist dem Staat egal. Ja - es gibt Obdachlose auch in Deutschland. Nur - das sind sehr häufig Menschen, die die Angebote eben nicht wahrnehmen wollen, die ihnen für eine Unterkunft gemacht werden. Und selbst in einer Stadt wie München wird keine Familie mit Kindern obdachlos. Nein - sie wird nicht superkomfortabel untergebracht. Aber sie wird ein Dach überm Kopf haben, die Kinder gehören in einen Schulbezirk. Ich schreibe nicht, daß das spaßig ist, arm in Deutschland zu sein.

Aber arm in Deutschland und arm in USA ist eine völlig andere Dimension.

Und es ist schlicht und einfach so: In den USA bist Du von der Wohltätigkeit und der "Barmherzigkeit" abhängig in Fällen, in denen Du in Deutschland einfach ein gesetzliches Recht auf staatliche Unterstützung hast. Und dafür klopfen sich die Menschen dort dann auf die Schulter.
 

anjaxxo

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Sieht man ja schon an der Fluechtlingshilfe. Das sind fast alles Ehrenamtliche, die da helfen. Ohne die waere der Staat gerade noch heilloser ueberfordert als er sowieso schon ist.
Ich stimme dir voll und ganz zu, Wendy!
Aber der OP hat ja schon gesagt, als er gehoert hat, dass es mit der KV ein Problem ist, dass die USA dann wohl doch nichts fuer ihn sind.
 

Emmaglamour

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Traveller, ich glaube, alles was du tun musst, ist an deiner Einstellung zu arbeiten, zum Leben und zu Deutschland an sich.
:up
Ich verstehe, dass man frustriert ist, wenn man krank ist und vielleicht auch sonst alles nicht so laeuft, wie man es gerne haette. Ich habe aber einen ganz starken Glauben daran, dass die Welt immer so schoen oder schlecht ist, wie man sie selbst sieht. Es gibt sicherlich Menschen, denen geht es noch viel schlechter als dir, trotzdem geniessen sie ihr Leben mehr und finden immer wieder etwas Gutes, an dem sie sich freuen koennen.
Das glaube ich auch. Manchmal sind es einfach kleine Gesten, die von einem selber ausgehen müssen, die einen großen Umschwung einleiten.
Noch was praktmatisches hinterher geworfen, wenn Deine Heimatstadt in einem Schlechtwetterloch liegt, dann schau ob Du in eine andere Stadt umziehen kannst. Freiburg z.B. hat meines wissens nach eine recht hohe Anzahl an Sonnenstunden im Jahr. Und ein Umzug innerhalb Deutschlands ist bedeutend günstiger als eine Auswanderung. :)
... und die Sozialleistungen kann man auch "mitnehmen", die Sprache ist bekannt etc.
Nochmal danke.
Das mit der kleinen Wolke, muß ich mal gucken; da steht sogar mein Name drauf, glaube ich ;)
Es gibt eine Episode des "Rosaroten Panthers", da wird Paulchen Panther von so einer privaten Regenwolke verfolgt - bis ins Haus. Sehr lustig. Vielleicht ist die Episode online zu finden - falls Du mal Erheiterung brauchst. ;)
Meine Einstellung kommt nicht aus dem Nichts, sie ist gewachsen aus vielen Erfahrungen, weil ich erleben musste, wie neben dem Leben auch die Menschlichkeit wegbröckelt. Es mag sein, daß Deutschland den Ruf hat, von wegen Sozialsystem. Aber je kaputter man geht, desto kälter wird der Umgang mit einem; es würde zu sehr ins Detail gehen, alles darzustelllen, und ich habe auch die Erfahrung gemacht: Nichtbehinderte können sich das einfach nicht plastisch vorstellen, manchmal gar nicht verstehen.
Ich bin sicher, dass Nichtbehinderte einen anderen Blickwinkel haben, ich bin aber auch sicher, dass man auch mit schweren Behinderungen in Deutschland glücklich sein kann. Ich kenne zahlreiche Fälle, in denen die Betroffenen nicht aufgegeben haben, sondern sich ein schönes, zufriedenstellendes Leben aufgebaut haben, trotz Behinderung. In einigen Fällen hat die Behinderung sogar dazu geführt, dass diese Menschen regelrecht über sich hinausgewachsen sind, weil sie sich eben nicht von ihrer Behinderung einschränken und sich dadurch definieren lassen wollten. Das geht von einer blinden Biathletin und einem beinamputierten Abfahrts-Alpinisten bis hin zu einem von der Taille abwärts gelähmten Weltreisenden, der Berge besteigt und sich im Paragliding versucht hat. Die größte Barriere besteht immer im Kopf.

Die Problematik der Umgebungskälte stellt sich sicher dem einen oder anderen, aber auch da muss man sich eventuell fragen, ob man selber mit sich befreundet sein wollte, wenn man in den Schuhen des anderen stecken würde. Das beziehe ich nicht auf die Behinderung, sondern auf die zur Schau gestellte Einstellung. Niemand umgibt sich gern mit Menschen, die negativ auftreten, viel jammern etc. Ich sage nicht, dass Du negativ auftrittst oder andere volljammerst, ich sage lediglich, dass man selber hinterfragen sollte, ob man wirklich der Persönlichkeitssonnenschein ist, für den andere gern Zeit aufwenden. Du hast es natürlich vergleichsweise schwer, wenn Du - wie Du schriebst - Probleme hast, zu sprechen. Bist Du denn in Zeichensprache firm? Eventuell wäre das ja ein Weg, die Kommunikation mit Dritten für Dich zu vereinfachen? Du bist zwar nicht gehörlos, aber wenn das Sprechen so schwerfällt, dann wäre das eventuell eine Option für Dich, die Dir auch die Kontaktaufnahme zu Dritten vereinfachen würde?

Und wie eingeschränkt bist Du im täglichen Leben? Könntest Du denn nur mal so als Beispiel - irgendwelche ehrenamtlichen Engagements ausüben? Das ist ein Weg, um Kontakte zu (warmherzigen...) Gleichgesinnten herzustellen, neue Freunde zu finden, eine bedeutungsvolle Aufgabe zu haben (was m.E. Deinem gesamten Lebensgefühl deutlich Auftrieb geben könnte) etc.

Ich denke aber auch, dass Du in Deutschland dank des hervorragenden Sozialnetzes erst in der Lage bist, Dir über die (empfundene) Kälte Dritter Gedanken zu machen. Das ist ein Luxus. In den USA wärest Du tagein, tagaus damit beschäftigt, nicht zu verhungern und Dich über ein Dach über dem Kopf zu sorgen. Nicht zu verrecken, wenn man's genau betrachtet. Da bliebe für emotionale Betrachtungen gar keine Zeit.

Zum Umziehen; wie sollte das praktisch aussehen? Besichtigungen etc. geht ja so nicht.
Warum nicht? Gucken kannst Du doch; Dein Augenlicht ist doch, soweit ich das verstehe, nicht beeinträchtigt. :)
Oder bist Du gar nicht mobil?
Ok ok, ich weiß, was in den Startlöchern steh, nämlich "aber Amerika ginge?". Deswegen ja auch eine Wohnanlage für Rentner, ich hatte da (wohl die falsche) Vorstellung, daß es irgendwie so ginge (darum fragte ich ja auch hier). Und wenn, dann richtig - so jedenfalls war es geplant; denn ob z.B. in Freiburg in Sachen Ämter alles so relativ! ruckelfrei läuft wie hier, wäre ja auch noch ein universell zu lösendes Rätsel ;)
Du sagst selber, im Moment läuft alles relativ "ruckelfrei". Das ist Gold wert!
Spendenaktionen gibt es auch in Deutschland, es ist nur der Mentalität in Deutschland geschuldet, dass man da nicht so ein riesen mediales Heiopei von macht, wie in den USA :)
Das stimmt. Denkt mal an die Oderflut. Oder an die Spendenaktionen nach dem riesigen Tsunami auf Bali.
Meistens laeuft es so, dass Nachbarn und Freunde fuer einen in Not geratenen (bei uns war es zum Beispiel ein Bekannter, der bei einem Motorradunfall seine Beine verloren hatte) eine Party organisieren und dann einen fundraiser starten, das gibt meistens ein kleines Vermoegen, dass dafuer reicht, das Haus behindertengerecht umzubauen, wenn man Glueck hat. Danach ist man dann meistens wieder auf sich allein gestellt, denn die Hilfe kommt am Anfang und dann geht es eben meistens nicht weiter.
Ob das meistens ein kleines Vermögen gibt, sei dahingestellt. Oft kommt da auch nur eine Winzigkeit zusammen, denn viele Menschen haben einfach kein Budget für Spendenfreigiebigkeit.

Vor zwei Jahren haben wir hier auch für einen guten Freund gesammelt, der an Krebs erkrankt war und arbeitsunfähig wurde. Ein freiberuflicher Bühnenmanager, selber stets zum Wohle Dritter im Einsatz, der zum Glück eine gute KV über die Theatergewerkschaft hatte, so dass seine Krankenkosten weitgehend gedeckt waren, aber er konnte natürlich mit Gehirntumoren und Lungenkrebs nicht arbeiten. Da haben wir einige Benefizveranstaltungen abgehalten, bei denen alle Künstler kostenlos aufgetreten sind, und Menschen haben überdies online gespendet, damit der seinen Lebensunterhalt bestreiten und jemanden bezahlen konnte, der ihn zu den Behandlungen fährt, Freunde haben für ihn alle möglichen Besorgungen erledigt etc. Wundersamerweise ist sein Hirn inzwischen krebsfrei (!); lediglich ein Lungentumor ist noch vorhanden, so dass dieser Freund seit einigen Monaten begrenzt wieder arbeiten kann. Damit er seine KV behalten kann, haben andere Bühnenarbeiter überdies "Gewerkschaftsstunden" für ihn gespendet; anderenfalls hätte er nach dem Jahr ohne Arbeit seine KV verloren. Das war schon ein toller Zusammenhalt der Theatergemeinde, der da demonstriert wurde, aber so etwas kann ein Neu-Immigrant nicht erwarten. Und das Ausmaß der Spenden für Garry war in meinen Augen die Ausnahme und nicht die Regel. Er ist allerdings auch ein ganz besonders liebenswerter Mensch, der viele Menschen berührt.
Ich denke aber auch, dass die Hilfsbereitschaft daher ruehrt, dass es den Menschen gleich richtig scheisse geht, wenn was passiert. Hier in Deutschland sorgt ja der Staat fuer das Noetigste, da muss der Nachbar nicht ran.
Das stimmt auf jeden Fall.
Ich ärgere mich zudem immer tierisch, wenn so getan wird, als ob die Deutschen kaltherzig und egoistisch sind. Weils einfach nicht stimmt. Es engagieren sich unheimlich viele Menschen ehrenamtlich - egal ob beim Roten Kreuz, THW, Feuerwehr, ob sie alleinstehende Patienten besuchen, Kindern vorlesen, Kleiderspenden für Flüchtlinge sammeln, bei der Tafel helfen, in Sportvereinen.
Das sehe ich ganz genauso.
Und diejenigen, die am lautesten tönen, dass die Deutschen so kalt und egoistisch seien, sind in der Regel diejenigen, die selber nichts für die Allgemeinheit tun. Meine gesamte Familie und mein ganzer Freundeskreis ist hilfsbereit und engagiert. Ich hab' auch immer viel Ehrenamtliches gemacht - Amnesty International, BUND, Sportverein, Strafgefangenenbetreuung etc., und ich war x Jahre lang studentische Vertreterin in allen möglichen Unigremien. Blut gespendet habe ich auch jahrelang beim DRK (mache ich immer noch jedes Mal, wenn ich in Deutschland bin; in den USA darf ich ja nicht). Wir haben auch seinerzeit von der Hilfsbereitschaft Dritter profitiert, als mein Vater jahrelang schwer krank war und zwei Stunden entfernt in einer Spezialklinik lag und wir ohne Auto dort nicht hinkamen (meine Mutter hatte damals keinen Führerschein) und wir einfach darauf angewiesen waren, dass uns jemand fährt. Da waren "die Deutschen" alles andere als kalt und herzlos.

Ich schreibe nicht, daß das spaßig ist, arm in Deutschland zu sein.

Aber arm in Deutschland und arm in USA ist eine völlig andere Dimension.
:up
Und es ist schlicht und einfach so: In den USA bist Du von der Wohltätigkeit und der "Barmherzigkeit" abhängig in Fällen, in denen Du in Deutschland einfach ein gesetzliches Recht auf staatliche Unterstützung hast. Und dafür klopfen sich die Menschen dort dann auf die Schulter.
Im Grunde ist es ganz schön erbärmlich, wie fahrlässig die USA mit ihren Bedürftigen und Hilfesuchenden umgehen. Jede Gesellschaft ist imme rnur so gut, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht. Und da stehen die USA so ungefähr auf einer Stufe mit Somalia.
Sieht man ja schon an der Fluechtlingshilfe. Das sind fast alles Ehrenamtliche, die da helfen. Ohne die waere der Staat gerade noch heilloser ueberfordert als er sowieso schon ist.
Ich stimme dir voll und ganz zu, Wendy!
:up
 

mariella

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Das es Mensch mit Behinderung auch kein Zuckerschlecken in Dtl ist, glaube ich gerne. Immer als Bittsteller aufzutreten ist schei** und die Leute bei den Ämtern sind überfordert etc.
Das ist aber in anderen Ländern genauso.
Ich lebe gerne in den USA, (wenn auch erst kurz) aber auch, weil ich weiß, dass ich Deutschland immer als Fallnetz habe. Das würde ich nicht aufgeben wollen.

Um jetzt nochmal was positives zu sagen. Die Tatsache, dass du darüber nachdenkst was zu ändern zeigt ja schon, dass du dazu bereit bist! Und das ist ja immerhin der erste Schritt.
Viel Erfolg beim Umkrempeln deines Lebens! :)
 

Emmaglamour

Well-Known Member
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Nein, natürlich ist ein Leben mit Behinderung kein Zuckerschlecken; da sind wir uns sicher einig. Niemand ist gern eingeschränkt, und ich denke, dass eine Behinderung, die die Kommunikation erschwert, besonders belastend ist oder zumindest sein kann. Ich denke dennoch, dass man in Zentral- und Nordeuropa ganz anders unterstützt wird, als man das jenseits Europas erwarten kann, sowohl finanziell als auch in Bezug auf Therapien, Betreuung (sofern notwendig) etc.

Und ich denke, dass man auch mit (oder: trotz) Behinderung und Einschränkungen ein erfülltes Leben führen kann, auch wenn es sicher schwieriger ist, sich den Weg zu bahnen, gerade weil man aus der Norm fällt. Aber das eröffnet einem ja auch wieder Möglichkeiten, wenn man den ungewöhnlicheren Blickwinkel zur Stärke macht. Ich nenne als Beispiel mal ein politisches, soziales und/oder kulturelles Engegament zur Stärkung der Behindertenförderung und -gleichstellung. Das kann etwas (zunächst) recht Privates sein, wie beispielsweise ein Blog (sowas geht kostenlos, und es kann eventuell sogar mittel- bis langfristig als Einkommensquelle ausgebaut werden; ein begenztes Einkommen ist doch auch Beziehern von Erwerbslosenrente gestattet, wenn ich nicht irre), Gastbeiträge in Blogs und traditionellen Medien, die beispielsweise auf spezifische Probleme aufmerksam machen etc. Oder das kann eine Unterstützung vorhandener Organisationen sein, die sich für Behinderte einsetzen; da gibt's ja alle möglichen Varianten. Man könnte beispielsweise bei Mailings helfen. Man könnte sich lokalpolitisch engagieren, Petitionen auf die Beine stellen etc. Oder man könnte seine Lebensgeschichte mit den verbundenen Hürden und deren Bewältigung aufschreiben, sei es in Form von Memoiren, sei es in anderer Form.

Will sagen: Man muss sich nicht geschlagen geben, sondern es gibt - wenn man das möchte - immer einen Weg, sich trotz der sicher großen Hürden in irgend einer Form zu engagieren und eine Herausforderung zu finden, die einem Auftrieb gibt. Und ich denke, dass das für Traveller wichtig wäre: Auftrieb finden.

Ergänzung:
Ich hatte kürzlich einen Artikel über die erste blind-taube Absolventin der Harvard Law School gelesen, den ich sehr inspirierend fand. Vielleicht findet Traveller in dieser Geschichte auch etwas Inspiration und Motivation. Hier ist der Link:
Harvard Law School's First Deaf-Blind Graduate Advocating For People With Disabilities (VIDEO) : News : Headlines & Global News
 
Zuletzt bearbeitet:

mariella

Well-Known Member
Ergänzung:
Ich hatte kürzlich einen Artikel über die erste blind-taube Absolventin der Harvard Law School gelesen, den ich sehr inspirierend fand. Vielleicht findet Traveller in dieser Geschichte auch etwas Inspiration und Motivation. Hier ist der Link:
Harvard Law School's First Deaf-Blind Graduate Advocating For People With Disabilities (VIDEO) : News : Headlines & Global News

Darüber habe ich auch einen Artikel gelesen. Wahnsinn.
Allerdings sagen sie im Artikel, dass sie in Kalifornien geboren ist, in Eritrea aber keinen Zugang zu Bildung hatte. hm? Sie hat nie in Eritrea gelebt oder?
Na ja, trotzdem wirklich eine inspirierende Geschichte!
 

Emmaglamour

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Ja, die Diskrepanz ist mir auch aufgefallen. Ich nehme an, dass das ein Konjunktiv hätte sein müssen, also sinngemäß sowas wie, "wäre sie, wie ihr älterere Bruder, in Eritrea geboren worden, hätte ihr, wie ihm, der Zugang zu behindertengerechter Förderung gefehlt".
 

Traveller

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Hi noch mal.

Nur ein Beispiel zu den von mir monierten Steinen im Weg. Vorab sollte einem klar sein, besonders in den betreffenden Ämtern, daß einen die Behinderung aus der Bahn geworfen haben und/oder die tatsächliche Gesundheit dafür gesorgt hat, daß man nicht mehr so psychisch belastbar ist wie früher. Meine Erfahrung: ist es nicht. Gleichgültigkeit, Kleinkariertheit und derlei mehr lassen garantiert viele Behinderte auf dem Weg aufgeben.
Zum Beispiel: es wird in den Medien doch immer so großkotzig geschwallt über behördenübergreifende Zusammenarbeit. Was und wie aber, wenn das nicht mal innerhalb EINER Behörde auch nur im Ansatz funktioniert?
Als es mich erwischte, erfuhr ich, trotz Beratung, erst ein Jahr später, daß ich zur Rente SGB12-Anspruch hätte. Antrag beantragt, es kam ein Wust an Formularen, die übrigens meist nicht eindeutig sind, aber ok. Dann bekam ich es mit einer 2. Abteilung zu tun, die mir haargenau denselben Käse schickten. Zähneknirschend, und wiel ich gerade im Lauf war, ausgefüllt. Nun Abteilung 3; es geht um Beförderungsscheine; davon erfuhr ich erst vor 4 Wochen ! Und nicht etwa durch das Amt, welches ich mehrmals gefragt hatte, was noch möglich sei, nein, der Behindertenbeauftragte sagte mir dies.
Also, Abt. 3 wollte WIEDER den ganzen Scheiß von mir haben, obwohl ich schrieb, Frau S. fragen, die hat ALLES. Erst durch Einschaltung des Behindertenbeauftragten war es ihr wohl möglich, die 2 Büros weiterzugehen und sich den Krempel zu kopieren. MUSS SOWAS SEIN ?

Ach so, meine Mobilität und überhaupt ... ich kann nicht sprechen. Ich kann keinen Meter freestyle gehen, ohne auf die Fresse zu fallen; selbst mit Rollator habe ich mich vor 2 Tagen fast gelegt. Rollstuhl; kommt, aber diese Wohnung ist für nichts ausgelegt. Und alleine deswegen kann ich nichts tun; ich könnte zB Auto fahren, das Problem aber ist, hin und weg zu kommen.

BTW; mit sozialer Kälte meine ich weniger das System, das durchaus verbesserungswürdig wäre, sondern die Menschen, die darin arbeiten; viele hätten in meinem Deutschland auf ihren Posten nichts zu suchen.

Die Ehrenamtlichen, echt jezz: die können auch nicht helfen; der Behindertenbeauftragte ist der 1. Ehrenamtler, der nach eigener Aussage nichts tun kann, aber wenigstens kann er mal vermitteln; ich finde, das ist aber DIE Ausnahme.


Generell; ich sehe es in Berichten, Nachrichten, Dokumentationen, Filmen, Serien, wie schlecht das System in den USA ist. Die USA, the land of the free, vom Tellerwäscher zum Millionär und alls die Storys; ich lese Eure Geschichten - und es fällt mir immer noch schwer, zu glauben, daß das angeblich "tollste" Land der Welt (reich, mächtig, superduper etc) da so mies aufgestellt sein soll / ist. Das klingt fast nach einer schlechten Parallelwelt für mich.

Link lese ich mir später durch.


Es tauchte die Frage auf, ob ich mit mir selbst befreundet sein wollte. Sage ich Ja, würde ich lügen, sage ich nein, wäre das auch nicht richtig. Es würde etwas fehlen.
Ich sage - nein. Denn umgekehrt habe ich das Interesse an Freundschaften verloren.
Ich war früher der Nette, der Hilfsbereite, der gutmütige Depp, den man leicht überreden konnte. Irgendwann merkte ich; wenn jemand ein Problem hatte, dann wurde ich befragt. Hatte jemand etwas zu tun, wurde ich angeheuert. Und dann kam mal die Situation, da hätte ich ein Gespräch gebraucht, und später mal Tathilfe benötigt. Da hatte man auf einmal keine Zeit.
Dann kam die 1. Behinderung, und ruckzuck kürzten sich die sogenannten besten Freunde weg. Diese Behinderung war: rehctsseitige Taubheit und eine mäßig sichtbare Facialisparese. Einer - EINER blieb übrig. Und den schoß ich dann ab, als es mir nicht gelang, ihn nach 2 Jahren mal zu einer Kneipentour zu bewegen. Damit wir uns richtig verstehen; davor waren wir jedes Wochenende auf der Piste, und dann habe ich 2 Jahre vergebens geackert; immer kam etwas wichtigeres dazwischen, oder keine Lust, daheim kann man auch saufen. Als dann ein sehr kurzfristiges Essen mit ehemaligen Kollegen, mit denen er sich nicht mal sonderlich gut verstanden hatte, wichtiger war als wieder mal das angesetzte Ausgehen, war für mich der nächste Schritt klar - und das Ergebnis ebenso. Ich schrieb ihm einen Brief, also, Papier und so, monierte das und stellte ihn vor die Wahl, entoder weder. Ich habe nie wieder von ihm gehört - und es war mir egal.
Fazit: wenn es dermaßen unmöglich ist, "beste Freunde" zu halten, wieso sollte ich mir die Mühe machen, von vorne anzufangen? Wieso sollte das funktionieren? Mit anfänglich Fremden?

Also habe ich ein Leben so eingerichtet, wie es jetzt ist; inhome-Leben, inhome-Hobbys, inhome-online - Peng.
Sicher würde ich mal dies und jenes wollen, aber es geht nicht. Und: ich war immer der Meinung: ganz der garnicht.
Beispiel Reiten. Früher ging ich Reiten; als ich dem Arzt davon erzählte, wollte er mir therapeutisches Reiten verschreiben.
Zum Reiten gehört aber: Vorbereitung, Reiten, Nachbereitung. Heute würden Punkt 1 und 3 wegfallen, und das ist es nicht; ich finde, wenn ich das nicht kann, habe ich auf einem Pferd nichts zu suchen. Dieser Faden ist in mir drin, kann ich nichts gegen tun.
Urlaub - was soll ich auf einer Südseeinsel, wenn ich nicht mal selbstständig liegen kann (überspitzt ausgedrückt); es würde mir alles andere als Spaß machen.

Amerika - war ein Gedanke vor der schlechten Zeit, an dem ich festhalten wollte, für bessere Zeiten. Aber es wird immer deutlicher, daß diese nicht mehr kommen werden, also fällt es mir relativ leicht, ihn fallen zu lassen.
Mein Leben läuft auf Sparflamme, und ich habe mich daran gewöhnt; so etwas wie Urlaub wäre wahrscheinlich nur schädlich - Blut lecken und dann suchten.

Ich danke nochmals und hoffe, Euch meine Beweggründe etc. pp. habe näher bringen können.
 
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