Hallo aus Frankfurt

Ezri

Adminchen
Administrator
Naja, sooo überraschend finde ich das nicht. Jede Nation geht davon aus, dass ihre Ausbildung die beste sei und andere eher minderwertig und deshalb werden Ausbildungen aus anderen Ländern meist nur teilweise oder gar nicht anerkannt, völlig egal um was für eine Ausbildung es sich handelt.
 

Wendy

Super-Moderator
Teammitglied
Moderator
Also - (bitte mit Vorsicht zu genießen - denn jeder Job und jeder Arbeitgeber mag anders sein): Wirf jeden Anspruch, was Dir "dienstgradmäßig zustehen könnte" über Bord - will heißen: geh nicht davon aus, daß jemand Dir einen Job geben wird, den Du mit dieser Ausbildung hier in Deutschland bekommen würdest. Geh davon aus, daß Du Geld verdienen mußt.

Guck Dir Anja an - die hat in Deutschland höchst qualifiziert gearbeitet. Und hat in den USA als Packerin in einer Würstchenfabrik begonnen. Und sich durch Zuverlässigkeit hochgearbeitet.

Wenn Dein Studiengang nicht einer der gefragten ist (und da sind vor allem Maschinenbauer, Elektroingenieure, Naturwissenschaftler in der Forschung oder ITler oder eben sehr spezielle Berufe), dann ist Deine Ausbildung schlicht nicht besonders viel wert. Dann wirst Du gegen haufenweise Amerikaner konkurrieren, die auch den Job wollen - aber das Fach so studiert haben, daß es auf amerikanische Job-Beschreibungen paßt - und nicht so, daß Du erklären mußt, was bei uns die Studieninhalte sind. Und Du mußt Geld verdienen, um den Alltag zu bestreiten - denn mit der Los-Greencard ist vermutlich die Greencard vor dem Job da - also mußt Du schnell Geld verdienen.

Kaprizier Dich also nicht drauf, im studierten Beruf was zu finden.

Und beschäftige Dich mit dem Thema prekäre Arbeitsverhältnisse in den USA - denk daran - bezahlter Urlaub ist keine Selbstverständlichkeit. In vielen Jobs gibts im ersten Jahr keinen einzigen Tag.

Eine Freundin arbeitet in einer Firma mit "ausgezeichneten Sozialleistungen" und hat pro gearbeitetem Monat 1 "personal day" - das ist ein bezahlter freier Tag. Aber egal, ob zum Vergnügen oder krank. Und je nach Betriebszugehörigkeit zusätzlich noch nach einem Punktesystem Punkte - und je nachdem, ob sie die Punkte an Wochentagen oder Wochenende/Feiertag einsetzen will, braucht sie für weitere freie Tage 1 oder 2 Punkte. Sprich - im allerbesten Fall hat sie 24 freie bezahlte Tage im Jahr. Was sehr sehr gut ist.

Krankenversicherung steht dank affordable care act (Obama care) zwar jedem zu und die Versicherungen können einen nicht ablehnen - das heißt aber verinfacht gesagt nicht, daß der Arbeitgeber das bezahlt. Du hast nur das Recht, eine Krankenversicherung zu bekommen. Eine mit guten Leistungen ist nicht günstig...
 

Calis

Well-Known Member
Herzlich willkommen...

Wäre gut zu wissen in was du deinen Abschluss machst, dann könnte man eher mit Ratschlägen in Richtung bewerben helfen.

Wie wäre es mit einem Praktikum in den USA?
 

Sanuye

Member
Guten Morgen ihr Lieben!

Wendy, danke für den ausführlichen Beitrag. Ich glaube, ich habe durch meine Freunde/Bekannten in den USA schon einen guten Einblick in die Jobsituation bekommen und das deckt sich mit dem, was du beschreibst. Ich gehe auf keinen Fall davon aus, dass ich direkt einen guten Job finden würde und ich bin jemand, der erst einmal alles machen würde (und auch hier in Deutschland hab ich schon in allen möglichen Berufen gearbeitet, bevor ich was gefunden hab, was einigermaßen zu meinem Studium passt).

Mein Studiengang ist leider nicht besonders gefragt. Ich studiere Politikwissenschaft (mit Fokus - so gut es eben ging - auf Human Rights und Peace & Conflict studies, regional gesehen vor allem im Nahen Osten) und Ethnologie, wo ich mich v.a. auf Native Americans konzentriert habe.

Ein Praktikum wäre schön.. aber die Kosten schrecken mich ab. Wenn ich jetzt mein ganzes Erspartes dafür ausgebe, müsste ich wieder ganz von vorne mit dem Sparen anfangen, um mich für die Lottery bewerben zu können.
 

Wendy

Super-Moderator
Teammitglied
Moderator
Mh ich frag mal provokant ( und Du mußt das natürlich nicht beantworten, aber vielleicht dir selbst beantworten)
Dein Studium ist ein eher "altruistisches" damit meine ich, es ist eins bei dem es einem eher ums Welt verbessern geht als um hohes Einkommen.

Aber Du hängst da offenbar nicht gerade mit Herzblut drin, sonst wäre dir der Master keine Last sondern eher Lust.

Was glaubst Du was dir dieses Studium nutzt in einem Land, das gerade beschließt, das ihm genau das, was deine Studienschwerpunkte sind, am Arsch vorbei geht?

Wohlgemerkt, die Frage stelle ich bewusst provokant formuliert...
 

Sanuye

Member
Ich hab kein Problem hier darauf zu antworten, ich finde deine Denkanstöße äußerst hilfreich.

Ich würde nicht per se sagen, dass es bei Politik eher ums Welt verbessern geht, in meinem speziellen Fall aber vermutlich schon.

Themenschwerpunkte, die mich besonders interessieren wären beispielsweise: Integration, Radikalisierung und religiöser Terror, Identität. Ich kann mir eigentlich gar nicht vorstellen, dass es in den USA zu diesen Feldern keine Institutionen und Einrichtungen gibt, in denen man dazu arbeiten könnte.

Das Problem mit so einem Studium ist, dass man überall und nirgendwo arbeiten könnte. Klar würde ich mich mit dem Master noch etwas mehr auf ein Feld beschränken. Aber mein Problem ist tatsächlich, dass ich überfordert bin, weil das Fach so breit ist, dass man kaum weiß, wo und wonach man schauen kann.

Ich kann ja mal ein bisschen erzählen, was ich bisher gemacht hab; macht ja auch nichts, wenn mich hier jemand erkennt. Meine Familie und Freunde wissen eh, dass ich irgendwann zumindest für einige Jahre aus Deutschland abzischen werde. :ahoi

Aktuell hab ich zwei Jobs:

1. In einem Jugendzentrum, das mit Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund arbeitet. Dort betreue ich eine Mädchengruppe und fotografiere Events und schreibe Artikel darüber.
2. In einer Sprachschule, wo ich einerseits alle anfallenden Office Tätigkeiten mache, andererseits aber auch persönlich Kunden berate und im Marketing tätig bin.

Ansonsten hab ich Praktika und mehrere Projekte im journalistischen Bereich und im PR Bereich gemacht (mein Praktikum fürs Studium in der PR Abteilung einer Institution, in der es um genau die Themen geht, die mich ansprechen: Integration, Rassismus, Radikalisierung und Religion, ect).

Und ehrlich gesagt hat mir alles Spaß gemacht. Ansonsten hab ich noch im Einzelhandel gearbeitet, möchte da aber nie mehr hin.
 

Calis

Well-Known Member
Was mir da einfällt ist, schaue mal auf die UN Webseite. Dort gibt es auch Ausschreibungen und es wäre vieles in NY.

Zwar kein US-Visum aber du könntest dort leben und es könnte halbwegs zu deinem Studium passen.

Chancen sind zwar gering, aber was kann schon passieren?
 
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